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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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Unsinn, seien Sie nicht so widerspenstig. “ Caro hatte spontan nach seinem Ärmel gefasst und zupfte daran. „Warum haben Sie sich so feingemacht, wenn Sie nicht die Absicht hatten, mich zu sprechen?“
    „Ich kann nicht bleiben, Madam. “ Jeremiah versuchte, seinen Ärmel zu befreien, während sie lachte und sich an ihn klammerte. Weldons Gesicht drückte deutliche Missbilligung aus. Jeremiah ärgerte sich. Der Teufel sollte diese Frau holen! Ihretwegen machte er sich hier zum Narren. „Meine Schwester erwartet mich bald zurück.“
    „Ich könnte schwören, dass ein Mann wie Sie noch nie auf eine Frau gehört hat, schon gar nicht auf seine Schwester“, sagte Caro und ließ seinen Arm los. Sie lächelte ihn vergnügt an.
    Jeremiah versuchte, streng auszusehen. Hier in der Morgensonne fiel ihm auf, dass sie keine Schminke und keinen Puder aufgelegt hatte. Kleine goldfarbene Sommersprossen, die zu ihren Wimpern passten, waren auf bezaubernde Weise über ihren Nasenrücken verteilt. Ihr Haar wurde nur von einem weißen Band gehalten, und weiße Spitze war auch der einzige Schmuck ihres Musselinkleides.
    Sie richtete sich auf, verschränkte die Hände vor der Brust und bemühte sich um einen ernsthaften Gesichtsausdruck. Zu Jeremiahs Überraschung gelang es ihr. Ohne sich sonst zu verändern, sah sie plötzlich aus wie eine gebieterische, aristokratische Countess. Frederick, wo immer er sein mochte, wäre stolz auf sie gewesen.
    „Wenn Sie die Güte hätten, mich mit Ihrer Gegenwart zu erfreuen, Captain“, sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, „wäre es mir eine Ehre. Das ist im Augenblick alles, was ich von Ihnen erbitte. Nur so lange, bis ich Ihnen gedankt habe für - Ihre Dienste letzte Nacht.“
    Der Butler zog hörbar den Atem ein, und Jeremiah stöhnte leise. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, an welche Dienste Weldon dachte. Wenn sie hineingingen, wären sie wenigstens ihn los. „Also schön. Aber nur für einen Augenblick.“ Jeremiah folgte ihr durch eine lange Halle mit einem Marmorfußboden im Schachbrettmuster. Zu beiden Seiten standen lebensgroße Statuen auf Podesten. Einige stellten Männer dar, andere Frauen, und alle waren sie fast nackt. Obwohl er sich für einigermaßen weltgewandt hielt, zögerte Jeremiah, während er unter den Figuren mit den blicklosen Marmoraugen entlangging. Er war schon über zwanzig gewesen, als er das erste Mal eine solche Statue gesehen hatte. Es war in einem teuren jamaikanischen Bordell gewesen, und er und seine Kameraden hatten noch tagelang von den Marmorbrüsten und den üppigen Hüften der antiken Göttin geschwärmt. Wie musste es sein, vor allem für eine Lady, wenn man täglich von solchen Dingen umgeben war?
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, wandte Caro sich zu ihm um. Sie strich mit den Fingern leicht über das Knie eines jungen Mannes, der über der Schulter eine Art Schal trug und sonst nichts.
    „Er sieht ziemlich scheu aus, finden Sie nicht? Beinahe schüchtern“, sagte sie. „Das ist nicht gut für einen Krieger, den er, wie Frederick behauptet, darstellen soll. Ich kann mir seinen richtigen Namen nie merken, irgendetwas Antikes und Fremdartiges. Daher habe ich ihn Bartholomew genannt. Bartholomew ist einer meiner Lieblinge.“
    Jeremiah räusperte sich. „So wie er sieht kein Bartholomew aus, den ich kenne.“
    „Das macht nichts. Für mich ist er Bartholomew.“ Sie tätschelte den muskulösen Schenkel der Statue mit einer liebevollen Vertraulichkeit, die Jeremiah etwas befremdlich fand. Dann sah sie mit schelmischem Blick zu ihm auf. „Aber Sie bevorzugen sicher die Damen. Alle Gentlemen tun das.“
    Sie lachte fröhlich, als sie weiterging. Am Ende der Halle war ein großes Bogenfenster, durch das die Sonne hereinschien. Caro trat in das Licht, und unter dem dünnen Musselin ihres Kleides zeichnete sich der Umriss ihres Körpers so deutlich ab, dass sie fast genauso nackt wirkte wie die Statuen. Jeremiah schluckte und konnte den Blick nicht von ihr wenden, obwohl er wusste, dass er das tun sollte. Ihm war schon unbehaglich bei dem Gedanken, dass sie nicht ahnte, wie viel das Sonnenlicht erkennen ließ. Was aber, wenn sie es doch wusste und ihn absichtlich verführen wollte?
    „Madam.“ Er sah zur Seite, weg von ihr und weg von den Statuen, und stellte erstaunt fest, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. „Ich sagte Ihnen bereits, dass ich nicht viel Zeit habe.“
    „Wir sind schon da“, entgegnete sie, als

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