Die Lady mit der Lanze
dass ich nicht von Albträumen sprechen möchte, wenn wir die ganze Nacht einer Sache widmen.« Er drückte seine Lippen an ihren Hals, sein heißer Atem drohte sie in Flammen zu setzen. »Ich möchte nicht an die Zukunft denken, nur an die gemeinsame Nacht.«
»Wir müssen an die Zukunft denken.« Sie streichelte lächelnd sein Gesicht. »Wir müssen entscheiden, was du bei unseren Vorstellungen zeigen wirst.«
»Ich? Ich soll auftreten?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist absurd.«
»Warum? Weil du Fürst Tarran bist?«
Er ging zur Feuerstelle. Als sie ihm wieder den Weg vertrat, umging er sie. Sie vertrat ihm ein drittes Mal den Weg. Mit einer Verwünschung hob er sie hoch und stellte sie seitlich ab. Er machte noch einen Schritt, ehe sie seinen Arm packte.
Er fuhr herum und sagte wie schon so oft: »Genug, Elspeth. Ich muss …«
»… auf die Vernunft hören.« Sie schlang die Arme um seinen Kopf und sprang auf ihn zu.
»Was machst du da?«, fragte er. Oder wollte es fragen, da die Worte sich in einen ungläubigen Aufschrei auflösten, als ihre Füße vorschnellten und ihn auch schon umstießen, ehe ihre Beine die Bewegung vollendet hatten.
Sie stürzten zu Boden. Sie hielt seinen Kopf nahe bei sich, als sie aufschlugen. Ehe er reagieren konnte, lag er auf dem Rücken und sie saß auf ihm und drückte seine Rechte auf den Boden.
Die Tür flog mit einem Krach auf, und seine Männer, die der Lärm im Haus alarmiert hatte, spähten herein. Vor Lachen wiehernd zeigten sie mit den Fingern auf ihn.
Vala schob den Vorhang beiseite. Ihre Besorgnis wich Belustigung, als sie sah, dass er unverletzt war.
Bis auf meinen Stolz . Der hatte gelitten, nachdem ihn eine um einen Kopf kleinere Frau zu Fall gebracht hatte. Sie war verrückt! Oder war er derjenige, der den Verstand verloren hatte? Als er sah, wie ihr rotes Haar um ihre Schultern hüpfte und ihre Brüste sich mit ihren raschen Atemzügen bewegten, war sein einziger Gedanke, sie näher an sich zu ziehen.
Er schrie auf, als er seinen rechten Arm zu bewegen versuchte. Ihr Daumen drückte in sein Handgelenk und ließ ihn nicht los.
»Loslassen!«, befahl er.
»Nicht ehe du einwilligst, mit uns aufzutreten, Tarran!« Ihr Kinn reckte sich ihm entgegen.
Wenn er wollte, konnte er sie mit einem Schlag zum Verstummen bringen, doch hatte er nicht die Absicht, sie zu schlagen. Auch wenn du es könntest, wie er zugeben musste. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der so schnell und kontrolliert handelte wie sie, als sie ihn umwarf.
»Gehört das zu deinen Bühnentricks?«, fragte er.
»Das war kein Trick, sondern Übung und Geschicklichkeit.« Sie beugte sich vor. »Wirst du mir helfen?«
»Habe ich eine andere Wahl?«
»Die hast du, doch gibt es nur eine richtige Entscheidung, wenn wir das Leben des Königs retten wollen.« Sie gab seinen rechten Arm frei und richtete sich auf, um dann gegrätscht über ihm zu stehen. »Du musst dich selbst fragen, ob du mehr bedauern wirst, mir geholfen oder nicht geholfen zu haben.«
Er packte ihre Fessel, um sie zu Fall zu bringen, wieder aber war sie schneller als er. Ehe er reagieren konnte, hatte sie sein Handgelenk gepackt und verdrehte es bis knapp vor den Schmerzpunkt. Er machte den Mund auf, um zu antworten, da verlagerte sie ihren Griff, und ein Stich durchschoss seinen Arm.
»Antworte nur auf die Frage, was du mehr bereuen würdest.« Sie war nicht atemlos. Man hätte meinen können, sie täte nichts Anstrengenderes, als eine Suppe umzurühren. »Nun, was sagst du?«
»Bringt mir eine falsche Antwort ein gebrochenes Handgelenk ein?«
Wieder ertönte schallendes Gelächter von seinen Männern.
»Es gibt keine falsche Antwort«, sagte sie, noch immer ernst.
»Ich sagte, ich würde dir auf jede mir mögliche Weise helfen, selbst wenn es bedeutet, dass ich mich von hier bis St. Govan’s Head zum Narren mache.«
Sie ließ sein Handgelenk los. Als er sich aufsetzte und es massierte, ging sie vor ihm in die Hocke, dass ihre Augen auf gleicher Höhe waren. »Das ist die richtige Antwort, Tarran.«
»Ich dache, du hättest gesagt, es gäbe keine falsche Antwort.«
»Es gab keine, doch gab es nur eine richtige.«
»Vermutlich werde ich bereuen, dir so geantwortet zu haben.«
Sie lachte. »Das wirst du vermutlich.« Sie beugte sich vor, um ihren Mund auf seinen zu drücken, und zögerte.
»Nichts hat sich zwischen uns geändert«, flüsterte er. »Wir sind dieselben wie immer.« Er zog sie an sich, und sie wurde
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