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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Er hob es, um einen heftigen, nach unten gerichteten Hieb abzuwehren. Klirrend glitten die Klingen aneinander vorbei.
    Er starrte seinen Gegner an. Der Mann trug ein schlichtes Gewand, ähnlich den Gewändern von Druces Leuten. Warum sollte einer von ihnen ihn überfallen? Wurden auch Elspeth und die anderen angegriffen?
    Er schlug das Schwert des Gegners beiseite, ehe es in seinen Arm dringen konnte. Wieder ließ Heliwr hoch über ihm ein Kreischen ertönen. Kamen noch andere, um über ihn herzufallen? Er knirschte so stark mit den Zähnen, dass er es selbst hören konnte.
    Der Nieselregen steigerte sich zum Wolkenbruch. Er zwinkerte das Wasser fort, das ihm übers Gesicht lief. Sein durch eine tiefe Kapuze geschützter Gegner war im Vorteil, konnte freilich nach den Seiten hin nicht so gut sehen.
    Tarran schwang sein Schwert nicht direkt gegen den Mann, sondern in einem großen, von rechts ausgehenden Bogen. Das gegnerische Schwert hielt mühelos stand und stieß gegen ihn vor.
    Als er zurückwich, prallte sein Stiefel gegen einen Stein im Gras. Mit rudernden Armen kämpfte er um sein Gleichgewicht, und wieder führte sein Gegner einen Hieb gegen ihn. Schmerz durchschoss Tarrans Arm. Sein Ärmel färbte sich wässrig rot, doch blieb ihm das Gefühl in den Fingern. Tief konnte die Wunde nicht sein.
    Er traf hart auf dem Boden auf. Er schob seinen Mantel weg, hob seine Klinge und parierte den Streich des anderen. Ganz knapp. Der Schnitt über dem Ellbogen behinderte ihn. Als der andere abermals gegen ihn ausholte, wusste er, dass dies auch seinem Gegner klar sein musste.
    Als er sich auf die Beine kämpfte, stieß ihn das Schwert des Gegners zurück. Er starrte die halb unter dem Obergewand des Mannes verborgenen Farben an. Farben, die ihm einst teuer gewesen waren. Jetzt empfand er für das Wappen der Familie Bradwr ap Glews nur Verachtung.
    »Wer bist du?«, rief er.
    »Der, der die Ehre hat, Euch zu töten.« Abermals holte der Mann gegen ihn aus.
    Und abermals hielt Tarran stand, doch lockerte sich der Griff, mit dem er sein Schwert hielt. »Wo ist Bradwr ap Glew?«
    »Er wartet auf die Kunde von Eurem Tod!« Er beugte sich vor, um sein Schwert an Tarrans Kehle zu führen. Seine Augen glänzten vor Erwartung.
    »Tarran!« Sein Name hallte über den Hügel.
    Elspeth!
    Wie hatte sie ihn gefunden? Wieder hörte er Heliwrs Schrei von oben. Hatte sein Falke sie gerufen? Unmöglich. Das einzige Streben des Vogels galt der Jagd.
    Der Schrei lenkte den Gegner ab, und Tarran ließ beide Füße vorschnellen und brachte den Mann ins Schwanken. Er sprang auf und versuchte dabei einen Schwerthieb. Der Mann lachte über seinen kläglichen Versuch.
    Das Lachen verging ihm, als Elspeth mit einem Schrei, der ihm in den Ohren klang wie jener des Falken, vorstürzte. Sie schwang ihren Stock und traf den Angreifer in den Rücken. Er fuhr herum, sie aber war schneller. Sie senkte den Stock, dass er darüber stolperte. Als er sich aufrappeln wollte, hob sie mit einem Ruck den Stock und traf ihn in die Brust, dass er nach hinten taumelte. Sein Schwert kreiste und ließ ihn ohne Deckung. Sie ließ den Stock auf das Handgelenk seines Schwertarmes niedersausen.
    Tarran hörte Knochen brechen, das Schwert des Mannes fiel zu Boden. Schmerz und Wut ließen ihn aufschreien. Er tastete nach seinem Dolch. Sie stürzte vor, um ihn aufzuhalten, war aber nicht schnell genug. Er zog die Klinge und holte zu einem Wurf aus.
    Mit einem Vorwärtssprung packte Tarran sie mit seinem unversehrten Arm um die Taille. Er warf sie zu Boden und landete neben ihr. Das Messer zischte über ihre Köpfe hinweg. Ihr Stock prallte gegen sein Knie, als der Dolch sich nur knapp hinter ihnen in die Erde bohrte. Er hörte sie unter sich aufstöhnen. Hatte er sie bei seinem Rettungsversuch verletzt?
    Sie hob den Kopf und spuckte Gras aus. »Lass mich aufstehen!«
    »Elspeth …«
    Sie deutete auf den Mann, der bergab zu einer Baumgruppe rannte, sein Schwert hinter sich herziehend. »Ich kann ihn noch einholen!«
    »Nein.«
    »Ich kann ihn aufhalten.« Sie versuchte, sich auf den Rücken zu rollen. Er ließ es nicht zu, um zu verhindern, dass sie ihm entschlüpfte und dem Mann nachlief.
    Er schüttelte den Kopf und sah sie finster an. »Zwischen den Bäumen wärest du im Nachteil. Mit einem Stock richtet man dort nicht viel aus.«
    »Ich kenne Tricks, die …«
    »Nein, Elspeth.« Er versuchte einen strengen Ton anzuschlagen, doch brach dieser, als er sagte: »Ich möchte

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