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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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Zufrieden sah sie zu, wie es ein Raub der Flammen wurde. Ich werde mich nicht unterkriegen lassen, dachte sie, ich werde mich gewiss nicht unterkriegen lassen.
    Die Familie Sanchez, Angehörige ihrer verstorbenen Schwiegermutter Doña Ofelia, kämpften nun seit gut zwei Jahren um die Wiederherstellung der Ehre ihrer Verwandten und um das rechtmäßige Erbe ihres Sohnes Humberto, zu dem auch die Estancia Santa Celia bei Salta gehörte. Humberto selbst hatte vorerst das Saltenser Stadthaus der Santos bezogen – nur ein weiteres von vielen Anwesen, die sich im Besitz der Familie befanden. Obwohl er Pedro bis aufs Blut hasste – der gemeinsame Vater, Ricardo Santos, hatte Pedro seinem Halbbruder immer vorgezogen –, hielt Humberto selbst sich bislang bedeckt, was Viktorias Beziehung zu Pedro und die Ereignisse der nahen Vergangenheit anging. Auch dass Ricardo Santos Pedros Mutter, eine Indio-Frau, wahrhaft geliebt hatte, während er Humbertos Mutter, Doña Ofelia, letztlich nur des gesellschaftlichen Aufstiegs wegen geheiratet hatte, musste ein Dorn in Humbertos Fleisch sein, aber bisher war von seiner Seite auch darüber kaum etwas zu hören gewesen.
    Kann ich mich also sicher fühlen? Habe ich genügend in der Hand gegen Humberto? Und wenn ich mich irre? Was, wenn ich mich zu sicher fühle?
    Viktoria runzelte die Stirn. Leider waren die Sanchez mächtig, ihr Wort galt viel in dieser Gegend. Wer sollte da Viktorias Geschichte glauben, wenn es hart auf hart kam? Wer sollte letztlich einer Frau glauben, die ihren rechtmäßig angetrauten Ehemann mit einem »dreckigen Mestizen« betrog? Wer sollte ihr glauben, wenn sie erzählte, dass ihre Schwiegermutter Doña Ofelia die eigene Enkeltochter entführt und mit dem Tode bedroht hatte? Wer sollte ihr glauben, wenn sie erzählte, warum und auf welche Art und Weise Doña Ofelia wirklich zu Tode gekommen war? Rückblickend erschien es ihr doch selbst unglaublich. In den höheren Kreisen Saltas hatten die Sanchez jedenfalls verbreiten lassen, Doña Ofelia sei unglücklich durch die Hand eines Renegaten während eines Überfalls gestorben. Sie hatten nichts darüber verlauten lassen, dass der »Überfall« von Viktoria organisiert worden war, um ihre Tochter aus den Händen der Schwiegermutter zu befreien.
    Himmel, als ich Humberto damals in Paris traf, diesen kultivierten, exotischen Mann, da hätte ich mir doch nicht träumen lassen, was hinter seiner Fassade lauert.
    Es hatte eine Zeit gedauert, bis Viktoria verstand, dass die Santos das Gesetz gern zu ihren Gunsten auslegten. Da hatte es beispielsweise die Sache mit dem Silberschmuggel gegeben, in den Ricardo Santos verwickelt gewesen war. Aus gutem Silber hatte man schlechte Pesos mit niedrigem Silbergehalt hergestellt – sogenannte pesos febles –, um diese dann gegen gute Waren zu tauschen, aber dieses Wissen hatte ihr schlussendlich nichts gebracht: Freunde, Verwandte und Geschäftspartner hatten sich wie ein Schutzwall um die Santos geschart. Kein Regierungsbeamter hatte sich der Sache je angenommen – ob Geld geflossen war oder ob sie einfach nicht davon erfahren hatten, wusste Viktoria nicht. Immerhin waren Humberto und seine Mutter nicht mit dem Überfall auf Viktoria und ihre Kinder durchgekommen: Mord und Entführung einer Weißen billigte auch die gute Saltenser Gesellschaft nicht.
    Auf ein Knarren in ihrem Rücken hin zuckte Viktoria zusammen. Sofort drehte sie sich um, zögerte nur einen Lidschlag, bevor sie mit einem leisen Seufzer auf den Lippen auf Pedro zueilte.
    »Endlich!«
    »Hast du mich vermisst?«
    Viktoria nickte heftig. »Das tue ich immer.«
    Er lächelte. Manchmal konnte sie einfach nicht verstehen, warum er stets den Eindruck machte, als drohe keine Gefahr. Ihr war längst nur zu bewusst, dass ihren Feinden Steine eines Tages nicht mehr genügen würden. Wie leicht war ein Mörder angeheuert! Manchmal wollte sie Pedro sagen, dass er nicht bleiben könne, dass gerade er sich in Sicherheit bringen müsse. Ihm, das wusste sie, würden sie als Erstes nach dem Leben trachten.
    »Aber du weißt doch, ich bin vorsichtig«, flüsterte er in ihr Ohr, als könne er ihre Gedanken lesen.
    Eng umschlungen blieben sie in den Schatten des Raumes stehen, dort, wo Beleuchtung und Kaminfeuer nicht hinreichten. Dort, wo sie niemand sehen konnte. Sie wussten nicht, ob draußen nicht doch noch jemand wartete.
    Öffentlich zeigten sie sich selbstverständlich nicht als Paar. Pedro Cabezas war offiziell immer noch

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