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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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blieb er stumm. Als das Ochsengespann langsamer wurde, bedeutete er ihr weiterzufahren.
    Sie tat es mit einem scharfen Zuruf, der den Zugtieren galt. Dann warf sie einen Blick zurück. Er ritt neben Vala, die eben die Augen aufschlug. Seine Besorgnis um die alte Frau verriet, dass mehr an ihm war als der Eisfürst, als der er sich gab.
    Sie seufzte. Sie wusste bereits, dass mehr an ihm war als sein kaltes Äußeres. Was sie freilich nicht verstand, war der Umstand, dass seine Stimmungen wechselhafter waren als das walisische Wetter.
    »Wir machen heute nur mehr etwa eine Meile, ehe es zu dunkel wird, um weiterzufahren«, sagte Tarran mit der Güte, die er für Vala immer aufbrachte.
    »Da bin ich sehr froh«, gab sie tonlos zurück.
    »Und wie geht’s dir, Iau?«
    Der junge Mann kämpfte sich in eine sitzende Haltung hoch. Elspeth legte eine Hand unter seinen Ellbogen, um ihm zu helfen, und umklammerte ihn fest, als das rechte Vorderrad des Karrens in ein großes Loch geriet.
    Etwas brach krachend. Sie zerrte an den Zügeln und sprang herunter, noch ehe der Karren zum Stehen kam. Kopfschüttelnd begutachtete sie das Rad. Eine Speiche war gebrochen, zwei weitere waren angeknackst.
    »Ist das Rad gebrochen?«, fragte Tarran, der sich vom Pferd schwang.
    »Nicht ganz.« Sie deutete auf den Schaden, als seine Männer sie umdrängten.
    »Dann können wir weiter, solange wir vorsichtig sind und die Straße einigermaßen ist.«
    »Nein. Bald wird es finster sein. Der Wagen könnte in ein noch größeres Loch geraten und so beschädigt werden, dass ich nichts mehr machen kann.«
    Seith schnappte nach Luft. »Soll das heißen, dass Ihr den Schaden beheben könnt?«
    »Ja.«
    »Du verfügst über eine Vielzahl unerwarteter Fähigkeiten, Elspeth«, sagte Tarran. »Sag mir, wo du gelernt hast, einen Radbruch zu reparieren.«
    »Von meinem Vater.« Wieder bückte sie sich, um das Rad zu untersuchen, ehe er weitere Fragen stellen konnte. Zwar argwöhnte sie, dass sich nichts ändern würde, wenn sie die Wahrheit sagte, doch hatte Tarran sie befehlsgewohnt herumkommandiert, seit er sie an der Burgmauer zum ersten Mal angebrüllt hatte. Sie hatte einfach keine Lust, mit Fragen bestürmt zu werden. »Wie weit ist es noch bis Tyddewi?«
    »Vier Tage. Nicht mehr.«
    »Gut.« Sich aufrichtend wischte sie die Hände an ihrem Gewand ab, das vor Staub und Schmutz starrte. »Wenn wir hier lagern, kann ich am Morgen das Rad reparieren.«
    Tarran nickte. Seine Leute halfen Vala und Iau vom Karren. Bald brannte ein kleines Feuer, um das herum die Mäntel ausgebreitet wurden. Tarran verschwand kurz und kam mit seinem Falken auf dem Arm wieder. Auf einer Schnur baumelten Fische, dazu hatte er einen erlegten Hasen mitgebracht. Rasch wurden die Fische gesäubert und brieten über dem Feuer. Er nahm den Hasen aus und verfütterte Fleischstücke an den Falken.
    Elspeth lauschte aufmerksam, als die Männer die vor ihnen liegende Route besprachen. Ihr fiel auf, dass sie jedes Wort geflissentlich vermieden, das hätte verraten können, was geplant war, nachdem sie Vala der Obhut ihrer Enkelin übergeben hatten. Gryn setzte einmal an: »Wenn Tyddewi hinter uns liegt …«, sprach aber nicht weiter, weil sein Vetter ihm mit dem Ellbogen heftig in die Rippen stieß. Ihr sollte es recht sein, da man sie womöglich nach ihren Plänen fragen würde, wenn man von den eigenen sprach.
    Nach dem Essen prüften Seith und die Vettern, ob die Pferde für die Nacht gesichert waren. Vala saß neben Iau und flößte ihm etwas ein, vermutlich einen Schlaftrunk.
    Nur sie und Tarran blieben beim Feuer, bis sie aufstand und sagte: »Ich muss mich um die Ochsen kümmern.«
    »Seith wollte nach ihnen sehen.« Er blickte unverwandt in die Flammen.
    »Danke.«
    »Bedanke dich bei ihm . Er meinte, du hättest es wahrscheinlich satt, die Hinterteile der Viecher zu sehen.«
    »Dann will ich mich bei ihm bedanken.« Lachend sammelte sie die Essensreste ein und warf sie ins Feuer, während sie ihre Lieblingsweise sang, froh, dem holpernden Karren entronnen zu sein. Mit dem Fuß schob sie die Krumen in die glühende Asche.
    »Musst du immerzu singen?«
    »Singen?«, fragte sie erstaunt zurück. »Was stört dich daran? Ich singe, wenn ich glücklich bin, bei der Arbeit und …«
    »Du plapperst wieder. Kannst du denn nie den Mund halten?«
    Elspeth presste die Lippen zusammen.
    »Sehr lustig.« Er hielt seinen Becher übers Feuer, um das Ale zu wärmen.
    »Sarkasmus?«
    »Zuweilen

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