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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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»Damit riskierst du, dass unsere Familie beim König in Ungnade fällt. Das riskiere ich für keine Frau. Du bist jetzt mein Erbe, Saxon. Es wird Zeit, dass du als mein Erbe handelst und auf deinen Vater hörst, wenn es um das Wohl von Familie und Besitz geht.«
    Saxon wollte widersprechen, als ein Mann sich aus dem Zelt des Königs drängte und seinen Namen rief. Mit einem Nicken, das seinem Vater galt, betrat er das Königszelt.
    »Saxon!«, rief sein Vater.
    Saxon hielt im Eingang inne. Sein Vater lief ihm nach und zog seinen Wappenrock aus, den er Saxon reichte. Mit einem Nicken zog Saxon ihn über sein mit Schlamm verkrustetes Gewand. Sein Vater streckte seinen Arm aus, und Saxon umfasste ihn als Zeichen, dass er seinen Vater als Lehnsherrn anerkannte.
    Der Alte trat zurück, als Saxon sich bückte und das Zelt betrat, in dem der König seinen Tagesgeschäften oblag. Bretter auf dem Boden dämmten Schlamm und Steine ein. Eine einfache Pritsche und eine schlichte Truhe nahmen die eine Seite ein, für Saxon ein Zeichen, dass der König im Zelt auch schlief.
    Auf der anderen Seite saß der König an einem Tisch, während Bruder Reginald sich über seine Schulter beugte und ihm auf einem Pergament etwas erläuterte. Der Schreiber schien die scharfen Fragen gewöhnt zu sein, die der König auf ihn abfeuerte, und antwortete so leise, dass Saxon es nicht hörte. Der König brachte sein Siegel auf dem Pergament an und reicht es Bruder Reginald zurück, der an Saxon vorüber aus dem Zelt lief.
    Nun erst nahm König Henry zur Kenntnis, dass sich noch jemand im Zelt befand. Er schloss das Wachskästchen, stand auf und kam hinter dem Tisch hervor. Seine Miene blieb unverändert, als sein Blick an Saxons Wappenrock hängen blieb.
    »Die Nachricht vom Tod Eures Bruders hat mich bekümmert«, sagte der König.
    »Danke, Euer Majestät.« Saxon fragte sich, ob der König sich mit dieser platten Phrase begnügt hätte, wenn er von Godards missglücktem Anschlag auf Königin Eleanor gewusst hätte. Oder hatte am Ende der König selbst Godard ausgeschickt, um diese Untat zu begehen? Eine Frage, die er nicht stellen konnte. Wenn sein Bruder das Wissen um das geplante Attentat mit ins Grab nahm, war es die beste Lösung.
    »Saxon Fitz-Juste, Ihr habt mir gut gedient, wie Eure ganze Familie, seit ich meinen Thron als Englands König innehabe.«
    Saxon neigte das Haupt. »Es war mir eine Ehre.«
    »Ihr wart mehrere Monate am Hof der Königin und Eure Berichte waren präzise, wenn auch kurz. Ich vertraue darauf, dass Ihr weitere Informationen habt, die Ihr uns anvertraut, wenn wir die Mauern von Poitiers erreichen.«
    »Ich werde alle Fragen beantworten, so gut ich es kann.«
    »Gut.« Der König musterte ihn wieder. »Ihr seid nun Erbe Eures Vaters, und Euer Treueid soll wiederholt werden, wenn Ihr zum Ritter geschlagen werdet.«
    »Es wird mir eine Freude sein, da ich in meinem Dienst fortzufahren hoffe wie im vergangenen Jahr.«
    »Ihr hofft es?« Der König setzt sich auf die Truhe neben seinem Bett und verschränkte die Arme.
    Saxon kannte diese Haltung, da er sie nachgeahmt hatte. Der König versuchte gleichmütig zu wirken, doch beobachtete er Saxon und schätzte jede Bewegung und jedes Wort nach einem Hintersinn ab. König Henry war Veteran vieler Kämpfe – auf dem Schlachtfeld und in Burghallen – und ein nicht zu unterschätzender Gegner.
    Gegner? Nie hätte er gedacht, dieses Wort mit dem Namen des Königs zu verbinden, doch konnte König Henry nicht sein Verbündeter sein, wenn er Mallory zum Tod verurteilte.
    »Ich hoffe, Ihr werdet mir noch eine Chance einräumen, Euch zu dienen«, erwiderte Saxon, als er merkte, dass der König eine Antwort von ihm erwartete.
    »Obwohl Ihr mit einer der Damen der Königin in meinem Lager erschienen seid.« Der König stand auf und durchmaß das Zelt.
    »Ja.« Er lächelte. »Sie ist nur eine Frau, Euer Majestät.«
    Der König drehte sich mit finsterer Miene um. »Nur eine Frau? Habt Ihr vergessen, dass es ›nur eine Frau‹ war, die diesen Aufruhr schürte?« Er ließ Saxon keine Zeit zu antworten und fuhr fort: »Mir ist sehr wohl bewusst, was die Damen der Königin in St. Jude’s Abbey vermögen, da mir zwei von ihnen sehr gut dienten, als es darum ging, mein Königreich zu schützen.« Er hob die Hand, um Saxons Antwort zuvorzukommen. »Nun ist mir klar, dass sie ausgebildet wurden, um ausschließlich die Befehle der Königin zu befolgen, nötigenfalls auch, wenn es ihren Tod

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