Die Lady in Weiß
saß.
„Ich würde mich kaum als deinen Gast bezeichnen, George“, sagte sie hart und bemühte sich, so würdevoll zu wirken, wie es unter den Umständen möglich war. „Ich wusste, dass du widerlich bist, aber eine Entführung hätte ich dir nicht zugetraut. “
Er senkte den Kopf und sah sie mit gespielter Zerknirschung an. „Entführung scheint mir ein wenig übertrieben zu sein. Betrachte es stattdessen als Gelegenheit, deine, sagen wir, Fehler noch einmal zu überdenken. “
„Versuch nicht, es zu beschönigen, George“, fuhr sie ihn an. „Es ist eine Entführung und sonst nichts, und ich bin sicher, jedes Gericht wird mir da zustimmen. Mein einziger Fehler war, dir zu vertrauen.“
In Gedanken formulierte sie bereits die Worte, die nötig waren, um einen Haftbefehl gegen ihn zu erwirken. Selbst mit Fredericks Titel, der sie schützte, musste sie vorsichtig sein. George wirkte eher wie ein englischer Landedelmann, man sah ihm nicht an, dass er ein Schurke war. Er war klein, nicht größer als Caro selbst, und sehr feingliedrig, beinahe zu hübsch für einen Mann. In jeder Gruppe war George Stanhope stets derjenige, der am lautesten lachte, und die Damen kannten ihn als geistvollen, angenehmen Gesellschafter, der großzügig war mit Komplimenten und kleinen Geschenken.
Doch Caro hatte sich nicht täuschen lassen. Georges schmeichelnde Aufmerksamkeit war nur auf den Reichtum und die Großzügigkeit ihres Mannes gerichtet. Und während sie Frederick auch dann noch lieben würde, wenn er mittellos wäre, hoffte George einzig auf Fredericks Ableben und die damit verbundene Erbschaft. Diese Hoffnung hatte ihn veranlasst, sie hierherzuschaffen.
Jetzt lächelte er in dem Versuch, sie mit seinem Charme für sich zu gewinnen. „Ich bat dich nicht um dein Vertrauen, Tantchen. Nur um etwas gesunden Menschenverstand, was den armen alten Frederick angeht.“
„Frederick wird deinen Kopf fordern, wenn er erfährt, was du mir angetan hast, und dann wirst du feststellen, dass er keineswegs arm und alt ist.“ Sie zog die Bettdecke noch höher. „Und jetzt, da du deinen Spaß gehabt hast, würdest du mir bitte meine Sachen bringen, damit ich nach Hause gehen kann?“
„Ich sagte dir bereits, Caro, du bist mein Gast, und ich möchte noch nicht auf deine Gesellschaft verzichten. Was für eine mädchenhafte Sittsamkeit du doch an den Tag legst - allerdings kommt sie ein wenig verspätet.“ Er ließ seinen Blick ungeniert über ihre nackten Schultern gleiten. „In den vergangenen Stunden, als du bewusstlos warst, hatte ich Gelegenheit, mich mit deinen intimsten Vorzügen vertraut zu machen.“
„Aber diese Frau Wo immer ihre Kleider auch sein mochten, sie hatte angenommen, dass die Frau sie ausgezogen hatte, nicht George.
George zuckte die Schultern. „Oh, Mrs Warren. Sie wird gut genug bezahlt, um zuzusehen. Ob nun dir oder mir oder uns beiden. “ Er beugte sich über sie, und Caro zwang sich, nicht zurückzuweichen. „Dein Gemahl ist weitaus mehr zu beneiden, als ich vermutet hatte.“
„Das hast du nicht getan“, sagte sie langsam. „Nicht einmal du würdest so etwas wagen. “
Wieder zuckte er die Schultern.
Sie kämpfte gegen ihre eigene Unsicherheit an und weigerte sich, George zu glauben. Bestimmt würde sie es wissen, wenn er sie - wenn er sie so benutzt hätte, wie er es andeutete. Selbst in der Bewusstlosigkeit konnte ihr Körper nicht so unempfindlich, so gefühllos gewesen sein, dass sie jetzt nicht spüren würde, wenn sich etwas verändert hätte. Sie schloss die Augen, unfähig, seinen Blick zu ertragen, und dachte an einen anderen Mann, der nach ihr griff, dessen grobe Finger sich rücksichtslos in ihre Haut gruben, während sie vor Angst zitterte ...
George strich mit seinem Daumen über ihre Wange. Sie fühlte den Fingernagel gerade so deutlich, um in die Gegenwart zurückzufinden. Jetzt war sie eine Frau, kein Kind mehr. Sie hatte gelernt, sich zu wehren. Zornig schlug sie seine Hand weg.
„Wage es nicht noch einmal, mich zu berühren, George!“ Ihre Stimme war kalt vor Hass und Zorn. „Hast du das verstanden? Nie wieder! “
George presste die Lippen zusammen, und alle Spuren seines Charmes verschwanden. „Spar dir deine Proteste für Wichtigeres, Caro. Ich habe deine zweifelhafte Tugend nicht gefährdet. Du bist schließlich nur eine nette Garnierung neben einem üppigen Mahl, und obwohl du vermutlich sehr lecker bist, lohnt es sich nicht, deinetwegen auf das Menü zu
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