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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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dann fort.
    Wenigstens weiß er, wie er mich anzusprechen hat, dachte Humberto.
    »… natürlich sind wir nicht hier, um über das Wetter zu reden.«
    Humberto nickte. Er war neugierig darauf, was Alberto mit ihm zu besprechen hatte.
    »Einige von uns«, sprach der junge Mann auch sofort weiter, »sind ganz und gar nicht einverstanden mit den Vorgängen auf Santa Celia.«
    Humberto schwieg, doch Alberto zögerte trotzdem nicht, sofort auf den Punkt zu kommen.
    »Mein Onkel Euphemio«, sagte er, »will, dass Recht und Ordnung wiederhergestellt werden.«
    »Hm«, sagte Humberto endlich.
    »Bisher«, Alberto lächelte, und Humberto fragte sich mit einem Mal, was die wirklichen Beweggründe des jungen Mannes sein mochten, »mögen nur Scheiben zu Bruch gegangen sein, aber offenbar genügt das nicht, um diese Fremde zu vertreiben.«
    Humberto nickte. Viktoria eine Fremde zu nennen, nachdem sie gut dreizehn Jahre in diesem Land verbracht hatte, schien absurd, aber er widersprach nicht. Ist Alberto vielleicht eifersüchtig, überlegte er weiter, weil sie ihm damals den Laufpass gegeben hat?
    Humberto unterdrückte das Bedürfnis zu grinsen. »Meiner Tochter«, sagte er dann, »meiner Tochter Estella darf aber kein Haar gekrümmt werden.«
    Alberto zuckte die Achseln. »Es geht uns eher um den Mestizen Pedro Cabezas und seinen Bastard Paco.« Er spuckte die Namen förmlich aus. »Und Onkel Euphemio will, dass man der Hure eine Lektion erteilt.«
    Humberto überlief ein Frösteln. Für einen Moment schmauchte er heftiger an seiner Zigarre. Was mochten die Sanchez wohl vorhaben?
    Die Arbeit des Tages war anstrengend gewesen, doch Viktoria liebte die Beschäftigung, hielt sie sie doch von zu viel Grübelei ab. Als sie nun aber allein in ihrem stillen Schlafzimmer stand, schauderte sie doch. Am Morgen war plötzlich Pacos Pony verschwunden. Nach längerem Suchen hatten sie das Tier gefunden, lebendig, aber eine Schlinge um den Hals mit einem Knoten, wie man ihn zum Hängen nutzte. Die Drohungen wurden deutlicher, und Viktoria war sich gewiss: Sie richteten sich weniger gegen das Tier als gegen ihren Sohn Paco – und seinen Vater. Für einen Moment drückte ihr die Angst die Kehle zu.
    Wir sollten uns auf eine der anderen Estancias der Familie Santos zurückziehen, überlegte sie. Die Santos waren reich, es gab so viele Möglichkeiten.
    Aber waren sie anderswo überhaupt sicherer, solange sie Estellas Anspruch auf einen Teil des Besitzes verteidigten? Waren sie sicher – dieser Gedanke war ihr erst kürzlich gekommen –, da sie doch von der unrühmlichen Vergangenheit Doña Ofelias und Don Humbertos berichten konnten? Und was, wenn ihnen dieses Wissen keinen Schutz mehr bot? Aber sie konnten auch nicht einfach fortgehen. Wovon sollten sie dann leben?
    Nein, Viktoria schüttelte den Kopf, das ging nicht. Weder ließ sie sich einschüchtern, noch würde sie wie ein kopfloses Huhn fliehen. Sie würde sich genau überlegen, was sie tat.
    Vor den Kindern ließ sie sich selbstverständlich nichts anmerken. Eben hatte sie sich mit Küssen von den beiden zur Nacht verabschiedet, die Estella erwidert und die Paco stoisch über sich hatte ergehen lassen.
    »Mama«, hatte er gesagt, »ich bin doch ein Mann.«
    Viktoria seufzte. Rosalia, die alte Kinderfrau, brachte die beiden jetzt zu Bett. Eben sang sie ihnen ein altes spanisches Schlaflied.
    Sie hatten bei ihrer Rückkehr wieder die alten Zimmer bezogen, nur Don Ricardos und Doña Ofelias Räume blieben unbenutzt. Auch nach langem Putzen hatte sich der Blutfleck, der von Don Ricardos tragischem Tod zeugte, nicht vollkommen entfernen lassen.
    Seufzend setzte Viktoria sich an ihren Frisiertisch, löste ihr Haar und bürstete es nachdenklich aus. In diesem Jahr würde sie sechsunddreißig Jahre alt werden. Erste, noch kaum wahrnehmbare Fältchen zeigten sich in ihrem Gesicht. Es hatte sich verändert, war nicht mehr so kindlich wie zu Beginn ihres Lebens in der Neuen Welt. Seit mehr als dreizehn Jahren hatte sie ihre Eltern, die immer noch in Hamburg lebten, nun nicht mehr gesehen. Immer noch schrieb sie sich regelmäßig mit Vater und Mutter, wählte ihre Worte jedoch stets mit Bedacht, denn sie wollte nicht, dass die beiden sich Sorgen machten.
    Was soll ich nur tun?, bohrte die Stimme in ihrem Kopf von Neuem, was ist das Beste für meine Kinder? Was ist das Beste für Pedro und mich? Sie hatte ihn so lange gesucht, war durch die Wildnis geritten und hatte sich großen Gefahren

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