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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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ihren Vorschlag dachte.
    Elspeth fragte sich, ob ihm wohl bewusst war, wie liebenswert seine rechtschaffene Empörung war, liebenswert und sogar ein bisschen zum Schmunzeln.
    »Ein vernünftiger Vorschlag«, sagte Vala, griff nach ihrer Näharbeit und stichelte im Rhythmus ihrer Worte. »In Pembroke wird niemand auf die Idee kommen, ihr könntet etwas anderes als jene Utensilien mit euch führen, wie sie Gaukler benötigen.«
    »Niemand wird ahnen, dass wir Merlins Stein haben.« Elspeth wusste Valas Zustimmung zu schätzen. Vielleicht war die Idee doch nicht ganz verrückt.
    »Aber wo finden wir die Darsteller?«, fragte Seith.
    Sie konnte jetzt stumm bleiben und es den anderen überlassen, Leute zu finden, die für Darbietungen sorgten, falls jemand Verdacht schöpfte. Aber das Engagieren von Darstellern war zeitraubend, und die Zeit wurde knapp.
    »Wir haben alle nötigen Darsteller hier«, sagte sie leise.
    »Wo?«
    Vala lächelte. »Ich verstehe.«
    »Ach?« Tarran sah die alte Frau an. »Kannst du es mir erklären?«
    »Wir selbst können die Darsteller sein«, sagte Elspeth.
    Er sah erst sie, dann Vala misstrauisch an.
    Die alte Frau hob die Hände und lachte. »Versuche ja nicht, mich mit deinem durchdringenden Blick, den du von mir gelernt hast, niederzumachen. Du hast dein Talent verraten, als du die Sage von der Kapellenglocke erzähltest. Wir anderen können uns noch erinnern, wie gern du gesungen und Gedichte vorgetragen hast.« Ihr Lächeln schwand. »Ich weiß noch, was für ein Mensch du warst, ehe du die tote Addfwyn gefunden hast, und ich wünschte, du würdest dich auch an diesen Menschen erinnern.«
    »… der seine Frau einem Mörder auf Gedeih und Verderb auslieferte!« Er stürmte durch den engen Raum. »Warum sollte ich diesen Toren wieder zum Leben erwecken wollen?«
    »Weil wir ihn brauchen.«
    Auf Elspeths leise Erwiderung hin blickte er sie an. Sie sah Schmerz hinter seinem Zorn und seinem Verlangen nach Vergeltung. Er hatte versucht, einen Teil seiner Persönlichkeit zu verleugnen, und hatte es nicht geschafft.
    Sie legte ihre Finger auf seine Schulter. Leise, so leise, dass sie selbst die Worte kaum hören konnte, sagte sie: »Tarran, ich möchte den Mann kennen lernen, der du warst. Ich möchte deinen Mund im Gespräch so ausdrucksvoll sehen, wie wenn er an meinem liegt. Ich versuche, dich mir lachend vorzustellen, wenn wir zusammensitzen. Nicht vor Sarkasmus oder Herablassung, sondern vor Glück.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das noch kann.« Er wandte sich zur Feuerstelle um.
    »Du kannst es sehr gut. Sonst könntest du nicht lächeln, wenn du bei mir bist. Du darfst nicht glauben, dass du Addfwyn betrügst, wenn du die Mauern des Hasses niederreißt.«
    »Wie kann ich das?«
    »Sag es mir, Tarran, sag es mir aufrichtig. Würde sie wollen, dass du aus deinem Leben jegliche Freude verbannst? Du hast mir Addfwyn als bemerkenswerte Frau geschildert, mit einem Herzen, so großzügig, dass alle darin Aufnahme fanden. Sie liebte dich, und sie muss auch deine Musik und Poesie geliebt haben. Warum nicht? Ihre Heimat war Wales, und die Waliser genießen das Glück im Überschwang.«
    Er sah sie an. In seinen Augen brannten Gefühle, die er sich geschworen hatte, niemals wieder zu empfinden. »Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin, Elspeth. Mehr verlange nicht von mir, da ich meinen Addfwyn geleisteten Racheschwur nie vergessen werde.«
    »Das würde ich niemals von dir fordern.« Sie legte ihre Hände auf seinen Arm. Ein Fehler, wie ihr klar wurde, als sie den Wunsch verspürte, sie ganz um ihn zu legen. Sie musste an die Aufgabe denken, die vor ihr lag, und nicht an ihre Sehnsucht, in seinen Armen zu liegen. »Aber ich bitte dich, mir zu helfen, mein Gelöbnis zu erfüllen.«
    Kei lachte, als er an ihnen vorüberging, um eine Schüssel aus einem auf dem Feuer siedenden Topf zu füllen. »Sich als Gaukler auszugeben, klingt lustig, und es ist viel zu lange her, seitdem wir Spaß hatten. Stimmt’s, Gryn?«
    Sein Vetter sah nachdenklich drein.
    »Ich weiß«, erwiderte Kei auf die wortlose Rüge, »dass wir eine Mission zu erfüllen haben, aber muss es dabei immer so trübsinnig zugehen?«
    Seith tippte mit dem Finger an sein Doppelkinn. »Wir gelobten zu tun, was wir tun müssen. Wenn wir Gaukler spielen müssen, werden wir es tun. Was sollen wir machen, Lady Elspeth?«
    Tarran juckte es in den Fingern, seinen Freund zu erwürgen. Von all seinen Männern war Seith ap Mil der vorsichtigste.

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