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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Nie hatte er ihn zur Vernunft mahnen müssen. Seith war entschlossen wie er selbst, das Blut Bradwr ap Glews zu sehen. Und doch hatte er Elspeths lächerlichem Plan zugestimmt.
    »Es gibt viele Darbietungen, die ihr vorführen könnt«, sagte Elspeth. »Die Menschen sehen gern, was sie selbst können, nur perfekter ausgeführt, wie mein Vater gern sagte, wenn er mich unterrichtete.«
    Ihr Erbleichen verriet ihm, dass ihr etwas ungewollt herausgerutscht war.
    Er sah seine Männer an und bedeutete ihnen mit einer Kopfbewegung zu verschwinden, worauf sie im Gänsemarsch das Haus verließen. Vala zog sich mit einer gemurmelten Entschuldigung in den Nebenraum zurück und zog den Vorhang vor.
    Elspeth hielt den Kopf gesenkt, der rötliche Haarvorhang verbarg ihr Gesicht. Ihre fest verschränkten Finger waren ein Zeichen ihrer Niedergeschlagenheit.
    »Ich dachte, dein Vater wäre ein normannischer Lord«, sagte er so leise, dass seine Worte hinter dem Vorhang nicht gehört werden konnten.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er war wie meine Mutter Darsteller einer Wandertruppe.«
    »Du hast mich also belogen?«
    »Es war nicht so sehr gelogen«, antwortete sie und hob ihren Blick. »Ich ließ zu, dass du glaubtest, was du für die Wahrheit hieltest. Tarran, ich versuchte es dir unter den Bäumen zu sagen, als …« Farbe stieg ihr ins blasse Antlitz. Er fand ihre Scheu, mit der sie von ihrem ersten Stelldichein sprach, betörend.
    »Aber ich hinderte dich daran.«
    »Ja.«
    Er setzte sich auf die Bank. Als sie sich neben ihm niederließ, rührte er sie nicht an. Hätte er es getan, würde er alles vergessen außer seinem Verlangen, sie von Neuem zu entdecken, die Düfte ihrer Haut zu spüren, die er gern noch genauer erkunden wollte, ihre eifrigen Reaktionen auszukosten, Befriedigung seines Begehrens mit ihr zu finden … nur um sie noch mehr zu begehren.
    »Warum hast du mir nicht gleich die Wahrheit gesagt?«, fragte er.
    »Ich könnte sagen, dass ich es für unangebracht gehalten hätte, wenn die Tochter eines Schaustellers die irrige Annahme eines Fürsten korrigiert.«
    »Das könntest du sagen, doch gibst du dich mit so wenigen Worten nie zufrieden.«
    »Stimmt.« Sie lächelte flüchtig. »Tarran, du musst wissen, dass ich dich nicht in der Hoffnung belog, du würdest mich als ausreichend ebenbürtig für ein gemeinsames Leben ansehen.«
    »Und ich versuchte mich von dir fernzuhalten, weil ich glaubte, du wärest die Tochter eines normannischen Lords, dessen Familie mich nur als Bastard ansehen würde.«
    »Oder zumindest zur Hälfte.«
    Ehe er auf ihre Neckerei antworten konnte, flüsterte sie: »Ich spreche nur selten von meinen Eltern. Ich schäme mich ihrer nicht, aber ich musste mich nach ihrem Tod an ein neues Leben gewöhnen.«
    »Du hast sie nie betrauert?«
    »Nein.« Sie zwinkerte die Tränen fort, die ihre Augen füllten.
    »Wie fanden sie den Tod?«
    »In einer Stadt, in der wir auftraten, wütete ein Fieber. Als meine Eltern die Gefahr entdeckten, war es zu spät. Wir zogen weiter, doch selbst wenn sie lange genug überlebt hätten, wäre uns in der nächsten Stadt kein Einlass gewährt worden.« Sie kaute an ihrer Unterlippe. »Ich konnte nichts anderes tun, als ihnen feuchte Tücher auf die Stirn zu drücken und ihnen in Milch gekochtes Fingerkraut einzuflößen. Etwas anderes wollte mir nicht einfallen, ich war ja kaum zehn Jahre alt.«
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Du hast es so gut gemacht wie jeder Arzt. Die alten Waliser hätten gesagt, dass ihre Zeit gekommen war, ins Land Annwfn überzusetzen.«
    »Was ist das?«
    »Du weißt es. Du warst dort, als …« Eine Verwünschung entschlüpfte ihm.
    Elspeth wich zurück. »Ich war da? Was ist Annfwn?«
    Als er aufstand und sich entfernen wollte, trat sie vor ihn hin. Breitbeinig und mit verschränkten Armen baute sie sich vor ihm auf.
    »Du kannst es mir ebenso gut gleich sagen«, sagte sie. »Tust du es nicht, werde ich Vala oder einen deiner Männer fragen. Wir brechen nicht vor Tagesanbruch auf, du hast also die ganze Nacht Zeit, es mir zu erzählen.«
    »Also gut. Annfwn ist das Land, über das der Tod herrscht.«
    »Aber du sagtest, ich wäre dort gewesen.«
    »In einem Albtraum.«
    »Tarran, es tut mir leid. Ich …«
    Seine Hände umfassten ihre Schultern, um dann an ihren Armen herunterzugleiten. Als seine Fingerspitzen ihre Brüste streiften, stöhnte sie leise auf.
    »Jetzt weißt du es«, flüsterte er. »Und du solltest wissen,

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