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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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benommen war, versuchte, sich auf Leilahs rundes Gesicht zu konzentrieren, während das Mädchen sie noch einmal schüttelte. Hinter ihr stand Bella und schirmte das Licht der Lampe mit der Hand ab. Sie hatte sich halb der Tür zugewandt und lauschte, ob ihnen jemand gefolgt war.
    „Kommen Sie, Mylady“, flüsterte Leilah drängend, „kommen Sie, wir müssen uns beeilen! “
    Caro setzte sich auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Warum? Wohin gehen wir?“
    „Zum Gefängnis“, sagte Leilah und drehte den Saum ihres Kleides zwischen den Fingern. „Niemand, der so heißt wie Ihr Gemahl, ist unter Hamils Gefangenen - englische Namen sind so schwierig! Aber mein Vater sagt, es gibt noch ein paar Ihrer Landsleute, und vielleicht ist er unter ihnen. Wir können nur sicher sein, wenn Sie mitkommen, und wir müssen zurück sein, ehe Hamil erwacht. Oh, bitte, Mylady, beeilen Sie sich!“
    Bei Leilahs Worten war Caro hellwach geworden. Frederick wartete auf sie. Sofort erhob sie sich von der Matratze und durchsuchte hastig die Kleider, die man ihr gegeben hatte. Frederick erwartete sicher, dass sie Weiß trug. Er hatte sie so selten um etwas gebeten, dass sie ihm diesen kleinen Gefallen immer gewährt hatte. Heute aber war sie gezwungen, ein seidenes Gewand mit gelben und cremefarbenen Streifen zu tragen. Es war hell, aber eben nicht weiß, und als sie das Kleid über den Kopf zog, beschlich sie eine ungute Vorahnung.
    In dunkle Tücher gehüllt, sodass nur noch die Augen zu sehen waren, verließen die drei Frauen das Haus durch eine kleine Seitentür, die Caro noch nie zuvor bemerkt hatte. Draußen warteten zwei Männer, einer von ihnen war Leilahs Bruder Morad, und gemeinsam eilten sie zum Gefängnis. Caro verließ Hamils Haus zum ersten Mal, seit sie nach Tripolis gekommen war, und bald hatte sie in den engen, verwinkelten Gassen die Orientierung verloren. Es musste schon nach Mitternacht sein, die Straßen waren leer, und von Ferne hörte sie das Rauschen des Meeres.
    „Dies ist das Bagno, in dem die Amerikaner von dem Schiff, das im Hafen liegt, festgehalten werden“, flüsterte Leilah, als sie an einem kleinen, gut bewachten Lagerhaus vorbeikamen. „Die Gefangenen des Paschas sind im Palast selbst, aber Hamil hat ein eigenes Gefängnis, dort hinten, an der nördlichen Mauer.“
    „Warum?“, fragte Caro und zog ihr Tuch tiefer ins Gesicht. Obwohl sie bis zu den Knöcheln verschleiert war, starrten die Wachen sie interessiert an, und das verunsicherte sie.
    Leilah sprach noch leiser, als sie das kleinere, fensterlose Gebäude erreichten, das Hamil als Gefängnis diente. „Hamil ist zwar mit dem Pascha befreundet, aber so weit es die Gefangenen betrifft, traut er ihm nicht ganz. Er hat das Recht, das Lösegeld für seine eigenen Gefangenen für sich zu beanspruchen, und auf diese Weise kann er sicher sein, dass er es auch bekommt.“
    Morad führte sie in einen Innenhof, vorbei an einem weiteren Mamelucken, und bedeutete ihnen, bei einer Bank im Schatten zu warten. „Er sagt“, erklärte Leilah, „wir müssen hier außerhalb des Lichtscheins warten, damit wir die Gefangenen sehen können, sie uns aber nicht erkennen.“
    Caros Kehle war trocken vor Aufregung, als sie sich neben Leilah auf die Bank setzte. Sie hatte Frederick so lange nicht gesehen, dass sie gar nicht wusste, was sie ihm zuerst erzählen sollte.
    Nacheinander wurden ihnen die Gefangenen vorgeführt. Junge und alte, dicke und dünne. Ihre einzige Gemeinsamkeit war die Tatsache, dass sie Engländer waren, und sie beklagten sich bitter darüber, mitten in der Nacht geweckt worden zu sein. Aber Frederick war nicht dabei.
    Betrübt sah Caro zu, wie Leilahs Bruder den letzten Mann zum Tor zurückschob. „Frag ihn, ob das alle waren“, sagte sie, fest entschlossen, die Hoffnung noch nicht aufzugeben. „Frag ihn - oh nein! Frederick! “
    Er kam erst jetzt, denn er konnte nicht allein gehen. Ein Sklave stützte ihn bei jedem Schritt. Im gelben Schein der Laterne wirkte er klein und blass. Er ähnelte eher einer Wachsfigur als einem Menschen aus Fleisch und Blut. Sein Haar war ausgegangen, er trug nur noch einen dünnen Kranz um den Kopf, und es war weiß, nicht mehr silbergrau, wie Caro es in Erinnerung hatte.
    Sie rief noch einmal seinen Namen und eilte zu ihm. Anstelle des Sklaven geleitete sie ihn zu der Bank. Sie erschrak darüber, wie schmal, beinahe zerbrechlich er geworden war.
    Der Mann, der sie durchs Leben begleitet hatte,

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