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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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indem Ihr Euch wie ein Mann an unserem Gespräch beteiligt habt.«
    »Seid versichert, dass Lord de l’Isle sehr wohl weiß, dass ich eine Frau bin und er mich entsprechend behandelte.« Sie trat auf ihn zu und stieß mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. » Ihr wart es, der seine Manieren vergaß.«
    Er hielt ihren Finger fest. Sie versuchte nicht, ihn wegzuziehen, während sie ihn eisig anstarrte. Er hätte ihren Finger mit einer einzigen leichten Bewegung brechen können, und das wusste sie. Ebenso musste sie wissen, dass er niemals einer Frau, die seinen Schutz gesucht hatte, etwas antun würde.
    »Avisa, wie konntet Ihr aus unserer Kammer schleichen?«, fragte er, anstatt auf ihre Anschuldigung zu antworten, die nicht ganz unwahr war.
    Sie lächelte. »Ganz vorsichtig auf Zehenspitzen.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Ich weiß. Wenn man mit vielen zusammen schläft, lernt man hinauszuschlüpfen, ohne jemanden zu wecken, selbst wenn der Boden mit Binsen bestreut ist. Wenn Ihr wollt, zeige ich Euch gern die Tricks, die ich lernte.«
    Er wusste, dass sie nur das meinte, was sie sagte, doch sein Körper erstarrte bei dem Gedanken, sich von ihr ganz private Lektionen in einem Gemach, wo sie ungestört waren, geben zu lassen. Er hoffte, sein Ton würde von seinen Gedanken nichts verraten, als er sagte: »Wohin seid Ihr gegangen?«
    »Hinaus, in den inneren Hof, um zu üben.«
    »Üben?« Er langte an ihr vorüber und legte seinen Dolch auf den tiefen Fenstersims. Langsam zog er ihren Finger zu sich, und sie trat näher. Wie kam es, dass jedes ihrer Worte ihn erregte?
    »Ich war ganz steif von dem langen Ritt, deshalb wollte ich meine Muskeln lockern, ehe wir aufbrechen.«
    Der Geruch der Kälte des Tages hing noch in ihrem Haar und forderte ihn auf, es zu lösen und sein Gesicht darin zu begraben. Seine Hände prickelten vor Verlangen, ihren geschmeidigen Körper zu streicheln und an sich zu drücken. Er reagierte mit jeder Faser auf sie und musste Abstand zwischen sich und sie legen, ehe es so weit kam, dass er der Versuchung nicht mehr widerstehen konnte.
    Als er sie losließ, trat sie einen Schritt zurück. Liefen ihre Gedanken in dieselbe Richtung? Wenn ja, dann verstand sie es, sie gut zu verbergen.
    »Wenn Ihr mir Euer Messer gebt, Christian, bringe ich es zum Waffenmeister und lasse es schärfen.« Die Andeutung eine Lächelns umspielte ihre ernsten Lippen. »Offensichtlich seid Ihr der Meinung, ich hätte etwas getan, um Eure Ehre zu beflecken. Obwohl ich widersprechen muss, übernehme ich als Buße gern diesen Botengang.«
    »Baldwin kann den Dolch in die Rüstkammer bringen.« Er wollte nicht, dass sie so rasch wieder davonlief.
    »Ich möchte mein Schwert auch prüfen lassen.«
    Ihre ruhigen Worte waren wie ein Eimer Eiswasser, der sich über ihn ergoss. »Während Ihr mit uns reitet, braucht Euch die Schärfe Eures Schwertes nicht zu kümmern.«
    »Ehe Ihr Euer Messer auf den Boden geworfen habt, hattet Ihr Fragen bezüglich unserer Route. Wenn Ihr die Antworten darauf einholt und mir erlaubt, in die Rüstkammer zu gehen, können wir noch vormittags aufbrechen. Wäre das nicht vernünftig?«
    »Ja.« Wieder waren ihre Worte logisch, und wieder war er erbittert, dass sie vollkommen Recht hatte.
    »Ihr braucht nicht so widerwillig zuzugeben, dass es eine gute Idee ist.«
    »Mir war nicht klar, dass ich widerstrebend klinge.«
    »Ihr scheint zu glauben, ich wäre nicht imstande, den einfachsten Gedanken zu fassen.« Ihre Stirn legte sich in Falten, als sie die Augen aufriss. »Sind die Frauen in Eurem Leben so unfähig?«
    »Ganz im Gegenteil. Sie sind überaus befähigt.«
    »Aber sie wissen, wo sie hingehören, und würden nie, niemals anbieten, Euch den Weg zum Waffenmeister abzunehmen?«
    Er lächelte unwillkürlich. Woher wusste sie, dass sein Ärger verflog, wenn sie ihren Ausdruck verblüffter Unschuld zeigte?
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, Avisa, da niemals eine Frau …«
    Sie hob einen Finger. »Nie und nimmer.«
    »Nie und nimmer anbot, für einen Mann ein Messer schleifen zu lassen.« Er lachte. »Da Ihr mich nun zu diesem Eingeständnis bewogen habt, werdet Ihr mich als Nächstes sicher bitten, Euch mein Messer zu übergeben, damit Ihr Euer Vorhaben ausführen könnt.«
    »So ist es.«
    Er streifte ihr die Haarsträhnen von den Wangen, deren rosige Tönung sich vertiefte. In ihren Augen leuchtete es auf. Ihre energische Kinnlinie entlangstreichend murmelte er: »Und wozu werdet

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