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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Messer an die Kehle. »Wer seid Ihr?«, herrschte sie ihn an, als sie langsamer werdende Schritte hinter sich hörte.
    Der Mann unter ihr gab keine Antwort. Stattdessen hörte sie Jordan hinter sich sagen: »Lady Isabella de Montfort, erlaubt, dass ich Euch meinen Freund Bouchard, Lord Weirton of Kenwick Castle, vorstelle.«

6
    N och nie war Isabella so verlegen gewesen, auch nicht an dem Tag, als sie nach einigen Substanzen stinkend, die sie gemischt hatte, das Refektorium betrat und der Geruch nach faulen Eiern bei den meisten Schwestern Übelkeit hervorgerufen hatte. Was war nur mit ihr los? Sie tat doch sonst nie etwas, ohne sämtliche Konsequenzen zu bedenken.
    Sie rappelte sich auf und blickte auf die Stiefel anstatt auf den daliegenden Mann hinunter »Verzeiht, Mylord, ich dachte … Als ich Euch sah …«
    Jordan streckte die Hand, die noch immer die Fesseln trug, an ihr vorüber aus und half dem Mann auf die Beine. Isabella trat zur Seite und nahm die Schultern zurück. Sie konnte der Versuchung, im Qualm zu verschwinden, nicht nachgeben. Sie hatte der Äbtissin versprochen, dass sie Jordans Hilfe in Anspruch nehmen würde, um ihr Gelübde und jenes der Abtei zu erfüllen. Nichts - auch nicht ihr unentschuldbares Verhalten - konnte sie davon entbinden.
    Nach einem tiefen Atemzug hob sie ihren Blick. Die zwei Männer begrüßten einander, indem sie ihre Arme im Kriegergruß umfassten. Lord Weirton war noch größer als Jordan, wirkte aber so dünn wie die Zügel, die über den Karren gelegt waren. Nur seine Lippen waren voll und nahmen sich in seinem hageren Gesicht irgendwie unharmonisch aus. Im Licht der Fackeln passte das Haar des Barons zu seiner scharlachroten Tunika.
    Fackeln!
    Sie drehte sich um und sah Gamell und seine Leute in einem
Torbogen neben dem Stall stehen. Keiner sagte ein Wort. Sie starrten mit ratlosen Mienen den Mann an, den sie zu Fall gebracht hatte. Ihr wurde vor Entsetzen eiskalt. Würde Lord Weirton am Ende gar bei Gericht den Vorsitz führen? König Henry hatte Barone in dieser Funktion eingesetzt. Aber selbst wenn Lord Weirton nicht als Richter fungierte, hätte der Inhaber dieses Amtes auf Jordans Wunsch hin gewiss nach dem Baron geschickt. Inmitten des Überfalls auf den Karren hatte sie das vergessen.
    »Isabella«, zischte Jordan.
    Sie sah ihn an, und er nickte unmerklich in Richtung des Barons. In der Hoffnung, ihre Wangen würden nicht so rot sein wie das Haar Lord Weirtons, da sie sich abermals blamiert hatte, indem sie ihm den Rücken zukehrte, zwang sie sich, ihn anzuschauen.
    Der Baron musterte sie offen und ließ seinen Blick über sie gleiten, ehe er das Messer in ihrer Rechten ins Auge fasste. Sie wappnete sich für seinen Zorn, doch legte sich ein Lächeln über seine Lippen, als er nach ihrer Hand griff und sich darüberbeugte. Er tat so, als hätte er den Dolch nicht bemerkt, sie aber wusste es besser.
    »Ach, le Courtenay«, sagte er mit leisem Auflachen, »jetzt sehe ich, warum Ihr Euch bei der Rückkehr nach Kenwick Castle verspätet habt, obwohl ich sagen muss, dass meine Schwester Odette enttäuscht sein wird.«
    »Lady Isabella hielt mich nicht auf.« Er sah Gamell finster an, der sich hinter seinen Männern verstecken wollte. »Euer Sheriff tat es.«
    »Gamell?«, rief Lord Weirton, ohne sich umzudrehen oder Isabellas Hand freizugeben.

    Gamell kam langsam und schwer auf einen dicken Ast gestützt angeschlichen. Sein Bein war bandagiert, doch wusste Isabella, dass es nicht richtig heilen würde, wenn es nicht geschient wurde.
    Jordan trat vor und stellte sich zwischen sie und den Sheriff. Schon glaubte sie, Lord Weirton würde ihre Hand nicht loslassen, doch er tat es, als sie wegtrat, damit sie nicht alle in einer Gruppe beisammenstanden.
    »Mylord«, sagte Gamell und führte mit einer ungelenken Verbeugung die Hand an die Stirn.
    »Warum steht Ihr herum, wenn die Schänke brennt?«, wollte Lord Weirton wissen.
    »Wir konnten kein Feuer finden, von ein paar in den Boden gerammten Fackeln abgesehen. Es gibt nur Qualm. Es ist sehr verwirrend.«
    »Ihr lasst Euch leicht verwirren.« Er schwenkte die Hand in Richtung der Männer. »Sie sollen das Feuer ersticken. Und Ihr bleibt hier und erklärt mir dieses Debakel, während Eure Männer das Feuer löschen. Schickt sie los. Jetzt!«
    Gamell zögerte, dann bedeutete er seinen Männern auszuschwärmen. Sie verschwanden im Rauch, der noch immer aus dem Haus drang. Die zitternden Lippen des Sheriffs verrieten, dass

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