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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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England verwüsten und zur leichten Beute für die Bruderschaft machen würde.

20
    I sabella stand in der Mitte des Kirchenschiffs und fragte sich, was die Äbtissin von ihrem Plan halten mochte. Dass Jordan ihn nicht billigen würde, wusste sie, aber was blieb ihr denn übrig? Noch vor Sonnenaufgang am Palmsonntag hatte einer der Mönche eine Nachricht des Kanonikus überbracht. Er war offenbar nicht sicher gewesen, ob sie des Lesens kundig war, auch als sie sagte, sie könne lesen, und hatte laut vorgelesen.

    Teure Lady Isabella,
    mit größtem Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass wir trotz aller Bemühungen die beschriebene Kassette nicht finden konnten.
    Als Unterschrift prangte Kanonikus Anthonys Name auf dem Papier.
    »Die Kassette muss hier sein«, sagte Isabella und sah Jordan an. Er hatte den Weirtons seine und ihre Abschürfungen erklärt, indem er behauptete, sie seien das Resultat eines Versuches, einen Dieb daran zu hindern, Isabellas heilende Steine zu entwenden. »Der Kanonikus sagte, dass der Bischof in seinem Haus oder hier in der Kathedrale wichtige Sachen aufbewahrte.«
    »Vielleicht wusste er nicht, dass die Kassette wichtig ist.« Sie schenkte ihm ein spöttisches Lächeln. »Wenn dir die Königin etwas zum Aufbewahren gäbe, würdest du es nicht als wichtig ansehen?«
    »Ja, das müsste ich wohl.« Er zeichnete mit dem Daumen ihre Lippen nach.
    Sie wollte sich an ihn schmiegen, rief sich jedoch in Erinnerung, warum sie sich in der Kirche befanden. »Jordan, kannst du die Leute ablenken?« Sie löste ihre Peitsche und nahm einen mit der Außenmauer verbundenen Bogen ins Visier. »Wenn ich es dort hinauf schaffe, habe ich einen Blick auf die gesamte Kirche.«
    »Dort hinauf? Hast du den Verstand verloren?«
    »Das ist möglich, ebenso möglich ist es aber auch, dass es die grandioseste Idee seit Anbeginn der Zeit ist.«
    Er schirmte seine Augen mit der Hand gegen das Licht ab, das durch die über dem Bogen gelegenen Fenster einfiel.
»Nein, es ist wahrscheinlicher, dass du den Verstand verloren hast.«
    »Versuchen muss ich es, Jordan. Du kannst nicht so besorgt um mich sein, weil wir …« Sie blickte sich in der Kathedrale um und senkte die Stimme noch mehr. »… weil wir Liebende sind.«
    »Du verlangst das Unmögliche.«
    »Das lernte ich von deiner Tante.« Sie bewegte sich auf den Bogen zu. »Kommt jemand?«
    »Nein … warte!« Er gab ihr zu verstehen, sie solle die Peitsche verbergen.
    Sie wickelte sie um ihre Taille und verbarg den Griff in den schweren Falten ihres Gewandes, Sekunden, ehe ein Mönch aus den Schatten auftauchte. Sie wünschte einen guten Tag und verschränkte die Hände über dem geflochtenen Lederband, das sie umschlang. Weder Jordan noch sie sprachen ein Wort, als der Bruder durch eine Tür hinausging.
    »Sonst noch jemand?«, fragte sie.
    Er packte sie und küsste sie innig.
    »Aufhören«, bat sie. »Ich muss mich auf das konzentrieren, was ich zu tun habe. Wenn ich an deine Umarmung denke, stürze ich womöglich ab.«
    »Ich fange dich auf.«
    Sie trat beiseite und blickte zur Bogenwölbung auf. »Jemanden aufzufangen, der aus dieser Höhe fällt, ist gefährlich.«
    »Ich weiß, dass ich dir das nicht ausreden kann, also sei vorsichtig, Isabella.«
    Sie zog die Peitsche und schleuderte sie hinauf zum Bogen. Das Leder schlang sich um einen steinernen Kopf. Sie zerrte
fest daran und lächelte. Es war viel einfacher, wenn sie etwas sehen konnte. Wie in der Abtei immer wieder geübt, kletterte sie am Peitschenstrang hoch.
    Sie schwang ihr Bein über den Bogen. Sie fasste nach den Blütenblättern einer an der Seite angebrachten steinernen Blume und kletterte auf den schmalen Sims. Eine Drehung des Handgelenks löste die Peitsche, die sie hochzog, damit sie von unten unsichtbar war.
    Ein Blick hinunter zeigte ihr, dass Menschen kamen und gingen. Alles sah so aus, wie es sollte.
    Es musste etwas geben, das ihr entgangen war. Es musste etwas geben! Aber was war es? Sie wollte nicht hinunterklettern und Jordan eingestehen, dass sie versagt hatte. Schlimmer noch, sie konnte sich nicht vorstellen, der Königin zu sagen, dass sie versagt hatte.
    »Lord le Courtenay, ich hatte nicht erwartet, Euch um diese frühe Morgenstunde hier anzutreffen.« Die Stimme von Kanonikus Anthony dröhnte laut. »Ich bedauerte sehr, dass wir nicht finden konnten, was Lady Isabella suchte. Für Palmsonntag eine enttäuschende Nachricht.«
    Sie drückte sich an die Bogenwölbung. Kanonikus

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