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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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griff nach seinem linken Arm, um seinen Ärmel zurückzuschieben. Sie tippte auf eine Stelle über der Handwurzel. »Genau hier. Es war identisch mit dem Symbol auf dem Messer in Ryces Grab.«
    »Das Symbol der Bruderschaft.«
    Sie nickte.
    »Das sagt uns nichts, was wir nicht schon wissen.« Er entzog ihr seinen Arm, da er ihre Berührung, und sei es eine unverfängliche, nicht lange ertragen konnte, ohne ihr zu zeigen, wie wenig sie Männer verstand. Wieder unterdrückte er die verlockenden Traumbilder ihrer an ihn gepressten Nacktheit.
    »Eines ist Euch vielleicht entgangen, Jordan. Es war nicht nur der Sturz, der den Mann tötete. Er starb an Gift.« Sie zog ein zerbrochenes Fläschchen aus ihrem Sack. »Es verströmt einen intensiven, blumigen Geruch. Vermutlich ein aus Maiglöckchen hergestelltes Gift.«
    »Aber warum sollte er sich vergiften, ehe er aus dem Fenster sprang?«
    »Er wollte den sicheren Tod.«
    »Das ist verrückt. Kein vernünftiger Mensch würde das tun.«
    »Ganz recht. Kein vernünftiger Mensch.« Ihr Schaudern war so stark, dass er es sehen konnte »Was ist die Bruderschaft?«
    »Das weiß ich nicht, wenn aber die Bruderschaft das verdammte Messer zurückhaben möchte, soll sie es haben.«
    »Aber …«

    »Es gibt kein Aber, Isabella. Kein Messer ist ein Menschenleben wert, auch nicht das Leben eines Diebes. Wenn ihm so viel daran lag, soll er damit begraben werden.«
    Als sie auf seinen barschen Ton hin zurückwich, wollte er sich entschuldigen. Aber wie konnte er ihr sagen, dass er nur dank der Missstimmung zwischen ihnen sein Verlangen nach ihr zügeln konnte?
    Er ging fort, erklomm eilig die Steigung zum Tor und stürmte hindurch. Niemand sprach ihn an, als er die den Turm umgebende Mauer hinaufstieg. Oben angekommen blieb er an der Stelle stehen, von der aus man am weitesten über das Land der La Tour du Courtenay blicken konnte.
    Das sanft gewellte Hügelland lief in eine Ebene aus, die sich bis zum Horizont und darüber hinaus bis zur See erstreckte. Waldstücke unterbrachen die Weite des Landes. Man sah Äcker, die bereits umgepflügt waren, andere warteten noch darauf, bestellt zu werden. Die vereinzelt daliegenden Bauerngehöfte sahen aus wie von einem Kind über die Fluren verstreut.
    Dies und nur dies sollte seine Sorge sein. Er hatte es gelobt, als er in Aquitanien mit Gott um sein Leben feilschte. Nun aber fragte er sich, ob er stattdessen nicht mit dem Teufel paktiert hatte, der ihm einen Vorgeschmack auf die Hölle bot, die ihn erwartete.
     
    Das Geräusch leichter Schritte ließ Jordan von den Abrechnungen aufblicken, die Lew ihm zur Prüfung übergeben hatte. War es Isabella, die ihn aufsuchen wollte? Hoffnung flammte in ihm auf, Hoffnung, ihr Lächeln zu sehen, ihre Hand zu liebkosen, dem Wohlklang ihres Lachens zu lauschen.

    Eine Dienerin stand in der Tür zu seinem Arbeitsraum neben seinem Schlafgemach, und die Hoffnung erlosch. »Mylord, Lord und Lady sind da«, sagte sie mit einem Knicks.
    Momentan wusste er nicht, was sie meinte, dann fiel ihm ein, dass es sich um Weirton und seine Schwester handeln musste. »Ich will sie in der großen Halle empfangen.«
    Sie knickste wieder und ging.
    Jordan stand auf und rieb sich die Augen, wobei er gegen ein Gähnen ankämpfte. Er war froh, dass Weirton wie versprochen zur Totenmesse gekommen war. Noch erfreuter war er allerdings, dass Weirton von seiner Schwester begleitet wurde. Gewiss würde sie Isabellas Gesellschaft suchen und mit ihr über Dinge plaudern, die für Damen von Interesse waren. Das würde ihm erlauben, zu Isabella Abstand zu wahren, eine Vorstellung, die ihm heftig widerstrebte, wenn er auch hoffte, auf diese Weise wieder Schlaf zu finden und zu verhindern, dass sein Verlangen ihn schier wahnsinnig machte.
    Als er die geschwungene Treppe in der großen Halle hinabschritt, sah er das Gesinde beisammenstehen und leise miteinander reden. Als die Leute bei seiner Annäherung auseinanderstoben, wusste er, dass sie über Weirton und dessen Schwester getuschelt hatten. Früher, als noch nicht die Pflichten eines Burgherrn auf ihm lasteten, hatte er sich an diesem Klatsch oft beteiligt.
    Die große Halle ragte zu hölzernen Balken empor, die die Decke kreuzweise durchzogen, Bogentüren führten in angrenzende Räume. An jedem der Kamine, die halb so hoch wie die Eingänge waren, war Holz gestapelt. Feuer verbreiteten Rauch und Eichenholzgeruch. Die an einer Wand prangenden Trophäen vergangener Jagden waren der

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