Die Lady auf den Klippen
Flecken auf seinen Wangen wurden dunkler.
Sie biss sich auf die Lippe. Er wirkte so unglücklich, und offenbar verachtete er sich schon wieder. „Sir Rex“, begann sie. „Soll ich Ihnen etwas Tee einschenken?“
Er räusperte sich. „Ich dachte, Sie wären bereits abgereist, aber wie ich bemerkt habe, sind Sie jetzt im Begriff abzureisen, denn ich sah, dass Ihr Kutscher das Gespann herrichtet. Wieder einmal muss ich mich bei Ihnen entschuldigen. Sie haben die denkbar ungehörigsten Bemerkungen anhören und mein unangemessenes Verhalten ertragen müssen. Ich hatte kein Recht, so zu Ihnen zu sprechen, wie ich es getan habe. Ich hatte kein Recht …“ Er zögerte, und es gelang ihr nicht, sich abzuwenden. „Ich hatte kein Recht, mit Ihnen zu spielen.“
Ihr Herz trommelte. Seine Worte hätten unhöflich wirken müssen – doch das taten sie nicht. Sie enthüllten zu viel Empfindsamkeit. Hatte er in der letzten Nacht gespielt? Hatte er sie mit seinem fordernden Verlangen in Verlegenheit bringen wollen?
„Das war mir nicht bewusst“, brachte sie mühsam heraus und war jetzt sehr verwirrt. „Dass unser Gespräch für Sie etwas anderes bedeutete, meine ich.“
„Nein?“ Seine Augen funkelten. „Es gibt für mein Verhalten keine Entschuldigung.“
Blanche spürte Verzweiflung. Zitternd erhob sie sich. „Die Wahrheit ist, dass ich in der vergangenen Nacht nicht einfach so hätte eindringen dürfen.“ Sie fand ihre Stimme wieder und sprach jetzt klar und deutlich. „Dies ist Ihr Haus. Sie haben das Recht, nach dem Abendessen in Ihrem Zimmer zu sein.“
„Sie sind mein Gast. Sie haben das Recht, mir Gesellschaft zu leisten. Ich bat Sie zu bleiben – oder erinnern Sie sich nicht daran?“
Sie wollte ihn verteidigen. „Bitte, Sir Rex. Hadern Sie nicht mit sich selbst. Ich habe keinen Gedanken mehr an die letzte Nacht verschwendet.“ Bei dieser Lüge errötete sie.
Fragend sah er sie an, und sie spürte, dass er ihr nicht glaubte. Blicklos starrte sie auf ihre Teetasse. „Wir hatten ein ungewöhnliches Gespräch.“ Sie holte tief Luft. „Es war bemerkenswert – erfrischend, sonst nichts.“ Und dann sah sie auf.
Er machte große Augen. „Das glauben Sie doch selbst nicht. Gewiss verachten Sie mich jetzt.“
„Es gibt keinen Grund zur Verachtung. Bess und ich sprechen über alle möglichen Dinge. Sie ist sehr offen – manchmal schockierend offen.“ Sie brachte ein Lächeln zustande, obwohl sie so nervös war, dass ihre Knie zitterten.
„Ich bin nicht Bess.“
„Freunde sprechen offen miteinander. Ich bin sicher, Sie hatten vor, mich zu beraten, nicht, mich zu beleidigen. Sie haben mich nicht beleidigt“, fügte sie hinzu. „Ich war noch nie mit einem Mann befreundet.“
„Mit einem Mann befreundet“, wiederholte er tonlos. „Bin ich jetzt ein männlicher Freund?“
Sie zögerte.
Sehr langsam sagte er: „Sie sind sehr großzügig. Sie haben ein Beispiel gegeben, dem jeder – Ladies und Gentlemen – folgen sollte.“
Blanche errötete unter seinem Lob. „Eigentlich nicht.“
„Ich bin mir sicherer denn je, dass Ihre Freundlichkeit ihresgleichen sucht. Ich wünschte, ich hätte Sie allein Ihrem Schlaftrunk überlassen.“
Sie biss sich auf die Lippe, genau wie letzte Nacht. „Sie sehnten sich nach Gesellschaft. Das ist nicht ungewöhnlich, Sir Rex.“
Blanche sah Bedauern in seinen Augen flackern, und er blickte zur Seite – sie war sicher, dass er sich an sein Geständnis erinnerte, einsam zu sein. Mitleid stieg in ihr auf. Er war einsam – er brauchte einen wahren Freund. „Außerdem“, sagte sie leise, „war ich wohl diejenige, die Sie beleidigt hat, nicht wahr? Mehr noch, ich habe Sie bedrängt. Und das habe ich mit Absicht getan, Sir Rex, und Sie können das nicht leugnen. Vielleicht bin ich diejenige, die sich bei Ihnen entschuldigen sollte?“
Er lachte tonlos. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wieder versuchen Sie, alles umzudrehen und Ihr Verhalten falsch erscheinen zu lassen. Sie wollen meine Gefühle schützen.“
Sie wurde mutig. „Was ich letzte Nacht sagte, war ernst gemeint. Sie sind ein guter und ehrenwerter Mann. Ich habe sie immer geachtet, und das werde ich auch stets tun.“
Er erschrak. „Mir ist, als hätten wir gemeinsam einen weiteren Sturm überlebt, einen von den Ausmaßen eines Orkans.“
„So geht es mir auch“, entgegnete sie
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