Die Lady mit der Feder - Roman
Mann namens Zane verkauft.«
Die unbehaglichen Blicke, die unter den Männern gewechselt wurden, verrieten ihr, dass ihnen der Name etwas sagte.
»Sucht ihn«, fuhr sie fort, »und Ihr werdet den echten Dieb fassen.«
»Er hat einen dunklen Bart, so lang, dass er ihm bis zur Brust reicht, und ist in Lumpen gekleidet«, setzte Jordan hinzu, und zum ersten Mal ließ sein Ton Schmerz erkennen. Als er zusammenzuckte und seinen Arm verschob, sah sie ein dünnes Blutrinnsal an seiner rechten Seite. Was war ihm geschehen? »Und er hat von mir zehn Pence bekommen. Er müsste leicht zu finden sein.«
Gamell humpelte auf sie zu. »Ihr habt den gestohlenen Karren.«
»Den wir auf redliche Weise von dem Mann erwarben, der ihn stahl«, wandte Jordan ein. »Wir hatten keinen Grund, ihn für Diebesgut zu halten. Wie könnt Ihr uns anschuldigen, wenn wir doch nichts verbrochen haben?«
Isabella warf nun ein: »Ihr tut gut daran, auf Lord le Courtenay zu hören.«
Sie hörte Jordan etwas murmeln, ging aber nicht darauf ein. Wenn der Sheriff und seine Mannen sich von Tatsachen nicht beeindrucken ließen, würde Jordans Titel vielleicht seine Wirkung tun.
»Ach, jetzt ist er gar ein Lord?« Gamell wieherte vor Lachen. Er sah seine Männer mit gerunzelter Stirn an, und sie stimmten in sein Gelächter ein, viel weniger belustigt freilich.
Sie versuchte die Blicke der Männer festzuhalten. Wenn sie nur einen dazu bringen konnte, die Wahrheit anzuhören, würde er vielleicht seine Kameraden überzeugen. Alle blickten weg. Ob aus Scham oder Angst, war nicht zu unterscheiden.
»Ja, ich bin Lord le Courtenay«, sagte Jordan kühl. Er zuckte zusammen, als er seine Schultern straffte, und ließ ein Stöhnen hören.
Isabella drehte sich blitzschnell um und warf einen Blick auf das Blut, das seine Tunika befleckte. Aus allen Richtungen ertönten Schreie. Ihr Arm wurde gepackt. Sie befreite sich aus dem Griff, wie sie es gelernt hatte, gleich darauf wurde ihr zweiter Arm gepackt. Fast wurde sie umgerissen. Ihre Hand brannte, als ihr die Peitsche entrissen wurde. Als sie danach greifen wollte, schlug eine Hand ihr fest ins Gesicht. Sie taumelte ins Gras am Straßenrand und landete sitzend auf dem harten Boden.
Durch ihr Ohrensausen hörte sie Jordan ihren Namen rufen. Sie versuchte zu antworten. Die Worte waren in ihrem Kopf, erreichten aber ihre Lippen nicht.
»Auch noch Mord«, hörte sie Gamell krähen.
»Nein.« Das Wort hallte in ihrem Kopf wider. Hatte sie es laut geäußert?
Geratter ertönte, dazu Hufschlag auf der Straße. Staub hüllte sie ein. Sie kämpfte sich hoch, fiel aber sofort zurück ins Gras. Etwas traf sie am Kopf. Sie besaß nicht mehr die Kraft, um zu reagieren. Schmerz durchzuckte sie. Dann war nichts mehr.
5
I sabella hinkte über die Straße zu der Stelle, wo ihr die Peitsche entglitten war, als sie getroffen wurde, und bückte sich mit äußerster Vorsicht danach. Ihr Kopf fühlte sich an wie ein Blatt, das in einem Wasserstrudel schwamm. Ob Gamell und seine Spießgesellen sie bewusstlos geschlagen hatten oder ob ein unter den Karrenrädern hervorschnellender Stein sie getroffen hatte, entzog sich ihrer Kenntnis.
Eines aber war klar. Sie hatte alles vermasselt. Die Äbtissin hatte sie damit betraut, Jordan le Courtenay zu finden und sich seiner Hilfe zu versichern. Sie aber hatte sich auf dem Weg nach Lincoln gewaltig verspätet, der Earl wurde des Diebstahls und - wenn ihre Erinnerung sie nicht trog - des Mordes verdächtigt. Der Sheriff war ein Dummkopf, da jeder Mensch, der einen Funken Verstand besaß, mit einem Blick sehen musste, dass Sir Ryce schon seit Monaten tot war. Sie fragte sich, ob es in dieser Gegend überhaupt jemanden gab, der bei klarem Verstand war.
Sie rollte die Peitsche ein und blickte die Straße entlang zu der Stelle, wo das Ende der Peitschenschnur einen Stein getroffen und Funken hatte aufsprühen lassen. Welcher Stein? Etwas Glitzerndes weckte die Vermutung, dass es sich um Quarz oder Flint handelte. Andere Steine wiederum waren so stumpf und glanzlos wie ihr Geist.
Sie machte die Peitsche an ihrem Gürtel fest und blickte sich suchend nach ihrem Sack um. Er musste sich mit dem Leichnam im Karren befinden. Ihr schauderte. Sobald sie Jordan gefunden und die Anschuldigungen gegen ihn entkräftet
hatte, wollte sie ihren Sack säubern. Sie war nicht empfindlich, wollte aber nicht den Sack, der mit dem Toten in Berührung gekommen war, an sich spüren.
Isabella tat einen tiefen
Weitere Kostenlose Bücher