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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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dass er sie genauso liebte wie sie ihn, aber sie konnte sich dessen nicht sicher sein. Manchmal war da neuerdings so ein Ausdruck in seinen Augen. Manchmal war er ganz nah bei ihr und doch meilenweit entfernt.
    Wenn er geht, werde ich niemanden mehr haben, der mich um meinetwillen in den Arm nimmt.
    Sie spürte, wie Julio einen Kuss auf ihren Scheitel hauchte.
    »Es kommen immer mehr Soldaten«, flüsterte er dann in ihr Haar hinein, »Soldaten und Wissenschaftler … Immer mehr Weiße …« Bei den letzten Worten klang seine Stimme hasserfüllt.
    Blanca drehte ihm ihr Gesicht zu, strich ihm dann mit den Fingern über einen Arm.
    »Ich habe gehört, du hast einen neuen Kunden«, sagte Julio nach einer Weile. »Einen deutschen Rotschopf.«
    »Wer sagt das?«
    »Carlito hat’s mir gesagt.«
    »Ich habe bisher nur mit ihm gesprochen.«
    »Wie mit deinem Mönch?«
    Blanca wollte etwas sagen, schloss den Mund aber wieder. Sie hatte etwas in Julios Blick aufflackern sehen … Eifersucht …
    Er bedeutete ihr plötzlich, ein paar Schritte gemeinsam zu gehen. Eine Weile sagte er nichts, dann blieb er unvermittelt stehen.
    »Ich möchte, dass du damit aufhörst, Blanca.«
    »Womit?«
    »Eine Hure zu sein.«
    Es war Blanca, als ob für einen Moment ihr Atem aussetzte. Als der neue Atemzug ihre Lungen füllte, schmerzte es. Ihre Finger ballten sich unvermittelt zu Fäusten.
    So direkt hat er mir das noch nie gesagt.
    » Aber ich … muss Geld verdienen … für mich und meine Mutter«, stammelte sie.
    »Du kannst mit mir kommen, zu meinem Stamm. Ich werde diesen Ort bald für immer verlassen. Ich werde kämpfen.«
    »Und Mama?«
    Julio antwortete nicht.
    »Ich gehe nicht ohne sie«, beharrte Blanca.
    »Aber sie ist ohnehin am Ende ihres Lebens, Blanca. Sie wird bald sterben.«
    »Sie ist meine Mutter.«
    Blanca hörte das Entsetzen in ihrer eigenen Stimme. Wie konnte er so etwas sagen? Wie konnte er nur! Sie machte sich von Julio los. Noch niemals hatte sie sich so verraten gefühlt. Wie konnte er das von ihr verlangen? Wie konnte er nur glauben, sie würde einem solchen Ansinnen zustimmen. Sie wich vor ihm zurück, während ihr schon die Tränen in die Augen schossen.
    »Ich gehe jetzt besser«, stieß sie heiser hervor. Sie gab ihm keine Zeit zu antworten, hastete von ihm fort und wäre fast noch gestolpert.
    Julio, hämmerte es in ihrem Kopf, ich habe dich geliebt, ich habe dich so sehr geliebt … Wie kannst du mir so etwas nur antun? Aber es war vorbei, sie wusste es. Es war vorbei.
    Blanca war zu aufgewühlt, um auf direktem Weg nach Hause zu gehen. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken. Noch während sie sich von Julio entfernte, vermisste sie ihn schon, nicht nur emotional, auch körperlich. Es war nicht ihr erster Streit, doch dieses Mal war es endgültig, das verstand sie sofort. Julio fühlte sich immer stärker mit dem Volk seiner Mutter verbunden. Er hatte Blanca schon mehr als einmal Gleichgültigkeit vorgeworfen. Trotzdem hatte er Licht in ihr Leben gebracht. Sicherlich schmerzten seine Worte deshalb umso mehr.
    Ich darf mein Herz an keinen Menschen mehr hängen, schoss es ihr durch den Kopf. Und ich kann mich einfach nicht um alles kümmern.
    Ja, sie war eine Hure, aber was sollte sie tun? Sie war als Kind einer Hure geboren worden und in einem Bordell aufgewachsen. Sie hatte ihre Unschuld in einem Alter verloren, in dem andere Mädchen noch mit Puppen spielten … Aber so war das eben. Sie war Blanca, deren Schönheit man bewunderte und die man doch nicht besser behandelte als Dreck.
    Blanca blieb stehen.
    Nein, sagte sie dann stumm zu sich, ich darf so etwas nicht denken. Ich darf so nicht denken. Ich bin genauso wertvoll wie andere. Ich muss um mein Leben kämpfen.
    Sie hatte die kleine Hütte erreicht, die sie mit ihrer Mutter teilte. Schon als sie die Tür aufstieß, roch sie den Alkohol. Offenbar hatte Corazon das Zimmer noch nicht verlassen. Sie lag auf dem Bett in ihrer Nachtwäsche. Die Fensterläden waren geschlossen. Fliegen umschwirrten einen Teller mit einem Rest dicker Bohnen, die sie wohl zu Mittag gegessen hatte. Daneben stand ein Krug. Es stank nicht nur nach Alkohol, sondern auch nach ungewaschenem Körper und Erbrochenem.
    Als Blanca die Tür hinter sich schloss, hob Corazon den Kopf. »Meine Kleine, mein Mädchen …«, lallte sie, ließ sich dann zurückfallen und blieb einen Moment lang reglos liegen, bevor sie sich mühsam erneut aufrichtete.
    Schweigend ging Blanca hinaus und kratzte

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