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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Überzeugung, dass der Verstand weit überschätzt wurde. Er wollte spüren, wie ihr goldenes Haar sich über ihn ergoss, während sie ihn mit ihrer Wärme einhüllte.
    »Deshalb weiß ich zu schätzen, was Ihr gestern getan habt«, sagte sie in unverändert leisem, bestrickendem Ton. »Ich weiß, wie schwer es für Euch war.«
    Meinte sie, dass er ansehen musste, wie dieser Schuft ihr ein Messer an die Kehle hielt, oder dass er weggegangen war, obwohl er die Nacht mit ihr hatte verbringen wollen?
    »Es ist vorüber«, sagte er.
    »Das ist es.« Sie blickte an ihm vorbei zum Fenster seines Gemaches hoch über ihnen auf. »Ich verstehe von Männern überhaupt nichts.« Sie hielt sich die Hände an die Lippen und machte große Augen.
    Wohl wissend, dass ihr etwas herausgerutscht war, was sie nicht hatte sagen wollen, bedachte er sie mit einem schiefen Lächeln. »Damit sind wir einander ebenbürtig.«
    »Ihr versteht nichts von Frauen?«
    Zu seinem eigenen Erstaunen lachte er. »Ich glaube, von Adams Zeiten an hat kein Mann von Frauen etwas verstanden. Aber das meinte ich gar nicht. Ich meinte vielmehr, dass ich meine Mitmenschen nicht verstehe.«
    »Das müsst Ihr genauer erklären.« Ein Lächeln milderte die Anspannung ihrer Miene. »Ich verstehe von Männern nur, wie man ihre Wunden heilt.«
    Heile meine, hätte er am liebsten ausgerufen. Sein Körper
spannte sich in Erwartung ihrer Berührung, die ihn, solange er sie festhielt, vergessen lassen konnte, was ihn verfolgte.
    Er zog sich ein Stück zurück, so dass er der Versuchung nicht nachgeben und sie in die Arme nehmen und damit fortsetzen konnte, woran sein Verstand ihn am Abend zuvor gehindert hatte. »Ich spreche von Menschen, die den Wert dessen, was sie besitzen, nicht würdigen, und nach dem Besitz anderer streben«, sagte er.
    »Ihr sprecht vom König und seinen Söhnen.«
    »Unter anderem.«
    »Ich möchte nicht von Kriegen und Schlachten und Kämpfen innerhalb von Familien sprechen.«
    »Ich verstehe. Als einzige Schwester unter vier händelsüchtigen Brüdern wart Ihr gewiss hin- und hergerissen, wenn jeder Euch auf seine Seite gegen die anderen ziehen wollte.«
    Sie starrte ihn verblüfft an. Sie wollte etwas sagen und machte den Mund wieder zu.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Nichts Wichtiges.«
    Sie log. Er war seiner Sache so sicher, wie er sicher war, dass er sie in die Arme nehmen wollte. Warum war sie nicht ehrlich bei einer solchen Frage, wenn sie doch bei anderen, viel wichtigeren Themen die Wahrheit gesagt hatte? Ein halbes Dutzend Fragen schoss ihm durch den Kopf, als er an die Geschichten dachte, die man sich über ihre gewalttätigen Brüder erzählte. Kein Wunder, dass sie ins Kloster gegangen war, um die Heilkunst zu studieren. So war sie nicht nur den Familienfehden entgangen, sie hatte auch Wissen erworben, das sie vielleicht benötigen würde, um einen ihrer Brüder zu retten.

    Sie kniete nieder und sammelte die kleinen Beutel ein. Als sie diese in den Sack tat, den sie getragen hatte, als sie einander begegneten, fragte sie: »Meint Ihr, dass Eure Ansicht über den König und seine Söhne Eure Tante bewog, mir zu raten, ich solle Eure Hilfe suchen?«
    »Meine Tante und ich haben seit der Beerdigung meines Vaters vor zwei Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt.«
    »Und doch muss sie einen Grund gehabt haben, als sie mich bat, Euch zu suchen. Eure Tante sieht mit sehr klaren Augen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, meine Tante wäre Mystikerin?«
    »Nein, sie ist nur sehr scharfsichtig.« Auf den Fersen hockend blickte sie zu ihm auf. »Ihr seid ihr ähnlich, Jordan. Sie überlegt alle Fakten gründlich und lässt sich von der Meinung anderer nicht beeinflussen, selbst wenn ihre eigene nicht genehm ist.«
    »Richtig. In diesem Punkt gleichen wir einander.«
    »Kein Wunder, dass sie eine so hohe Meinung von Euch hat.« Sie nahm den Sack und stand auf. »Hoffentlich habt Ihr auch Ihren Scharfblick. Habt Ihr den linken Arm des Diebes gesehen?«
    »Ich sah zu, wie Emery und einige andere der Jungen den Leichnam fortschafften, wenn Ihr das meint. Ich kann Euch beruhigen, dass er tot ist.«
    »Nein, das war es nicht, was ich meinte. Auf seiner Haut war ein Symbol eingebrannt, unter seinem Hemd verborgen, bis sein Ärmel zurückglitt.«
    »Isabella, Ihr wart kaum bei Bewusstsein. Wenn Ihr Euch geirrt habt und ein Geburtsmal so …«

    »Es war kein Irrtum. In seine Haut war ein Symbol eingebrannt.« Sie warf den Sack über die Schulter und

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