Die Lady mit der Feder - Roman
erfüllen.
»Ich … ich … kann nicht … ich kann nicht gehen«, stieß er erstickt hervor. »Wand. An die Wand gekettet.«
»Schwert …« Dieses Wort erklang klar inmitten anderer, gedämpfter Geräusche.
Beim Blut des Erlösers, er würde nicht zulassen, dass man
ihn tötete. Er zwang seine Finger zu einer Faust zusammen und hob sie gegen die Person, die am nächsten stand. Nein, es befand sich nur eine einzige Person mit ihm im Raum. Wohin war die andere verschwunden? Einerlei. Diese hier sollte dafür büßen, weil sie versucht hatte, ihn zu töten. Er wusste nicht, welcher von Gamells Männern es war. Das Gesicht des Mannes war mit einem Tuch bedeckt. Jordan versuchte zu zielen, um den Mann mit der Faust ins Gesicht zu treffen. Das war nicht so einfach, wenn einem vor den tränenden Augen alles verschwamm.
»Jordan! Nicht!«
Diese melodiöse Stimme erkannte er.
Isabella! Er senkte die Faust, als sie das Tuch vom Gesicht wegzog. Nach einem tiefen Atemzug erstickte er fast und brachte nur mühsam die Frage heraus: »Was treibt Ihr denn hier? Hinaus! Die Schänke brennt. Ihr könntet …«
Sie murmelte etwas, als sie wieder das Tuch an ihr Gesicht drückte. Hustend hielt sie ihm ein Stück ungefärbter Wolle hin. Sie senkte ihr Tuch und befahl: »Haltet dies vor Mund und Nase und atmet ganz flach. Wir müssen hier weg, solange man noch etwas sehen kann.«
Als er ihrer Aufforderung nachkam, hielt er sich nicht damit auf, ihr zu sagen, dass er bereits kaum etwas sah. Das Tuch und das, was darin knirschte, als er es an Mund und Nase presste, filterten den erstickenden Qualm, so dass er herausbrachte: »Gehen kann ich nicht. Ich bin an die Wand gekettet.«
»Ich weiß. Ich werde Euch losmachen.«
Sie hob ein Schwert. Ehe er einwenden konnte, dass ein Schwert die Eisenglieder nicht zu durchtrennen vermochte,
stieß sie die Klingenspitze in die Wand. Das Holz um den Bolzen, der die Kette an der Wand hielt, splitterte. Er zerrte an der Kette, während sie immer wieder das Schwert in die Wand stieß.
»Ich bin frei!«, rief er, als er die Kette an sich zog und sie um einen Arm wickelte. Das Tuch und seinen undefinierbaren Inhalt fest an sein Gesicht gedrückt, da es den Qualmgeruch linderte, nahm er das Schwert, als sie zu husten anfing. Seine Finger erkannten das vertraute Wappen am Griff wieder. »Emery?«
»Er holt den Karren. Wir sahen ihn hinter dem Stall.«
»Und Ryce?«
»Ich weiß es nicht. Wir sahen nicht nach, da wir es eilig hatten. Wenn wir den Karren erreichen, werden wir es sehen. Kommt mit. Erst müssen wir hier weg.«
Sie hustete stärker. Er griff durch den Rauch nach ihrem Arm, packte ihn und schob sie zur Tür. Er stieß gegen die Wand. Da erfasste sie seinen Arm mit der anderen Hand und schubste ihn durch die Tür.
Isabella merkte, dass sie ihn zu fest gestoßen hatte, als sie hörte, dass Jordan gegen die andere Wand des engen Ganges polterte. Er stöhnte, wie er auch gestöhnt hatte, als Emery die Tür aufgebrochen hatte. Zeit für eine Entschuldigung war nicht, weil sie keine Ahnung hatte, wie lange es dauern würde, bis Gamell und seine Männer entdeckten, dass die Schänke nicht in Flammen stand - dass sie von den Rauchquellen, die sie aufgestellt hatte, genarrt worden waren -, und sich überzeugten, ob ihr Gefangener ihnen nicht entkommen war. Sie schluckte ihren Zorn hinunter, weil man Jordan seinem Schicksal und dem sicheren Tod überlassen hatte, doch
hätte sie ihn nicht befreien können, wenn es anders gewesen wäre.
»Hier entlang«, flüsterte sie, bezweifelte aber, dass er sie durch die dicke Wolle hören konnte. Der Rauch bahnte sich den Weg durch die zwischen den Fasern zerriebene Holzkohle, und sie bezweifelte, dass das Wolltuch noch lange Schutz bieten würde. Ihre Augen brannten, als stünde das Haus tatsächlich in Flammen.
Ihre Zehen fanden die Stufen am Ende des kurzen Ganges, und sie stolperte aus der Schänke und auf den Stall dahinter zu. Die Rauchbehälter waren an der Vorderfront des Hauses aufgestellt. Sie hoffte, dass niemandem auffallen würde, dass unter dem Rauch kein Feuer war, bis sie und Emery Jordan auf den Karren helfen und flüchten konnten.
Als der Qualm sich verzog, warf sie das Wolltuch fort und half Jordan, seines zu entfernen. »Jetzt atmet man leichter ohne«, sagte sie.
»Holzkohle«, sagte er erstaunt, als er mit den Fingern durch die groben, in die Wolle eingebetteten Stückchen fuhr.
»Ich entdeckte, dass es den Rauch abhält.«
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