Die Lady mit der Lanze
die uns an der Erfüllung unserer Aufgaben hindern wollen.«
»Ich wünsche, mir würde sich nicht der Gedanke aufdrängen, dass es besser wäre, wenn Druce sich nicht auf den Weg gemacht hätte.«
»Warum?«
»Dann wüsste man wenigstens, wo er ist.«
Er sah sie an und nahm ihre Hände. »Du hättest versuchen können, ihn zum Bleiben zu überreden. Aber du sagtest kein Wort, als Druce mich anschnauzte.«
»In seiner Nähe etwas zu sagen, ist nicht leicht.« Sie versuchte ein Lächeln. Es war zwecklos, da ihre Lippen bebten und ihr Tränen in die Augen schossen.
»Was ist denn, Elspeth?«
»Ich muss an den Mann denken, der sagte, Bradwr ap Glew gäbe dir die Schuld an Addfwyns Tod.«
»Warum?«
Sie benetzte ihre Unterlippe, da die Worte nicht leicht auszusprechen waren. »Was, wenn er sie nicht tötete? Wenn es ein anderer war, der die Spuren so hinterließ, dass alles auf Bradwr ap Glew deutete?«
Er führte ihre Hände an seinen Mund und küsste erst eine, dann die andere. »Lass dich von diesen Finten nicht verwirren. Ich kenne ihn gut, und ich weiß noch, wie oft er anderen Streiche spielte. Sein Ziel war es immer, die Menschen so zu verblüffen, dass sie etwas aus dem Rahmen Fallendes taten. Er fand es amüsant. Jetzt versucht er dasselbe, nur mit größerer Wirkung, wenn jemand darauf hereinfällt.« Er strich mit dem Handrücken ihr Kinn entlang. »Elspeth, bis jetzt hast du die Anschuldigung nicht erwähnt, die der Mann erhob.«
»Dass du Addfwyn getötet hättest?«
»Ja.«
»Da gibt es nichts zu sagen. Ich sah deinen Kummer, und ich weiß, dass er echt ist.« Sie legte die Hand mitten auf seine Brust. »Ich kenne den Menschen in dir. Er ist ein Ehrenmann, einer der glaubt, er hätte die Frau, die er liebte, im Stich gelassen und müsste diesen Fehler gutmachen, indem er alle in seiner Umgebung übertrieben zu beschützen trachtet. Ich weiß, dass du sie nicht getötet hast, aber Bradwr ap Glew …«
»… tötete Lady Addfwyn«, sagte Vala, als sie in der Tür erschien. »Das weiß ich so sicher, wie ich weiß, dass ich in Tyddewi bin. Für einen Menschen, der gut hätte sein sollen, war er böse.«
Tarran ließ Elspeths Hände los und legte seine Hand auf Valas bebenden Arm. »Das wissen wir Vala, aber Elspeth tat recht daran, zu fragen. Sie kennt Bradwr ap Glew nicht so wie wir.«
»So wie wir ihn zu kennen glaubten.« Sie schüttelte den Kopf. Sich nach beiden Seiten umblickend sagte sie leise: »Der Karren und seine Last machen meine Enkelin nervös. Wir müssen sofort darüber sprechen.«
Elspeth folgte der alten Frau ins Haus. Tarran schloss die Tür hinter ihnen. Die auf dem Feuer kochende Suppe duftete einladend, aber Elspeth wusste, dass sie nicht für sie bestimmt war. Modlen sorgte sich zu Recht um die Sicherheit ihres Heims und ihrer Großmutter.
»Wir wollen im Morgengrauen aufbrechen«, sagte Tarran. »Wenn du willst, lasse ich einen anderen Mann da, weil Iau euch nicht viel Schutz bieten kann, sollte Druce zurückkommen.« Er sah Elspeth an, und um seinen Mund zuckte es, ehe er hervorstieß: »Oder ein anderer.«
»Nimm alle deine Leute mit.« Vala bewegte unruhig ihre Finger im Schoß. »Die Gefahr zieht mit euch. Falls jemand argwöhnt, was ihr plant …«
Elspeth setzte sich neben sie und legte der alten Frau eine Hand tröstend auf den Arm. »Ich sah Leute an den Fluss gehen, um Llech-lafar zu betrachten. Niemand hat Alarm geschlagen.«
»Wenn ihr durch Pembroke kommt, könnte jemand fragen, was sich unter den Decken auf dem Karren befindet.«
Tarran schlug mit der Hand auf den Türrahmen. »Daran dachte ich gar nicht. Die Lords der Grenzmarken behaupten, im Interesse des Königs zu handeln, wenn sie von allen Durchreisenden Zölle erheben. Eine Ironie des Schicksals, dass nun wir im Interesse des Königs handeln und sie mit ihrer Habgier alles verderben könnten.«
»Ich habe einen Vorschlag.« Elspeth schluckte schwer und wünschte, sie hätte eine andere Idee präsentieren können. Jede andere Idee. »Es befahren ja nicht nur Händler die Straßen mit Karren.«
»Wer sonst?«
»Wandernde Schausteller.« Sie blickte über die Schulter, als die Tür aufging und Tarrans Männer eintraten.
Seith nickte Tarran wortlos zu, ehe er sich auf dem Boden niederließ. Sie hoffte, dies bedeutete, dass Druce und sein Begleiter sich schon weit auf dem Rückweg zu ihren Leuten befanden.
»Das kann nicht dein Ernst sein!«, erwiderte Tarran, und sie wusste, dass er nur an
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