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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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hatte, hatte er nicht schlafen wollen, bemüht, jeden Augenblick zu nutzen, um herauszufinden, wer sie getötet hatte und aus welchem Grund. Die Antwort auf die erste Frage war rasch gefunden, da sein einstiger Freund sich nicht die Mühe gemacht hatte, seine Untat zu vertuschen.
    Als Tarran schließlich nach zwei Wochen von seinem Schlafbedürfnis übermannt wurde, hatten ihn Albträume heimgesucht. Einige begannen mit Bildern voller Freude. Er hörte Addfwyns Lachen, sah, wie ihre Liebe zu ihm ihre Augen aufleuchten ließ. Als diese Träume aber rasch in Albträume übergingen, wurde das Echo ihres Lachens zu Schreien, wie er sie gehört hatte, als er in ihr Haus stürzte und ihre Dienerin kniend neben ihr antraf.
    Dann war Elspeth Braybrooke beredt und flammenden Blickes in sein Leben hineingeplatzt. Und er verstand nicht, warum Addfwyn wieder in seinen Träumen erschien, während sein Verlangen nach einer anderen Frau immer drängender wurde.
    Um die Antwort zu finden, musste er schlafen. Er musste Addfwyn in seinen Träumen finden und mit ihr sprechen.
    Und jetzt träumte er.
    Tarran erkannte im Traum das Gebäude, das den Familiensitz barg und genug Platz für Stallungen und andere Nebengebäude bot. Und auch damit war es nicht voll. Hohe Säulen begrenzten es, doch gab es kein Dach. Dieses war nicht nötig, da niemals Regen fiel. Und doch war alles um ihn herum grün, üppig und wohlriechend.
    In Cymru war aus alten Zeiten nichts übriggeblieben - außer in den Sagen. Er glaubte nicht, dass König Arawn über dieses Land herrschte, über dem eine Sonne schien, viel köstlicher und heller als jene, unter der Menschen Tag um Tag wandelten, ohne zu wissen, welcher ihr letzter sein würde.
    Dennoch befand er sich wieder in der großen Halle in Annwfn. Musik umschmeichelte ihn wie eine Aufmerksamkeit heischende Katze. Stimmen erklangen in munteren Gesprächen, während volle Tabletts vor jene Gäste gestellt wurden, die mit König Arawn tafelten.
    Er drängte sich zwischen den zahlreichen Tischen durch, an denen großen Helden der Lohn für ihre Tapferkeit zuteil wurde. Keiner der Krieger schien Notiz von ihm zu nehmen. Ihre Gesichter waren ihm nicht vertraut. Vielleicht deshalb, weil sich das Antlitz eines Menschen nach dem Tod veränderte. Es war ein Rätsel, an dessen Lösung ihm nichts lag.
    Seine Anwesenheit hatte einen anderen Grund. Er wollte bei seiner geliebten Addfwyn sein.
    Als könnten Gedanken ihn zu ihr führen, stand er plötzlich neben dem Tisch, an dem sie saß. Sie war unverändert. Zurückhaltend, ruhig. Ihr schwarzes Haar wies keine Spur einer Locke auf, wie Elspeth sie in Fülle besaß. Als sie sich umdrehte und ihn anschaute, hing ihr Haar ruhig zwischen ihren Schultern, anstatt bei jeder Bewegung mitzuschwingen wie bei Elspeth.
    Elspeth! Warum war sie jetzt in seinen Gedanken? Er konnte nicht anders als die zwei Frauen miteinander zu vergleichen. Addfwyn, die ruhig seinem Haus vorstand und jedes seiner Bedürfnisse voraussah. Elspeth, die nie ruhig war und in der Nähe lauernde Gefahren voraussah, ehe er sie wahrnahm. Die zwei Frauen hätten nicht unterschiedlicher sein können.
    Wie schon zuvor deutete Addfwyn auf den leeren Sitz neben sich. »Fürst Tarran ap Llyr, kommt und nehmt neben mir Platz.«
    »Fürst Tarran ap Llyr? Du als meine Frau sprichst mich so förmlich an, Addfwyn?« Er schwang ein Bein über die Bank und setzte sich so, dass er ihr Profil bewundern konnte. Es war weich wie sie selbst. Elspeth war nur selten so lange ruhig, dass er ihren Anblick genießen konnte. Wie ihr Kampfstock bewegte sie sich gezielt und anmutig.
    Hinweg aus meinem Kopf, Elspeth! Er wusste, dass ein solcher Befehl nichts fruchtete. Er konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Auch jetzt lag sie nicht weit von seiner Schlafstatt. Erwachte er und ging zu ihr - würde sie ihn in die Arme nehmen und ihm die große Erleichterung gewähren, die er tief in ihr finden konnte? Sein Körper reagierte auf diesen Gedanken, indem sich jeder Muskel spannte, bis er nach Atemluft rang.
    »Fürst Tarran«, sagte Addfwyn, und er blickte sie an. Diesen Moment hatte er mit aller Kraft herbeigesehnt und jetzt konnte er nur an Elspeth denken.
    »Ich bin nicht mehr Eure Gemahlin«, fuhr sie fort. »Unser Eheschwur währte, bis der Tod uns schied.« Ein trauriges Lächeln milderte ihre Worte. Sie sah ihn an und legte ihre Hand auf ihr Herz. »Doch gibt es Dinge, die selbst der Tod nicht hindern kann, denn die Liebe zu Euch

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