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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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aus. Ich machte das Angebot, gegen jeden anzutreten, der mich mit einem Kampfstock herausfordert.«
    »Hältst du das für klug?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht sagen, doch muss ich für allgemeine Belustigung sorgen, bis der Karren das Dorf hinter sich lässt.«
    »Ich kann Heliwr fliegen lassen.«
    »Erst wenn es sein muss. Die wenigsten Wandertruppen könnten sich einen Falken leisten. Falls jemand von den Burgmauern herunterblickt, darf er nur Artisten und begeisterte Zuschauer sehen.«
    »Wie froh werde ich sein, wenn wir erst außerhalb der Reichweite der Bogenschützen der Burg sind.«
    Sie sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »Hast du denn keinen Spaß dabei?«
    »Nein.«
    »Wenn du lächeln würdest, würdest du dich auch mehr amüsieren.«
    »Über diese Possenreißerei?«
    »Meine Familie fand es nicht unter ihrer Würde, anderen Freude zu bereiten. Du solltest dir nicht zu gut dafür sein.« Sie tippte ihm mitten auf die Brust. »Tatsächlich solltest du deine Würde viel bereitwilliger vergessen, um deinen Lehensherrn zu schützen.«
    Er umfasste ihren Finger. »Berühre mich, cariad, und wir werden diesen Menschen etwas wirklich Bemerkenswertes vorführen.«
    »Mir gefällt, was du jetzt denkst.«
    »Woher weißt du, was ich denke?«
    Sie berührte den Punkt zwischen seinen Augen. »Ich kann es hier sehen.« Ihre Finger glitten über seine Lippen, über sein Kinn und hinunter zur Brust. »Und hier.«
    Als er sie einfing, ehe sie seinen Gürtel erreichten, murmelte er: »Gib acht, da es keiner Überredung bedarf, dich auf den Karren zu werfen und zu lieben.«
    »Ich will es mir merken.« Elspeth drehte sich um und ging ein Stück zurück, bis zu einem Jungen, der es auf den Stelzen versuchte. Sie wollte sicher sein, dass keines der Kinder sich verletzte.
    »Elspeth?«
    Die Sanftheit in Tarrans Ton bewirkte, dass sie sich umdrehte. Sie hörte diesen Ton so selten, wenn sie sich auch seiner Zärtlichkeit ständig bewusst war. »Ja?«
    »Es ist keineswegs so, dass ich diese Possen als meiner nicht würdig ansehe. Wenn du das glaubst, tut es mir leid.« Er ging zu ihr und strich ihr übers Gesicht. »Ich ahnte nicht, dass dir dieses Leben fehlt.«
    »Ich auch nicht.« Sie passte sich seinen Schritten an, als er sich umdrehte, um wieder dem Karren zu folgen, und wich einer Pfütze aus.
    »Wie lange ist es her, seitdem du so übers Land zogst?«
    »Ich hatte erst zehn Sommer erlebt, als meine Eltern starben.«
    »Was geschah dann mit dir?«
    Elspeth verzehrte sich danach, ihm die Wahrheit zu sagen, doch würde dies mit Sicherheit die Situation noch mehr komplizieren. Eine Lüge aber war ihr so widerwärtig, dass sich ihr Magen zusammenkrampfte.
    »Ich begrub sie mitten in der Nacht auf dem nächsten Friedhof. Zumindest war dies meine Absicht. Der Priester fand mich und bot mir Schutz und Bleibe an. Bald musste er einsehen, dass ich im Dorf nie glücklich sein würde, und sandte mich zu Freunden, die mit einem Mädchen wie mir etwas anzufangen wussten.«
    »Mit einem Mädchen, das es sich zutraut, die ritterlichen Künste zu erlernen?«
    Sie lachte. »Das kam später. Ich hatte viel anderes zu lernen, da mein Unterricht sich bis dahin auf Jonglieren beschränkt hatte, auf Stelzengehen und …«
    »… und darauf, auf einer Stange zu balancieren.«
    »Meine Eltern versuchten, mich zu unterrichten, doch ich übte später weiter. Kinder lernen lieber alles allein.«
    Er berührte ihre Wange so liebevoll, dass ihr Entschluss, ihren Kummer in der Vergangenheit zu lassen, fast dahin war. »Und du lerntest, für dich allein einzustehen.«
    »Ja.«
    »Eine Kämpferin, die allein steht.«
    »Bist du nicht ein Mann, der allein gegen das Schicksal steht?«
    »Nein. Ich habe meine Männer, die mein Verlangen nach Rache teilen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber sie hätten sich nicht zu diesem Rachefeldzug aufgemacht, wenn du sie nicht darum gebeten hättest. Sie werden an deiner Seite kämpfen, doch bist du seit Addfwyns Tod allein. Wie lange wirst du noch allein sein, Tarran?«
    Er gab keine Antwort, da Gryn herbeieilte. »Elspeth, Ihr müsst kommen. Die Leute wollen unterhalten werden, und Kei ist zu nervös. Dauernd lässt er die Säcke fallen, mit denen er jonglieren soll.«
    Sie lachte. Die nicht sehr lernwilligen Vettern hatten nur eine begrenzte Vorliebe fürs Jonglieren gezeigt.
    »Ich bleibe beim Karren«, sagte Tarran. »Geh und lenke die Leute ab.« Er fasste ihren Arm, ehe sie sich

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