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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Zahl, meinen Sie nicht auch?“
      Sein Blick wurde noch aufmerksamer. „Eine sehr schockierende Zahl“, sagte er. Und dann wandte er sich wieder seinem Wein zu.
      Blanche fragte sich, was er tatsächlich dachte.
      Er sah sie von unten herauf unter langen Wimpern an. „Ist einer dabei, den Sie bewundern?“
      Ihr Herz schien stillzustehen. Einen Moment lang fiel es ihr schwer zu sprechen. „Nein, eigentlich nicht.“
      Er lächelte finster. „Ich bin sicher, der richtige Kandidat wird erscheinen.“
      Sie mied seinen Blick und versuchte, nicht an schimmernde Haut, muskulöse Arme und einen hingerissenen Gesichtsausdruck zu denken. „Ja, das hoffe ich auch.“
      
    Blanche beugte sich vor, während ihre Kutsche am nächsten Tag auf die Straße nach Penthwaite einbog. Es war eine Stunde vor Mittag. Sie hatte Sir Rex nach dem Abendessen unten allein gelassen und sich gefragt, ob er wohl die Absicht hatte, sich allein zu betrinken. Besorgt fragte sie sich, ob er auf diese Weise wohl seine Abende verbrachte. Doch in dem Moment, da sie ins Bett gegangen war, hatte die Erschöpfung sie überwältigt, ungeachtet der Tatsache, dass es erst neun Uhr war. Sie dachte an ihren geheimnisvollen Gastgeber, erinnerte sich an die Szene, die sie beobachtet hatte, und schlief sofort ein. Erst als Meg sie weckte, wachte sie aus einem tiefen, festen Schlaf auf.
      Beim Frühstück leistete Sir Rex ihr nicht Gesellschaft. Sie erfuhr, dass er bei seinen Stallburschen beschäftigt war und sich offenbar um seine Pferde kümmerte. Und er war nicht bei ihr in der Kutsche. Er reiste zu Pferde.
      Blanche war nicht klar gewesen, dass ein Mann, dem die Hälfte eines Beines fehlte, ganz normal im Sattel sitzen konnte, aber sie hatte ihre Überraschung schnell überspielt und so getan, als wäre dieser Anblick etwas ganz Normales. Bald hatte sie festgestellt, dass er ausgezeichnet ritt. Beinahe schien er wie ein Teil des Pferdes, mit einem Stock dort, wo sein Unterschenkel hätte sein sollen. Aber natürlich musste jeder Kavallerist die Reitakademie besuchen, ehe er seinen Dienst aufnehmen konnte.
      Jetzt verspürte sie ein wenig Aufregung. Die Hauptstraße war in gutem Zustand gewesen, aber diese Straße hatte viele Löcher, und überall lagen Steine, manche so groß, dass der Kutscher sich dazu entschloss, um sie herum zu fahren. Blanche wunderte sich über die schlechte Instandhaltung und blickte über das Moor, doch sie sah kein einziges Rind oder Schaf dort grasen.
      Dann blickte sie zu Sir Rex, der vor der Kutsche herritt. Seine Krücke war zusammengeklappt und hing an einem Haken an seinem Sattel. Er ritt mühelos auf einem großen, herrlichen Pferd. Unübersehbar war er ein meisterlicher Reiter, und sie war wieder beeindruckt. Schlimmer noch – erneut verspürte sie das Flattern in der Brust.
      Mit ernster Miene blickte er zu ihr hinüber. Blanche wusste, dass ihm der Zustand der Straße egal war.
      Jetzt sah sie zur Rechten einige Gebäude. Als ihre Kutsche näher kam, erkannte sie, dass es nur steinerne Überreste waren, schon vor langer Zeit verfallen – ob durch ein Feuer, von der Witterung oder durch Vernachlässigung war nicht zu erkennen.
      Wie es schien, hatte Sir Rex recht, und Penthwaite befand sich in einem schlechtem Zustand. Sie hatte vorgehabt, sich auf dem Anwesen zu erholen. Doch diese Pläne sah sie jetzt gefährdet. Allerdings war sie noch nicht bereit, nach London zurückzukehren und sich ihrer Schar von Verehrern zu stellen. Blanche zögerte, wohl wissend, dass sie nicht länger bei ihrem Gastgeber verweilen durfte, vor allem nicht nach dem, was sie gesehen hatte.
      „Das Herrenhaus liegt da vorn“, rief er ihr zu.
      Blanche steckte den Kopf aus dem Kutschenfenster, um einen Blick darauf zu werfen. Sie sah ein rechteckiges Gebäude, schlicht und wenig beeindruckend, ohne Bäume, Hecken oder Efeu. Im Hof gab es einen kleinen Springbrunnen, aber er funktionierte nicht. In der Ferne ragte ein kleines steinernes Gebäude empor, das vermutlich als Stall diente. Dann entdeckte sie hinter der Scheune ein paar grasende Schafe, und es erschienen zwei sehr magere Kühe im Hof. Plötzlich bemerkte Blanche zwei kleine Jungen. Einer schleppte einen Eimer, ein anderer trug einen Korb. Sie waren barfuß, aus ihren Hosen herausgewachsen, und sie gingen in das Haus.
      Penthwaite war kein blühendes Anwesen. Der Gegensatz zu Bodenick Castle war unübersehbar. Schlimmer noch –

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