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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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einzutauschen, hatte sich als gute Idee erwiesen, da die Rinder ausdauernder waren. Ob sie freilich eine echte Verbesserung darstellten, war fraglich, da die unter ein Joch gespannten Tiere unweigerlich den schlechtesten Teil der Straße zu finden schienen. Alle Versuche, sie zu lenken, waren fehlgeschlagen. Sie bewegten sich vorwärts, wenn Tarrans Pferd es tat, und blieben stehen, wenn es anhielt.
    Sie rutschte auf ihrem Sitz herum, und ihr Fuß stieß gegen ein Ende der provisorischen Waffe. Sie fasste danach, ehe er Vala treffen konnte, die hinter ihr döste. Iau hielt die Augen geschlossen, doch war sie nicht sicher, ob er schlief oder sich seinem Schmerz hingab.
    Was für eine Konfusion entstanden war! Sie hatte auf Kastell Glyn Niwl erfahren, wo sich Llech-lafar befand, hatte aber ihren guten Stock verloren. Rhans Warnung klang ihr in den Ohren. War der Verlust des Stockes Teil dessen, was die Alte vorausgesehen hatte? Doch das Wissen, dass die Zukunft Unglück bringen würde, war nicht der schlimmste Aspekt ihres Aufenthalts auf Lord de la Rochelles Burg. Ihre abschweifenden Gedanken wanderten ständig zu Tarran und wie er ausgesehen hatte, wenn er lächelte. Sie wollte ihn wieder lächeln sehen … wenn er sie festhielt. Während er ihr vorausritt und ihr den Rücken zukehrte, war es jedoch ausgeschlossen, ein unerwartetes Lächeln zu erhaschen.
    Vielleicht morgen, wenn es ihr glückte, mit einem seiner Männer den Platz zu tauschen. Sollte doch er sich an ihrer Stelle auf dem Karren langweilen, während sie den Ritt an Tarrans Seite genießen konnte, wenn die Straße genug Platz bot.
    Ein Ritt aber stellte sie vor neue Probleme. Ihr Stock war nicht dazu geschaffen, getragen zu werden, wenn man im Sattel saß. Sie konnte ihren Stoffgürtel abnehmen und ein Ende des Stockes damit am Sattel befestigten. Das andere Ende konnte sie auf dem Schoß balancieren. Das ging nur gut, so lange man durch offenes Gelände ritt. In einem Waldgebiet würde sie absitzen müssen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dann mit den Reitern mithalten würde. Im Moment erschien ihr das Laufen als hervorragende Idee, doch hatte sie versprochen, sich um Vala zu kümmern, und konnte jetzt nicht kneifen.
    Sie warf einen Blick auf die alte Frau, die selbst im Schlaf ihren besorgen Ausdruck nicht ablegte. Seit der Flucht aus Lord de la Rochelles Burg hatte sie ihre Unruhe nicht zu verbergen vermocht. Mit jeder Meile schien Vala sich tiefer in ihren Mantel zu verkriechen.
    Oder war die alte Frau aus dem gleichen Grund nervös, der Tarrans Männer ständig die Köpfe wenden ließ? Elspeth hatte keine Ahnung, wonach sie Ausschau hielten. Nach einem Obdach oder nach Feinden? Sie hatte gesehen, dass Tarran und seine Leute bei Tagesanbruch beratschlagten, doch hatte man sie zu der Besprechung nicht eingeladen.
    Sollte sie girrend die Hüften schwenken wie das brünette Frauenzimmer, das Iaus Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte? Würde sie auf diese Weise einem der Männer entlocken, was besprochen worden war? Der Gedanke, sie könnte zu solchen Finten greifen, ließ sie erstarren, worauf ein Ochse ein dumpfes Muhen hören ließ.
    Tarran warf einen Blick über die Schulter und sah sie finster an. Warum musste er immer diese Miene zeigen? Seine finstersten Blicke hatte er für sie reserviert. Nicht einmal Kei, der seit dem Verlassen der Burg klug darauf achtete, dass zwischen ihm und Tarran immer der Karren war, erntete so finstere Blicke.
    »Was ist los?«, rief er ihr zu.
    »Nichts.«
    »Dann sorge dafür, dass die Tiere sich ruhig verhalten. Man weiß nicht, was sich in den Schatten verbirgt.«
    »Der Ochse war lange nicht so laut wie jetzt du.«
    »Ich müsste nicht schreien, wenn die Rinder still wären.«
    Ehe sie sich eine gebührend scharfe Antwort ausdenken konnte, blickte er wieder geradeaus. Seit dem gestrigen Nachmittag hatte er nicht mehr so viel mit ihr gesprochen. Er benahm sich, als hätte sie nicht mehr Leben in sich als die Steine der Mauern, die die Felder begrenzten. Seit er vom Fluss weggegangen war, hatte er nur »Guten Morgen« und »Gute Nacht« zu ihr gesagt.
    Es wäre einfacher, wenn sich daran nichts änderte. Dann konnte sie ungestört an die Suche von Llech-lafar denken, anstatt sich immer wieder die erregenden Augenblicke in Erinnerung zu rufen, als sie auf dem Karren unter Tarran gelegen hatte.
    Sie erschrak, als Tarran sein Ross zügelte, damit der Karren ihn einholen konnte. Sie wartete, dass er etwas sagte, doch

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