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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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deshalb hielten wir es für klug, zusammen zu reisen.« Sie sagte es ruhig. Wenn Druce glaubte, sie sei mit Tarran und den Seinen seit dem Verlassen von Kastell Glyn Niwl zusammen, wollte sie ihn bei dieser Meinung belassen.
    »Was haltet Ihr von Cymru?«
    »Ein schönes Land.«
    »Viele Eurer Landsleute teilen diese Meinung. Deshalb erheben sie Besitzansprüche auf unser Land.«
    »Druce, ich kann nicht über die Taten anderer sprechen. Nur über meine eigenen. Ich bin hier, um möglichst viel über Euer Land zu erfahren. Hier gibt es viele faszinierende Geschichten und Sagen.«
    Seine Miene erhellte sich. »Ich lehre jene, die zuhören wollen, die alten Dinge.«
    »Was für alte Dinge?«
    »Die Sagen, die von Anbeginn der ersten Morgendämmerung unsere Krieger beflügelten. Sagen, die Männer zu großen Taten anregten und dadurch wiederum zu großen Heldenliedern Anlass gaben.« Er öffnete die Arme. »Lieder, auf die Cymru stolz sein kann.«
    Sein Ring blitzte auf, und sie sah, dass die Perle darauf nicht genau der blauen an seiner Halskette entsprach. Bis auf drei Streifen Blau, die sich spiralenförmig durchzogen, war sie durchsichtig. Elspeth wünschte, sie hätte sie näher in Augenschein nehmen können. Vielleicht würde ihr dann einfallen, wo sie eine ähnliche gesehen hatte. Es musste im Kloster gewesen sein, da die Menschen, die kamen, um die Vorstellungen ihrer Eltern zu sehen, nicht so reich waren, um sich so herrlichen Schmuck leisten zu können.
    »Andere zu unterrichten«, fuhr er fort, »ist meine Pflicht als Nachkomme eines der größten Zauberer aller Zeiten.«
    »Zauberer?«, fragte sie erstaunt. Bis jetzt hatte Druce ganz normal geklungen. Und jetzt war plötzlich von Zauberei die Rede.
    »Ich stamme von Myrddin ab, der als Emrys zu Caer-Myrddin geboren wurde.«
    »Von ihm hörte ich noch nie.«
    Er lächelte. »Doch, das habt Ihr. Die Normannen nennen ihn Merlin und seinen Geburtsort Carmarthen.«
    »Merlin? Kennt Ihr die Sage von Llech-lafar , dem sprechenden Stein?«
    Er lächelte. »Ich kenne alle Sagen um Merlin. Wie kommt es, Mylady, dass Ihr den sprechenden Stein kennt?«
    »Ich hörte vom Stein und seiner Zauberkraft. Als ich mehr wissen wollte, bekam ich wenig Antworten. Man weiß vom Stein, kennt aber nicht den Ort, wo Merlin ihn am Alun versteckte.«
    »Er versteckte ihn nicht. Er hinterließ ihn dort, wo er das bewirken kann, was er soll, wenn die Zeit gekommen ist.«
    »Ihr kennt die Stelle?«
    Wieder lächelte er. »Wer sich in die alten Sagen vertieft, merkt bald, wie viel mehr es zu erfahren gibt.«
    Elspeth unterdrückte einen Seufzer. Trotz seiner Großtuerei und Prahlsucht wusste Druce offenbar nicht mehr als die anderen vom Stein.
    »Wir sind Nachkommen Merlins«, fuhr Druce fort, »und haben geschworen, die Kunde von seinen größten Taten sowie alle anderen Sagen, die dieses Land hervorbrachte, am Leben zu erhalten.«
    »Andere Sagen? Welcher Art?«
    Druce beugte sich vor und senkte die Stimme, bis sie klang wie der Wind, der über den Waldboden fegte, ein tiefes Gemurmel, das über sie hinwegstrich und sie umgab. »Sagen, die schon in Merlins Kindheit uralt waren, weil sie von den allerersten Menschen stammen, denen Cymru Heimat war.«
    »Werdet Ihr sie mir erzählen?«
    »Es sind zu viele, als dass ich alle erzählen könnte, ehe wir Tyddewi erreichen.« Er lächelte. »Aber ich will Euch jene erzählen, von denen ich meine, dass sie Euch am meisten zusagen. Sollen wir mit der Geschichte von Fürst Pwyll beginnen?«
    »Der an Stelle des Todes kämpfte?«
    Sein Lächeln wurde unsicher. »Ihr kennt die Sage bereits?«
    »Nein, doch hörte ich davon. Erzählt, bitte.« Vielleicht würde ein Teil der Geschichte ihr helfen, Tarrans ständig wechselndes Verhalten zu verstehen. Nicht einmal sich selbst wollte sie die Hoffnung eingestehen, etwas zu erfahren, das ihr entdecken half, ob in seinem Herzen ein Platz für sie bereit war … oder ob es über alle Hoffnung auf neue Liebe hinaus und für immer gebrochen war.

13
    Er träumte.
    Tarran konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein. Ihm war, als hätte er einen Augenblick zuvor noch zum Mond emporgeblickt, der aufgegangen war und sich schimmernd im Fluss spiegelte. Bald würden ihn die Äste der Bäume verdecken, noch aber fiel sein kalkweißes Licht auf deren Stämme.
    Er fand es verwunderlich, dass er träumte, weil er so viele Nächte keinen Schlaf gefunden hatte. In den zwei Wochen, nachdem er seine tote Frau gefunden

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