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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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verfügte nicht mehr über die Kraft, sich allein aufrecht zu halten. Sie hatte ihn nur als älteren Herrn gekannt. Aber nun war er alt geworden.
    Sie kniete zu seinen Füßen nieder und nahm seine Hände. „Frederick, ich bin es, Caro“, sagte sie leise, „und ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen.“
    Er blickte sie verwirrt an. Offensichtlich konnte er kaum glauben, was er sah. Sie nahm seine Hand und legte sie an ihre Wange. „Frederick, ich bin es wirklich. Ich bin hier, bei dir. “
    „Mein hübsches kleines Mädchen“, flüsterte er heiser. „Was tust du hier an diesem entsetzlichen Ort?“
    „Ich sagte dir doch, ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen. Es ist so lange her, Frederick! Du wirst den Rosengarten nicht wiedererkennen, ich habe so vieles verändert!“
    Er lächelte sie liebevoll an. „Meine süße Caro, es ist lieb von dir, dass du gekommen bist, aber du musst dich damit abfinden, dass ich Blackstone House niemals Wiedersehen werde.“
    „Natürlich wirst du das!“, rief sie. „Die Seereise wird dir guttun, und die Köchin und ich, wir werden dich mit so vielen guten Sachen versorgen, dass du bis Weihnachten dick und rund sein wirst! “
    „Sieh mich an, Caro, ich bin nur noch der klägliche Rest eines Mannes, und der erste kräftige Windstoß wird mich umwehen.“ Er streichelte mit zitternden Fingern ihr Gesicht. „Ich danke Gott, dass ich lange genug leben durfte, um dich noch einmal zu sehen.“
    „Sag so etwas nicht, Frederick.“ Sie weinte jetzt, und ihre Tränen fielen auf seine Hände. „Bitte! “
    „Sei nicht traurig, mein Mädchen. Denk daran, dass du das Licht meines Lebens warst.“ Er hustete rasselnd. Sein ganzer Körper zitterte. „Lebt meine Mutter noch?“
    „Oh ja, Frederick, und denk dir, wir sind gute Freunde geworden.“ Sie hatte ihn noch nie belogen, aber diesmal konnte sie nicht anders. „Kannst du dir das vorstellen? Ich habe sie in ihrer Villa in Neapel besucht, ehe ich hierherkam.“ Wieder lächelte er. Seine Augen wirkten viel zu groß un-
    ter den dünnen Lidern. „Du bist nicht mehr mein Mädchen, nicht wahr, meine schöne Caro?“
    „Natürlich bin ich das, Frederick, und ich werde es immer bleiben!“
    „Nein, liebes Kind, das meine ich nicht. Du hast dich verändert, seit ich dich das letzte Mal sah. Du bist erblüht wie die Rosen in deinem Garten.“ Sanft strich er eine Locke aus ihrer Stirn. „Wird dieser Mann dich so glücklich machen, wie du mich glücklich gemacht hast? Wenn er es nicht tut, wird er sich vor mir verantworten müssen.“
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie konnte nur nicken. „So sehr liebst du ihn?“, fragte er ruhig. „Das ist gut. So soll es sein.“
    Sie presste ihr Gesicht an seine Knie und schluchzte. „Aber ich liebe dich, Frederick! “
    „Mylady, wir müssen gehen“, sagte Leilah und legte ihre Hand auf Caros Schulter. „Wir sind schon zu lange fort. Wir müssen gehen, sonst vermisst Hamil Uns.“
    Caros Blick war verschleiert von Tränen, als sie Frederick ansah. „Ich komme wieder, Frederick, das verspreche ich dir. Ich lasse dich nicht hier zurück. “
    „Mylady, bitte, wir haben keine Zeit mehr! “
    Caro erhob sich und beugte sich hinunter, um Frederick auf die Wange zu küssen. Sie sah sich nach ihm um, als sie Leilah und ihrem Bruder folgte, aber er bemerkte es nicht. Er hielt den Kopf gesenkt, und sie konnte sein Gesicht nicht erkennen.
    „Ihr Gemahl ist ein alter Mann, Mylady“, sagte Leilah, als sie zum Haus zurückeilten. „Beten Sie zu Allah, dass seine Kraft für die Flucht ausreicht.“
    „Ich werde ihn nicht zurücklassen, Leilah.“
    Leilah seufzte resigniert. „Jede andere Frau wäre froh, einen Mann retten zu können, aber bei Ihnen müssen es drei sein. Wenigstens können die anderen beiden laufen. David Kerr wird zusammen mit Ihrem Gemahl freigelassen werden, vielleicht kann er ihm dann helfen.“
    Caro hatte Angst, nach Jeremiah zu fragen. In den letzten fünf Nächten hatte sie ihn jedes Mal gesehen, wenn er kam, um Hamils Buch zu schreiben, aber die Wachen hatten nicht gesagt, wo er untergebracht war, und er selbst würde es nicht
    wissen, denn man verband ihm stets die Augen. „Und der andere?“
    „Jeremiah Sparhawk? Mylady, ich dachte, Sie wüssten es längst.“ Sie machte eine Pause, die Caro wie eine Ewigkeit erschien. „Jeremiah Sparhawk wird in Hamils Haus festgehalten.“
    Heute Abend sollte es geschehen, so hatte es ihr Bella jedenfalls an

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