Die Lady mit der Feder - Roman
Sie warf das Stück fort.
»Isabella, wir müssen beim Löschen helfen. Sollte noch jemand im Haus ein …«
»Es gibt kein Feuer.«
»Kein Feuer?« Er hustete heftig und hielt die Hand an die verwundete Seite. »Der Qualm …« Er hustete noch stärker.
»Es gibt kein richtiges Feuer.«
»Ich sah aber …«
Seine Frage voraussehend, antwortete sie: »Wir zündeten ein paar Fackeln an, damit es wie ein Brand aussieht, doch
gibt es kein Feuer. Nur Rauch. Das sagte ich Euch schon drinnen, doch habt Ihr mich wohl nicht gehört.«
»Wie kann es ohne Feuer so viel Rauch geben?«
»Das erkläre ich, wenn wir hier weg sind. Emery wartet hinter dem Stall. Könnt Ihr so weit gehen?«
»Ich denke schon.« Seine Stimme war ganz schwach.
Sie blieb unter einem ausladenden Baum stehen. »Lasst Euch helfen.«
Er trat vor und sagte: »Sehr gern.«
Sie wollte den Arm um seine Mitte legen, doch bewegte er sich, um ihr Gesicht mit beiden Händen zu umfassen und leicht zurückzuneigen. Ihr Herz pochte so wild, wie seine Fäuste an die Tür gepocht hatten, ehe sie öffnen konnte. Sie erstarrte, da sie wusste, dass sie nicht …
Dann fanden seine Lippen ihre, und alles Denken löste sich in süße Wonne auf. Sein Kuss war sanft, verströmte aber die einladende Hitze eines Kamins mitten im Winter. Sie gab sich hin und wollte jedes bisschen erleben, solange sie konnte. Als seine Finger durch ihr Haar fuhren und ihren Mund noch fester an seinen drückten, legte sie die Arme um seinen Nacken. Er rückte nur so weit ab, dass er mit der Zunge über ihre Lippen streichen konnte, und ihr Atem entwich in einem süßen Seufzen. Seine Zunge glitt in ihren Mund, als wolle er die Quelle des Geräusches finden. Bebend genoss sie seine eifrige Erkundung. Sie zögerte nicht, als er sich zurückzog, und ließ ihre eigene Zunge in die glatte Wärme seines Mundes schlüpfen.
Auflachend flüsterte er: »Du bist aber keck.«
»Ich? Ich folge nur deinem Beispiel.« Sie wickelte eine Strähne seines Haares um ihren Finger.
»Wirst du so weitermachen?« Er umfasste ihr Kinn und hinderte sie daran zurückzutreten. »Wirst du tun, worum ich dich bitte, und dich keiner Gefahr mehr aussetzen, solange du einen Auftrag zu erfüllen hast?«
Isabella entzog ihm ihr Kinn mit einem Ruck. Als sie ins Wanken geriet, vermied sie es, sich an ihm festzuhalten. Sie griff nach dem Baum, bis ihre Beine sie wieder sicher trugen. Bei St. Jude! Er schalt sie, nachdem sie ihn vor dem Galgen bewahrt hatte, nachdem sie sich von ihm hatte küssen lassen, nachdem sie …
Von der Schänke her ertönten Rufe.
Jordan bedeutete ihr, ihm zu der dunklen Gruppe der Stallgebäude zu folgen. Als sie neben ihm einherlief, fragte er: »Wie hast du das geschafft?«
»Es handelt sich um eine Reaktion auf eine bestimmte Mischung von Grundsubstanzen.« Sie drängte sich an der Seitenwand des Stalles vorüber. Ihr Fuß sank weich ein, und sie schnitt eine Grimasse. »Ich nahm Schwefel und etwas Eisenoxyd und …«
Emery tauchte aus dem Rauch auf. »Wir müssen auf der Stelle fort. Der Sheriff entdeckte, dass Ihr geflohen seid, Mylord. Ich hörte, dass er einen Suchtrupp ausschicken und Euch sofort hängen will.«
»Erst müssen wir den Karren haben«, gab Jordan zurück.
»Mylord …«
Isabella wartete nicht ab, bis Jordan seinem Knappen erklärte, dass sie ohne Sir Ryces Leichnam nicht losfahren würden. Sie riss sich los, ohne Jordans Verblüffung zu beachten, und lief zum wartenden Karren.
Sie erschrak, als sie eine Silhouette gewahrte, die sich mit
dem Rücken zu ihr über das Gefährt beugte. Wer es war, konnte sie nicht unterscheiden, ihre einzigen Verbündeten aber rannten hinter ihr her, um sie einzuholen.
Mit einem Aufschrei lief sie weiter. Sie griff nach ihrer Peitsche und hielt inne. Wenn sie damit ausholte, lief sie Gefahr, die Männer hinter ihr zu treffen. Sie zog das Messer, das sie im Grab neben Ryce gefunden hatten, und hielt es dem Mann an den Rücken.
»Rührt Euch … weg vom Karren«, befahl sie. »Wir lassen nicht zu, dass Ihr ihn stehlt.«
Da hörte sie hinter sich ihren Namen rufen. Sie achtete nicht darauf, da der Mann sich blitzschnell umdrehte und mit dem Arm ausholte. Sie duckte sich darunter weg, griff dann nach oben, um ihn zu packen. Mit einer jähen Bewegung beugte sie sich vor. Der Mann wurde umgerissen, landete hart auf dem Boden und rollte sich ab, um aufzustehen.
Diese Chance ließ sie ihm nicht. Über ihm kauernd hielt sie ihm das
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