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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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er mir, was ich bereits ahnte.«
    »Dann versteht Ihr, dass er ist, was er ist. Wie hätte er ahnen können, dass Lady Addfwyn von der Hand eines Mannes getötet würde, den er für seinen vertrautesten Freund hielt.«
    »Sein Freund tötete sie?«
    »Ich dachte, Tarran hätte von ihrem Tod gesprochen.«
    »Er sagte, sie sei ermordet worden und dass ihr Bradwr ap Glew sucht. Nie erwähnte er seine Freundschaft mit dem Mörder.«
    Seith schien den Tränen nahe. »Sagt Fürst Tarran nicht, dass ich davon sprach. Vergesst es.«
    »Wie kann ich vergessen, dass Tarran von einem Freund verraten wurde?«
    Er starrte auf den Fluss. »Das kann niemand von uns vergessen. Niemand hatte eine solche Tragödie voraussehen können, auch Fürst Tarran nicht. Er und Bradwr ap Glew standen sich näher als Freunde, da sie Adoptivbrüder waren. Ihre Väter waren Vettern, und viele hielten sie trotz des Größenunterschiedes für Zwillinge.«
    Sie gab keine Antwort. Seiths Worte bestätigten ihre Ahnung. Tarran litt darunter, dass er, der Krieger, geboren, den Titel Führer zu tragen, ausgebildet, sich jedem Kampf zu stellen, zu Hilflosigkeit verdammt war, als etwas für ihn Unvorstellbares geschah und sein Freund, dem er von Kindesbeinen an vertraute, seine Frau ermordete.
    »Aber warum tötete Bradwr ap Glew die schöne Addfwyn?«
    »Dafür hat nur der Mörder eine Erklärung. Fürst Tarran wird ihm die Wahrheit entreißen, ehe er die Genugtuung hat, ihn zu töten.«
    Wieder ließ sie sich seine Worte durch den Kopf gehen. Der eiskalte Fürst Tarran würde nicht zögern, den Mörder seiner Frau zu töten. Auch der zärtliche Mann nicht, der sie mit seiner Berührung erregte. Würde jedoch der Tod seines Feindes seinem inneren Schmerz ein Ende bereiten?
    »Wohin werdet Ihr gehen, wenn wir Tyddewi erreichen?«, fragte Seith in die Stille hinein.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Sie sah keinen Grund, ihn anzulügen. »Wollte Tarran, dass Ihr mich fragt?«
    Seith lehnte sich an einen Baum und verschränkte die Finger über seinem ausladenden Bauch. »Wenn Fürst Tarran es wissen will, fragt er selbst. Heimlichtuerei ist nicht seine Art.«
    »Stimmt.«
    »Also, wohin wollt Ihr?«
    »Ich bin noch nicht sicher.« Sie lächelte kühl. »Wohin geht ihr, nachdem ihr Vala wohlbehalten in der Obhut ihrer Enkelin gelassen habt?«
    »Dorthin wo wir die Aufgabe erfüllen werden, zu der wir uns verschworen.«
    »Ich verstehe.« Fast hätte sie hinzugesetzt, dass sie verstünde, weil ihre Antwort dieselbe war. Sie würde dorthin gehen, wohin die Aufgabe sie führte, die die Königin ihr gestellt hatte.
    Äste knackten, und Elspeth griff nach ihrem Stock, während Seith sein Schwert zog. Niemand sprach, als Druce mit seinem goldenen Stab, gefolgt von seinem stummen Gefährten Orwin, auf sie zukam.
    »Wir werden Euer Ziel erreichen, ehe der Regen über der westlichen See an die Küste kommt«, kündigte Druce mit einem Stolz an, als hätte er das Wetter persönlich für ihre sichere Reise nach Tyddewi bestellt. So empfand sie es jedenfalls.
    »Eine gute Nachricht.« Das war gelogen, da der König von Irland aus in See stechen konnte, wenn die großen Stürme vom Meer kamen. Ihr war das Verstreichen jeder einzelnen Stunde nur allzu bewusst. Llech-lafar mochte am Ufer des Alun liegen, aber wo? Sie hielt ihren Stock auf den gekreuzten Beinen und faltete darüber die Hände. Jetzt kamen ihr ihre Kampfkünste wenig zustatten. Warum hatte die Königin sie auserkoren?
    »Es freut mich, das Ihr Euch freut. Wenn Ihr Zeit habt, möchte ich mit Euch sprechen.«
    Seith richtete sich auf und nickte Druce zu. Obwohl er sich mit langsamen, gleichmäßigen Schritten entfernte, war Elspeth sicher, dass Seith es kaum erwarten konnte, von Druce möglichst rasch und weit wegzukommen. Ebenso wusste sie, dass er oder einer von Tarrans anderen Männern in der Nähe bleiben würden.
    Druce setzte sich dorthin, wo Seith gesessen hatte, während sich Orwig ein Stück weiter am Ufer unter einem Baum einen Platz suchte. Die schattigste Stelle, wie ihr auffiel. Fürchtete er die Sonne? Wenn dies der Grund dafür war, dass er seine Kapuze nie zurückschob, musste er auch den Mond fürchten, da er die Kapuze ständig ins Gesicht gezogen trug.
    »Es ist eine Überraschung, eine Normannin unter Walisern anzutreffen«, sagte Druce, und sie verdrängte Orwin aus ihrem Bewusstsein, als dieser aufstand und das Ufer entlang flussaufwärts ging.
    »Unsere Wege führen in die gleiche Richtung,

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