Die Lady mit der Feder - Roman
Tor, das sich hinter ihm schloss. Ein Riegel glitt zu und verschloss es. Warum hatte der Prior der Kenwick Priory so große Angst vor einem Messer einer Bruderschaft?
Isabella konnte sich die Äbtissin in einem Zustand der Angst gar nicht vorstellen. Sie legte die Hand auf den Sitz der Bank und stand auf. Nun trugen ihre Beine sie schon sicherer. Sie drehte sich um und stutzte, als sie hinter sich einen jungen Mann stehen sah.
Er war schlaksig, seine Hände schienen für seinen noch im Wachstum begriffenen Körper zu groß. Ein dunkler Haarschopf fiel ihm über braune Augen, erste Anzeichen eines spärlichen Bartwuchses zierten sein Kinn. Sein Kettenhemd war ihm an Ellbogen und Knien zu kurz. Er trug ein Schwert an seiner Seite. Unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf, wie gut er damit umgehen konnte.
Sie sagte nichts und überließ es ihm, das Schweigen zu brechen. Falls Gamell einen seiner Leute nach ihr ausgeschickt hatte, würde sie sich nicht ergeben. Sie konnte sich nicht erinnern, ob einer der Männer des Sheriffs eine Rüstung getragen hatte, doch fasste sie zur Sicherheit nach ihrem Dolch.
»Ihr sagtet, dass Ihr Lord le Courtenay retten wollt«, fing der junge Mann an. »Wie kommt es, dass er gerettet werden muss?«
Sie bezweifelte, ob Gamells Leute so zurückhaltend auftreten würden, und antwortete aufrichtig: »Man hält ihn für einen Dieb.«
»Ein Dieb? Der Earl?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Unmöglich. Dazu hat er zu viel Ehre im Leib.«
»Ihr sprecht, als würdet Ihr in gut kennen.«
Er verbeugte sich. »Ich bin Squire Emery, der Schildknappe des Earls.«
»Das trifft sich gut, Squire Emery, da ich Eure Hilfe brauche, wenn ich Lord le Courtenays Unschuld beweisen will.«
»Sagt, was ich tun soll.« Seinen Worten folgte eine erneute Verbeugung. »Für Lord le Courtenays Rettung bin ich bereit, mein Leben zu geben.«
»Dazu wird es hoffentlich nicht kommen.« Bei einem Blick auf das verriegelte Tor dachte sie an die Worte des Priors über das Sumpfland. Sie gehen hinein und kommen niemals wieder. Etwas anderes aber wollte ihr nicht einfallen. Der Dieb namens Zane kannte die Wahrheit. Die Hand am Messer, unterdrückte sie ihr Schaudern und bedeutete dem jungen Mann, ihr zu folgen. »Als Erstes müssen wir ins Sumpfland und …«
»Geht nicht in den Sumpf«, unterbrach sie ein Stimme hinter ihr.
Isabella sah einen Mann, der eine schlichte Mönchskutte trug. »Ich muss Zane finden und ihn nach Kenwick Castle bringen, um den Earl zu retten.«
»Der Earl ist nicht dort. Er befindet sich im Drake and Gander, einer Schänke an der Straßenkreuzung ein Stück weiter nördlich«, erwiderte der Mönch.
»Woher wisst Ihr das?«, fragte Emery, der nach seinem Schwertgriff fasste.
Isabella griff nach der Hand des Schildknappen, um ihn daran zu hindern, seine Waffe gegen einen Mönch zu führen. »Lasst ihn antworten. Woher wisst Ihr das, Bruder …?«
»Maurice, Mylady. Ich weiß es, da die Schänke der Ort ist, an dem der Sheriff Recht spricht und wo der Galgen steht.«
Er schauderte so heftig zusammen, dass seine Kutte erbebte. »Vor zwei Wochen wurde jemand gehängt, weil er beschuldigt wurde, die Schafe seines Nachbarn gestohlen zu haben.«
»Danke, Bruder Maurice. Wir müssen schleunigst diese Schänke erreichen und verhindern, dass der Earl für ein Verbrechen hängt, das er nicht begangen hat.« Sie ignorierte das Murren des jungen Mannes. Nicht der Mönch war es, mit dem sie etwas auszukämpfen hatten.
»Hoffentlich könnt Ihr ihn retten.« Der Mönch verschränkte die Hände im Rücken. »Er scheint ein guter Mensch zu sein. Nicht wie der andere, der kam und zum Grab ging.«
»Der andere?«, fragte Emery. »Wer sonst suchte Sir Ryces Grab auf?«
Der Mönch zuckte mit den Schultern. »Ich selbst sprach nicht mit ihm, aber einer der anderen Brüder tat es und war bestürzt über die Anmaßung des Mannes.« Er senkte die Stimme. »Er fluchte sogar auf geweihtem Boden.«
»War er Mitglied der Bruderschaft?«, fragte sie.
»Bruderschaft?« Der Mönch sah sie verblüfft an. »Ich sagte schon, Mylady, dass er von außerhalb dieser Mauern kam.«
Isabella, die merkte, dass Bruder Maurice nicht wusste, was sie meinte, bedankte sich bei ihm für die Information, die er ihr geliefert hatte, und bedeutete Emery, ihr aus der Priorei hinaus zu folgen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, ein Gericht zu versammeln und über Jordan ein Todesurteil zu
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