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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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etwas dagegen zu tun.
      „Sir Rex hat mir nichts Näheres von der Versammlung erzählt.“
      Margaret wirkte sehr eifrig in ihrem Mitteilungsdrang. „Einmal in jedem oder jedem zweiten Monat bittet Sir Rex die Minenbesitzer zu einer Zusammenkunft. Er ist sehr interessiert an den Zuständen der hiesigen Minen. Es gibt acht hier in der Gegend. Vor drei Jahren hatten wir einen schrecklichen Einsturz. An jenem Tag starben zehn Männer. Seither besteht Sir Rex darauf, dass die Minen sorgfältig instand gehalten werden.“
      Es überraschte Blanche nicht zu hören, dass er die Minen beaufsichtigte, um die Sicherheit der Männer zu gewährleisten. „Ja, Sir Rex hat eine wohltätige Ader.“
      „Oh ja, die hat er – einen Anteil an seinen Gewinnen gibt er an ein Hospital bei St. Jude“, erwiderte die junge Frau ehrfürchtig. „Und es war seine Idee, die alte normannische Kirche wieder aufzubauen, die man im Dorf hatte verfallen lassen. Unsere ärmsten Familien wissen, dass sie in seiner Küche immer etwas zu essen finden.“
      „Und in dieser Kirche findet jetzt die Versammlung statt, nicht wahr?“ Blanche fand es sehr interessant, dass Margaret Farrow Sir Rex so viel Hochachtung entgegenbrachte, wenn sie ihm doch ebenso sein gesellschaftliches Versagen hätte vorhalten können.
      Margaret zeigte ein Stück den Weg hinunter. „Es ist am Ende der Straße. Sie können sie von hier aus sehen. Bleiben Sie lange bei uns?“
      „Ich habe mich noch nicht entschieden“, entgegnete Blanche. „Aber ich hoffe, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen werden. Vielleicht bei einem Abendessen auf Bodenick!“
      Einen Moment lang starrte Margaret Farrow sie stumm an. Dann sagte sie eifrig: „Oh, wir würden gern zum Abendessen kommen. Mr Farrow bewundert Sir Rex sehr! Er sagt, er sei ein Kriegsheld. Sein Cousin war ebenfalls beim 11. Regiment der leichten Dragoner in Spanien.“
      Blanches Herz schlug schneller. „War das Sir Rex’ Regiment?“
      „Mr Farrow nimmt es an, ja.“
      Einen Augenblick lang war Blanche ganz aufgeregt, dann kamen Zweifel in ihr auf. Vielleicht wusste Margarets Ehemann, was Sir Rex derart zusetzte. Andererseits wollte ihr Gastgeber vielleicht nicht beim Abendessen über den Krieg reden. Sie wusste, dass sie mit großer Umsicht vorgehen musste. „Wenn ich kann, würde ich gern einen solchen Abend planen“, sagte sie offen. „Darf ich Sie Margaret nennen?“
      „Oh ja – bitte, tun Sie das.“
      „Aber bitte warnen Sie Mr Farrow. Sir Rex spricht nicht gern über den Krieg.“
      „Ja, das will ich ihm sagen.“
      Gleich darauf trennten sich die beiden Frauen. Da es noch immer keine Spur von Sir Rex zu sehen gab, oder von Minenarbeitern auf der Straße, beschloss Blanche, zur Kirche zu gehen. Sie war nicht sicher, wie sie Sir Rex zu einem kleinen Abendessen überreden könnte, aber sie wollte ihn unbedingt mit den Farrows bekannt machen – auf die eine oder andere Weise. Mochte er auch behaupten, dass er gern völlig zurückgezogen lebte, tat es seinem Wohlbefinden nicht gut. Noch nie zuvor hatte Blanche sich so kühn in das Leben eines anderen Menschen eingemischt. Das lag nicht in ihrer Natur. Bess und Felicia wären schockiert zu hören, was sie vorhatte. Aber sie war noch nie sicherer gewesen, dass das, was sie für Sir Rex tun wollte, richtig war.
      Blanche hatte den kleinen Weg erreicht, der zu der alten Steinkirche führte. Als sie an der Vordertür ankam, hörte sie viele Stimmen, laut und erregt, die miteinander stritten. Unbehagen erfasste sie.
      Drinnen tobte eine hitzige Debatte. Sie sagte sich, es gäbe keinen Grund zur Sorge – eine heftige Diskussion war bei einer Dorfversammlung vermutlich nichts Ungewöhnliches. Auch wenn sie es nicht genau wissen konnte, weil sie noch nie bei so einer Versammlung gewesen war. Menschenmengen schätzte sie nicht besonders. Mit acht Jahren war sie bei einem Maifest in Ohnmacht gefallen, ein Jahr später bei einem Zirkus, und seither hatte sie größere Menschenansammlungen stets gemieden. Aber das war lange her.
      Es war dumm, sich jetzt verunsichert zu fühlen. Außerdem war sie sehr neugierig im Hinblick auf diese Versammlung – und welche Rolle Sir Rex dabei spielte.
      Aber dann hörte sie drinnen jemanden schreien, und dieser Schrei klang sehr wütend.
      Blanche erstarrte und bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. Der Wunsch zu fliehen wurde überwältigend. Und einen

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