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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Fitz-Juste ihm diente.«
    »Bangt um Euch selbst«, setzte jener zur ihrer Rechten hinzu, »und zählt Eure Sünden für die letzte Beichte zusammen.«
    Sie riss ihren Blick von Saxon los, den man das Ufer entlangtrieb, und starrte entsetzt die Männer an, die sie in ihrer Gewalt hatten. »Aber der König hat mich nicht getötet. Er …«
    »… lässt nicht zu, dass eine Verräterin so leicht stirbt.« Der Mann zu ihrer Rechten lachte auf. Er zwang sie, ihn anzusehen, indem er eine Hand an ihre Kehle drückte, und knurrte sie an: »Bald werdet Ihr bedauern, dass er Euch heute nicht den Kopf abschlug.«

kapitel 19
    S axon saß auf dem Boden in der Nähe des Königszeltes und wartete nun schon fünf Stunden auf eine Chance, mit dem König zu sprechen. Der Himmel strahlte blau, die Vögel jubilierten in den Bäumen.
    Er legte die Stirn auf seine angezogenen Knie und versuchte zu überlegen, was er als Nächstes tun sollte. Immer hatte er eine Lösung für alle Probleme gehabt. Er war der Kluge, der Fähige, derjenige, der sich mehr anstrengen musste, da er der zweite Sohn war. Und nun hatte seine Klugheit ihn in die Irre geführt, da er sicher gewesen war, er könnte Mallory im Lager des Königs schützen. Stattdessen hatte er sie getäuscht, hatte sie verletzt, bis sie in ihrem Schmerz falsch reagiert hatte. Sie hatte sich töricht benommen, doch aus gutem Grund.
    Er griff unter sein Gewand und zog das Bündel Briefe hervor, das er bei König Louis’ Ersuchen um eine Aussprache gefunden hatte. Konnte er damit Mallorys Leben erkaufen? Sollte er ins Zelt des Königs stürzen und eine Chance fordern, beweisen zu können, dass er Mallory nur mitgenommen hatte, weil er um ihr Leben fürchtete, für den Fall, dass König Henry seine Wut gegen die Mauern von Poitiers richtete? Würde der König Mallory begnadigen, im Austausch für die Briefe, die zwischen seiner Gemahlin und deren erstem Gatten gewechselt worden waren?
    »Ach, da bist du ja«, hört er eine vertraute Stimme.
    Saxon stopfte die Briefe wieder zurück in ihr Versteck, als er sich zu seinem Vater umdrehte. Juste Fitz-Justes Antlitz war anzusehen, dass er vom Tod seines Ältesten gehört hatte. Die tiefen Furchen, die sich darin eingegraben hatten, waren vor fast einem Jahr, als Saxon nach Poitiers gegangen war, noch nicht vorhanden gewesen. Seine Schultern waren gebeugt, als trüge er sein Kettenhemd unter dem dunkelblauen Wappenrock mit dem weißen Löwenkopf und dem Halbmond.
    »Guten Morgen, Vater«, sagte er.
    Sein Vater räusperte sich, ehe er sagte: »Saxon, jetzt bist du mein Erbe. Als solcher bist du verpflichtet, dem König den Treueid zu leisen und deine Ritterschaft zu erringen.«
    »Das ist mir klar.«
    »König Henry wird erwarten, dass du dich von der Frau lossagst, die du aus Poitiers mitbrachtest.«
    »Die Tochter Lord de Saint-Sebastians?« Eine solche Taktik hätte er bei seinem Vater nicht anwenden sollen, doch würde er alles tun, um Fürsprecher für Mallory zu gewinnen.
    »Der Earl hat viele Kinder.«
    »Seine legitime Tochter, hätte ich sagen sollen. Sie wurde ins Kloster geschickt, als ihre Mutter starb und er sich eine zweite Frau nahm.«
    »Legitim?«, brachte sein Vater mühsam hervor. Dann fasste er sich und seufzte. »Zu schade. Die Ehe mit der Tochter eines Earl hätte unserer Familie etwas von dem Ansehen eingebracht, dass wir durch die Vermählung deines Bruders zu gewinnen hofften.« Er schüttelte den Kopf. »Wie konnte dieser Narr nur so blind sein und nicht sehen, was sich da anbahnte?«
    »Er war so berauscht von der Vorstellung, Lady Violet zu heiraten, dass er sich mehr um die Hochzeit Gedanken machte als um die Braut. Du darfst ihm seine Kurzsichtigkeit nicht verargen, da auch ich nichts voraussah!«
    »Aber du warst zu diesem Zeitpunkt nicht der Erbe! Er war es!«
    Saxon schluckte die Worte hinunter, die er nicht äußern durfte. Für seinen Vater stand unumstößlich fest, dass sein Erbe stets der Beste und Klügste und Schnellste war.
    In ruhigem Ton sagte er: »Godard ist tot, Vater, aber Mallory lebt noch.«
    »Mallory?«
    »Lady Mallory de Saint-Sebastian.«
    Sein Vater schlug ihm auf die Schulter. »Wie ich schon sagte, eine wahre Schande. Die Verbindung mit ihr wäre uns sehr zustatten gekommen.«
    »Es muss keine Schande sein. Hilf mir, den König zu überreden, dass er Mallory unversehrt freilässt.«
    »Bist du verrückt?« Sein Vater runzelte die Stirn, wie er es getan hatte, als Saxon noch ein Kind war.

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