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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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auf dem Boden lag, der aus dem Korb geschnellt war. Sie bückte sich und hob ihn auf. Ein Griff nach ihrem Messer, und sie erlöste ihn von seinen Qualen. Das Messer wischte sie im Gras ab und steckte es wieder in seine Scheide.
    Sie hob den Korb auf und reichte ihn ihm. »Nächstes Mal töte sie, wenn du sie fängst.«
    »Das werde ich tun.« Er legte seine Hand über ihre auf dem Korb und zog Elspeth an sich. »Fischgeruch ist nicht eben der süßeste Duft«, sagte er naserümpfend.
    Sie zog ihre Hand unter seiner hervor und bückte sich nach ihrem Stock. Als sie sich aufrichtete, sah sie, dass er sie beobachtete. »Du solltest hier draußen nicht nur den Stock als Schutz bei dir haben«, sagte er.
    »Mehr brauche ich nicht.«
    »Wirklich?« Er zog eine Braue hoch.
    Sie lachte. »Mehr brauche ich nicht, um mich zu schützen, hätte ich sagen sollen. Wenn du dir Sorgen machst, zeige ich es dir gern.«
    »Ich sah dich beim Training, doch ist das nicht dasselbe wie ein Kampf mit einem echten Gegner. Bei einem plötzlichen Angriff bleibt dir vielleicht keine Zeit, an den Stock heranzukommen.«
    »Ich kenne noch ein paar andere Tricks.«
    »Und die wären?«
    Sie deutete auf die Uferlinie. »Gehe zehn Schritt in diese Richtung, Ich laufe ebenso weit in die andere.«
    Tarran stand vor einem Rätsel, folgte aber ohne zu fragen ihrer Anweisung. Sie hatte es einen Trick genannt, doch was war ihre Absicht? Er stellte den Korb mit den Fischen auf das Ufer neben sich. Er wollte beide Hände frei haben … was immer sie planen mochte.
    Sie rief ihm zu: »Wenn man uns angreift, und du näher bei meinem Stock sein solltest als ich, könntest du mir so helfen.« Sie hob den Stock und schleuderte ihn im hohen Bogen in seine Richtung.
    »Du hättest kraftvoller werfen sollen!«, rief er, als ein Stockende den Stein traf, gegen den sie getreten hatte. »Er fällt zu kurz.«
    »Sieh doch!«
    Der Stock prallte ab und flog in einem ebenso hohen Bogen, wie sie ihn geworfen hatte, auf ihn zu. Er fing ihn mit einer Hand auf, erstaunt, dass der Stock wieder senkrecht bei ihm landete.
    »Wirf ihn zurück!«, rief sie.
    »Wie?«
    »Halte ihn wie einen Speer und schleudere ihn auf den Stein.«
    »Er könnte brechen.«
    »Keine Angst. Vertraue mir, Tarran.« Ihr vertrauen? Hatte sie denn wirklich keine Ahnung, wie sehr er ihr vertraute? Sie hatte ihm dank ihrer Geistesgegenwart das Leben gerettet, und zugleich hatte sie ein Gefährt beschafft, um Vala und Iau nach Tyddewi zu schaffen.
    Er vertraute ihrer Tapferkeit und Findigkeit … und ihrer atemberaubenden Schönheit.
    Er selbst war es, dem er nicht trauen konnte. Ließ er zu, dass er in ihr Leben hineingezogen wurde, riskierte er, so verletzt zu werden wie damals, als er Addfwyns Kopf gehalten hatte und ihr bleiches Antlitz kein Lebenszeichen erkennen ließ.
    Er senkte den Stock, griff nach dem Fischkorb und ging zu ihr. Er reichte ihr den Stock, und sie nahm ihn verdutzt in Empfang.
    Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange. Seine Lippen verweilten und kosteten die Lebendigkeit ihrer Haut aus. Es drängte ihn, ihre warme Haut überall zu erkunden, um die Erinnerung daran zu löschen, wie kalt Addfwyn in seinen Armen gelegen hatte. Doch durfte er niemals - auch nicht einen Augenblick - vergessen, warum er sich auf seiner Mission befand.
    »Tarran?«, fragte sie. Aus ihrem Ton hörte er dasselbe Flehen heraus, das auch er mit jedem Herzschlag in sich spürte.
    Er durfte sich nicht ablenken lassen - nicht von süßer Nähe noch von strahlenden Augen voller Leben. Ohne eine Antwort zu geben, ging er fort.

11
    Elspeth wünschte sich sehnlichst, aus dem Karren aussteigen und zu Fuß weitergehen zu können. Nach stundenlangem Dahinholpern über schlechte Straßen schmerzte ihr ganzer Körper. Gegen Langeweile und Unbehagen hatte auch leises Summen nicht geholfen, da jede Melodie den Rhythmus des schwankenden Karrens angenommen hatte. Die Zügel mit der Linken haltend, starrte sie geradeaus auf die Kurven vor ihr. Den Hügeln zwischen der Straße und dem zum Meer abfallenden Gelände schenkte sie keine Beachtung. Auch die salzige Luft verlockte sie zu keiner Erkundung der Küste, und die Meeresbrise, die ihr Haar zauste, vermochte ihre Mattigkeit nicht zu durchdringen. Sie war durchgefroren, ihre Sachen klebten an der Haut.
    Unbeirrt hielt sie den Blick durch den feuchten Nebel auf die schwankenden Kehrseiten des Ochsengespanns vor dem Karren gerichtet. Die Pferde gegen Ochsen

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