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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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warten. Ihr solltet …«
    »Euch in die Arme nehmen.«
    »Ihr solltet Euch wieder daranmachen, möglichst viel Informationen über die vor uns liegende Strecke zu sammeln. Ich gehe jetzt in die Waffenschmiede. Zwei Klingen zu schärfen, dürfte nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.« Sie streckte die Hand nach seinem Messer aus.
    Als er etwas rot aufblitzen sah, packte er ihren Arm und schob den Ärmel zurück. Sie zuckte zusammen, als der Stoff die rote Narbe knapp über dem Handgelenk streifte. Das Blut war auf dem langen Schnitt kaum getrocknet.
    »Wie ist das geschehen?«
    »Ich war unachtsam.« Sie zog den Ärmel über die Wunde. »Es ist nichts.«
    »Wie habt Ihr Euch geschnitten?«
    »Ich sagte es schon. Ich war unachtsam bei dem, was ich tat.«
    »Diese Wunde ist nicht älter als eine Stunde, Baldwin soll sich darum kümmern. Für eine Dame eine merkwürdige Stelle, sich zu schneiden. Was habt Ihr gemacht, als Ihr unachtsam wart?«
    Sie nahm sein Messer und steckte es in ihren Gürtel. »Christian, wir können hier den ganzen Tag stehen, während Ihr mir immer wieder dieselben Fragen stellt und ich Euch immer wieder dieselben Antworten liefere, oder wir können uns auf den Weg zur Rettung meiner Schwester machen.«
    »Wie oft muss ich das noch sagen? Einer Frau, die einen so zur Verzweiflung treiben kann, bin ich noch nie begegnet.«
    »Weil ich kein Blatt vor den Mund nehme?«
    »Aus vielen Gründen.« Er ließ ihren Arm los, als sie ihn wegzog. Hätte er sie festgehalten, hätte es womöglich ihrer Wunde geschadet.
    Er dachte, sie würde noch etwas sagen, aber sie drehte sich um und lief den engen Gang entlang. Als sie auf der Treppe zum Innenhof verschwand, blieb es ihm überlassen, ihre rätselhaften Bemerkungen zu deuten. Ihm wurde klar, dass er nicht erklären konnte, warum sie arglos wie ein Kind sein konnte und im nächsten Moment raffiniert wie eine Zauberin.
    Er hatte keine Erklärung dafür … noch nicht.

8
     
    Avisa betrat mit beschwingten Schritten den Innenhof. Der Besuch in der Waffenschmiede der Burg war für sie nicht zuletzt deshalb ein Vergnügen gewesen, da er Erinnerungen an die vielen Stunden weckte, die sie in der Waffenschmiede der Abtei verbracht hatte. Immer schon hatte sie der präzisen Arbeit eines Waffenschmieds höchste Wertschätzung entgegengebracht. Auch hier hatte der Schmied, völlig auf das konzentriert, was er auf seinem Amboss schuf, nicht einmal aufgeblickt, als sie bat, ob sie Klingen an seinem Wetzstein schärfen dürfe. Er stand dort, vom Geruch des Feuers und glühender Metalle, vom grellen Geklapper und Geklirre seiner Werkzeuge umgeben. Auf sein Nicken hin hatte sie sich an die Arbeit gemacht. Jetzt war Christians Messer so scharf, dass sie es nur mit größter Vorsicht anfasste.
    Sie hatte sich heute schon einmal geschnitten. Als sie bei ihren Schwertübungen in einer versteckten Ecke Schritte gehört hatte, war ihre Konzentration ins Wanken geraten, so dass sie einen Stein traf, ihr Schwert abprallte und sie schnitt.
    Sie schloss die Augen und seufzte, als sie ihren Kopf gegen den kalten Wind senkte. Ihre Verletzung schien unbedeutend im Vergleich mit der Nachricht vom Empfang des Erzbischofs in Canterbury. Sie konnte ein Signal dafür sein, dass im Patt zwischen König und Erzbischof ein Ende abzusehen war.
    Irgendwie musste sie Christian überreden, noch auf Lord de Sommevilles Sitz zu bleiben, nachdem er sie bei dem Mann, von dem er glaubte, er würde sie und ihre Schwester retten, abgeliefert hatte. Oder … Ihr Lächeln zeigte sich wieder. Sie musste ihn auf indirektem Weg dahin bringen.
    Als ein Schrei ertönte, griff sie nach ihrem Schwert. Ein Kind! Wer brachte ein Kind zum Schreien? Als sie merkte, dass sie noch immer Christians Messer in der Hand hielt, umfasste sie es fester.
    Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen, nicht älter als zwei oder drei Jahre, lag auf dem Boden.
    »Wer hat dir wehgetan?«, fragte Avisa, als sie niederkniete und sich fragte, was die Kleine auf dem nahezu verlassenen Innenhof zu suchen hatte.
    Das Kind streckte ihr eine Hand entgegen. »Wehweh.«
    »Wer?«
    »Wehweh.«
    Sie musste etwas anderes versuchen, wiewohl sie ratlos war, was sie tun sollte.
    Bei ihrer Arbeit in der Abtei hatte sie es mit älteren Mädchen zu tun, andere Schwestern kümmerten sich um die Kleinkinder und jüngsten Mädchen.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    »Weh.« Tränen flossen über runde Bäckchen. »Gutmachen.«
    Sie zögerte. Sollte sie das

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