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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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herunterhalf.
    »Wir auch.« Tarran umfasste den Arm seines Freundes mit einem Kriegergruß. Wusste Seith, dass Tarran ihm dankbar war, weil er Elspeth half? Tarran war nicht sicher, ob er sich bei einer neuerlichen Berührung zurückhalten könnte oder sich mit ihr der Liebe hingeben würde ohne Rücksicht auf Umstehende.
    Als Elspeth die zwei übrig gebliebenen Stöcke aus dem Karren hob, sprach niemand ein Wort. Er sah, dass beide Stöcke Querstücke aufwiesen.
    »Iau muss im Wagen fahren«, sagte sie, ohne jemanden anzusehen. Einen Stock lehnte sie an den Karren. Den anderen neigte sie und brach das Querstück ab, das sie auf die Ladefläche warf. Dann fasste sie die Stelze an wie ihren Kampfstock.
    Er hörte, wie Vala und seine Männer die Luft anhielten, als sie mit dem Stock eine Reihe von Bewegungen übte. Sie prüfte den Stock, ob die Balance stimmte. Sie wirbelte ihn, stieß mit ihm wie mit einer Lanze gegen einen unsichtbaren Gegner, schwang ihn in geschmeidigen Bewegungen, die ganz einfach wirkten. Er wusste, dass sie es nicht waren und dass sie über eine enorme Geschicklichkeit verfügte. Nachdem sie den Stock auf den Karren geworfen hatte, hob sie die andere Stelze. Sie stellte den Fuß auf das Querstück und brach es ab. Wieder warf sie das kurze Stück Holz auf den Karren. Wieder ging sie die Bewegungen durch. Erst als sie mit einem erleichterten Lächeln innehielt, das die Strenge ihrer Miene milderte, schien sie zu bemerken, dass die anderen sie beobachteten.
    Sie stellte den Stock auf und fragte, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen: »Hat jemand daran gedacht, Proviant aus der Burg mitzunehmen?«
    Elspeth stieß mit ihrem Stock gegen einen Stein und trat dann dagegen. Ihr einziger Lohn war eine wunde Zehe. Während Tarran und seine Männer ihre Mahlzeit aus dem Fluss angelten, war sie beide Ufer eine halbe Meile nach beiden Seiten entlanggelaufen und hatte Dutzende Felsbrocken begutachtet, die groß genug waren, dass der König darauftreten konnte. Woher sollte sie wissen, welcher nun Llech-lafar war?
    »So wirst du dir eine Zehe brechen«, sagte Tarran, als er sich an dem Strauch vorbeizwängte, der direkt am Wasser stand. In seinem Korb lagen frisch gefangene Fische.
    Sie fragte sich, ob alle der Fische so überdrüssig waren wie sie. Wie gut, dass Ostern bevorstand und man bald wieder Geflügel und Fleisch essen konnte.
    »Ist dies der Fluss Alun?«, fragte sie.
    »Nein. Der ist weiter im Südwesten. Warum fragst du?«
    »Das Gerede von Llech-lafar weckte meine Neugierde. Ich möchte wissen, wo er ist.« Bei allen Heiligen! Sie hatte am falschen Fluss gesucht.
    Er stellte den Korb mit den noch immer zappelnden Fischen auf den Boden. »Warum fasziniert dich diese alte walisische Sage so sehr?«
    »Die Geschichten von König Arthur und Merlin gehören den Menschen zu beiden Seiten von Offa’s Dyke.«
    »Das mag für die Sachsen zutreffen, nicht aber für die Normannen. Diese Sagen gehören euch nicht.«
    Sie kauerte sich nieder und tippte mit den Fingern auf einen Stein. Wie sollte sie unter den unzähligen Steinen in Wales den einen finden? Und was sollte sie tun, wenn sie ihn gefunden hatte? Der Stein, den sie mit dem Fuß angestoßen hatte, saß fest im Untergrund.
    Sich aufrichtend sagte sie: »Normannen und Sachsen wurden zu einer Nation. Nur die Waliser bestreiten, dass ihr Beitritt zu dieser Union unausweichlich ist.«
    »Ebenso die Iren und Schotten.«
    Sie schauderte. »Die Schotten sind Wilde. Wenn der König klug ist, lässt er sie in Ruhe.«
    »Vielleicht sollten die Waliser wilder sein.« Er zog sie an sich.
    »Vielleicht solltest du es sein.« Lachend ließ sie ihren Stock fallen und lenkte seinen Mund zu ihrem.
    Seine Zunge versengte ihre Lippen, ehe sie zwischen sie glitt. Ihr Mund öffnete sich in einem leisen Seufzer, als seine Arme ihre Schultern umfassten und sie mit eiserner Kraft festhielten. Er rückte ein wenig ab, und als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass er sie forschend anblickte.
    »Was ist?«, flüsterte sie.
    »Pst. Ich will sehen, wie der Sonnenschein auf deinem Gesicht glüht.«
    Als sie ihm mit den Fingerspitzen über die Wange strich, spürte sie ein köstliches Prickeln, das mehr Nähe forderte. Sein Mund legte sich wieder auf ihre Lippen, und sie hatte das Gefühl, von Sonnenhitze verzehrt zu werden.
    Etwas traf ihren Fuß, gleich darauf wieder.
    Mit einem Aufschrei zuckte sie zurück. Ein Blick nach unten zeigte ihr, dass ein wild zappelnder Fisch

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