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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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bedeutet.«
    »Ist es nötig?«
    »Wie könnt Ihr dies fragen, Fritz-Juste? Ich war gewillt, die Damen der Königin zu dulden – als bloße Kuriosität, hinter Klostermauern hervorgeholt, damit sie helfen, den Thron zu schützen. Nun hat sich eine als Verräterin an der Krone entpuppt. Die Abtei wird aufgelöst, und den Frauen hinter deren Mauern – und hier – droht Strafe.«
    Saxon faltete die Hände hinter seinem Wappenrock und lauschte dem Wortschwall des Königs. Bat er jetzt um Mallorys Leben, würde der König nicht darauf hören. Henry wollte an Mallory ein Exempel statuieren, weil er mit der Königin nicht so verfahren konnte.
    Sein Arm steifte das Briefbündel. Würde der König Mallory begnadigen, wenn er dafür die Briefe bekäme, die Saxon versteckt bei sich trug? Nun benahm er sich, als hätte er nicht mehr Verstand als sein Bruder! Wenn er jetzt davon sprach, was er bei sich hatte, würde es Mallorys Tod sowie seinen eigenen bedeuten. Der König würde auch in ihm einen Verräter sehen, weil er ihm die Briefe nicht gleich nach der Ankunft im Königslager übergeben hatte.
    Es musste einen anderen Weg geben, ihr die Freiheit zu verschaffen. Der König war wütend auf sie, aber seine Wut reichte nicht an jene anderen Gelegenheiten heran, als er sich dem Vernehmen nach am Boden gewälzt und Laute wie ein wildes Tier ausgestoßen hatte. Das Temperament der Plantagenets war Furcht einflößend. Der kühnste Ritter seines Reiches würde nicht wagen, es zu reizen. Hätte der französische König nicht dem jungen Henry die Ohren mit Unsinn vollgeblasen, wären König Henry und seine Söhne Verbündete und nicht Gegner.
    Vor dem Zelt war Bewegung zu hören. Die Miene des Königs verfinsterte sich noch mehr, als er zum Eingang ging. Er ließ einige Männer eintreten, die jemanden vor sich herstießen.
    Saxon blieb fast die Luft weg, als Mallory mit einem dumpfen Aufprall zu Boden sank. Ihre Wange war gerötet, wo ein Schlag sie getroffen hatte, die rechte Schulter ihres Kleides war zerrissen.
    »Was ist das denn?«, fragte König Henry.
    »Sie versuchte zu fliehen«, sagte ein Mann, der sich Blut von der Nase wischte. Neben ihm drehte sich ein anderer Ritter um und spuckte einen ausgebrochenen Zahn vor das Zelt. »Wir fingen sie wieder ein.«
    »Steht auf«, befahl der König.
    Saxon wartete nicht auf die Erlaubnis, zu Mallory zu gehen und ihr auf die Beine zu helfen. Er legte seine Hand auf ihren Arm, als sie sich auf die Knie hochkämpfte, sie aber schlug sie weg. Er musste sie dazu bringen, auf ihn zu hören. Ihr Leben – und das Leben jener, die sie als Schwestern ansah – hing davon ab, dass sie auf ihn hörte und ihm vertraute … zumindest dieses eine Mal noch.
    »Mallory, du musst verstehen, warum ich tat, was ich tat«, sagte er ohne Rücksicht darauf, wer es hören konnte.
    »Nein, ich brauche es nicht zu verstehen. Ich muss nur verstehen, dass du mich getäuscht hast, um zu bekommen, was du wolltest.«
    »So war es nicht.«
    »Wie denn? Hast du darüber gelacht, wie besorgt ich war, dass ich die Königin enttäuschen könnte?«
    »Ich fand deine Besorgtheit um die Sicherheit der Königin gar nicht amüsant.« Er liebkoste ihre Wange. »Ich war um deine Sicherheit besorgt.«
    »Ich brauche deine Besorgtheit nicht, Saxon Fist-Juste! Auch möchte ich von dir nicht belogen werden. Da gehe ich lieber wieder nach Hause und lasse mich von meinem Vater belügen.«
    Als sie aufstehen wollte, umfasste er ihre Schultern und fand ihre Lippen ganz leicht, da er während der langen Stunden des Wartens auf das Gespräch mit dem König nach ihnen gehungert hatte. Die Erregung, in die ihn die Düfte ihrer Haut versetzte, ließ ihn alles – auch den König – vergessen. Er war entschlossen, ihr bei der Flucht zu helfen.
    Sie rückte von ihm ab, als er sie losließ, und er sah Schmerz in ihrer Miene. Sie wollte ihn, doch wagte sie nicht mehr, ihm Vertrauen zu schenken. In seinem Kopf klangen die Worte nach, die sie in Poitiers gesprochen hatten.
    »Mallory, bitte vertraue mir.«
    »Dir trauen?«
    »Ich werde es erklären, sobald ich es kann.« Er nahm ihre Hände. »Nur vertraue mir jetzt.«
    Sie entzog ihm ihre Hände. »Weißt du, wie oft mein Vater eben diese Worte zu meiner Mutter sagte? Ich würde ihm so viel trauen wie dir.«
    »Ich bin nicht dein Vater, Mallory. Ich habe dich nicht betrogen.«
    »Noch nicht.«
    Sie hatte recht gehabt, und jetzt würde sie für seine Falschheit bezahlen müssen. Als sie

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