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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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ein erster Widerstand, das zu akzeptieren, was er hörte. Unvermittelt ließ er Irmelinds Hände los.
    »Man hat sie also nicht gefunden? Sag mir das bitte, Mama, man hat sie nicht gefunden?«
    Seine Mutter schien ihn einen Augenblick lang nicht anschauen zu wollen, dann straffte sie die Schultern. »Ach, Frank, es nützt ja nichts, sich etwas vorzumachen. Es war wirklich ein sehr großes Feuer. Du musst jetzt tapfer sein. Bewahre dir im Herzen, dass sie dich geliebt hat. Mina hat dich geliebt, aber …«
    »Nein, das kann nicht sein, ich glaube das nicht. Man hätte in jedem Fall etwas finden müssen. Knochen, irgendetwas. Sie können nicht dort drin gewesen sein. Niemals. Hat Philipp etwas zu dem gesagt, was geschehen ist? Vielleicht wurden sie entführt? Wir müssen sie suchen, Mama. Bestimmt sind sie in Gefahr. Ich spüre es.«
    »Es gibt natürlich die, die sagen, dass auch das dein Werk war«, bemerkte Irmelind leise. »Philipp konnte oder wollte jedenfalls nicht sagen, wer versucht hat, ihn zu erschlagen.«
    Empört sprang Frank auf. »Ich war es jedenfalls nicht.«
    Seine Mutter streckte die Hand nach ihm aus und zog ihn dann zu sich zurück auf das Bett. »Das weiß ich doch, mich musst du nicht überzeugen. Trotzdem kannst du hier nicht bleiben.« Irmelind zögerte und schaute ihren Sohn vorsichtig an. »Das weißt du doch, oder?«
    Frank nickte. »Natürlich. Ich wollte dir auch keine Sorgen machen. Mir geht es gut. Werde ich dich weiterhin besuchen dürfen?«
    Irmelinds Lächeln geriet zart und wehmütig. »Natürlich, solange du nur auf dich achtgibst, hörst du? Ich will dich nicht auch noch verlieren. Das würde ich nicht ertragen.«
    Frank nickte, ergriff erneut die Hände seiner Mutter.
    »Wo wirst du hingehen?«, fragte sie im nächsten Moment.
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht zurück in den Chaco. Vielleicht nach New York. Dort kann man gutes Geld verdienen.«
    Irmelind lächelte traurig. »Das ist immerhin weit genug weg.«
    »Ich passe auf mich auf, Mama.«
    Sie strich ihm über den Arm. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, dann sagte Irmelind leise: »Du glaubst wirklich nicht, dass Mina tot ist?«
    Frank ballte seine Hand so fest zur Faust, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Nein, ich glaube es nicht. Ich würde es spüren, Mama, ich würde spüren, wenn sie tot wäre.«
    Sie kann nicht tot sein.

Neuntes Kapitel
    »Du könntest wirklich etwas freundlicher zu den Gästen sein«, blaffte Aurelio Alonso Mina an. Die hob entschlossen den Kopf und sah den kleinen, dicklichen Mann fest an.
    »Ich bin hier die Bedienung, Señor Alonso, keine Hure.«
    Aurelio Alonso, der Besitzer des kleinen Hotels, in dem Mina und ihre Mutter arbeiteten, schüttelte den Kopf. Dann hob er die rechte Hand, brachte Daumen und Zeigefinger ganz dicht zusammen.
    »Die meisten sagen, zwischen beidem gibt es nur einen geringen Unterschied«, sagte er höhnisch. »Und jetzt tu deine Arbeit, damit ich endlich das Geld hereinbekomme, das ich in dich und deine dämliche Mutter investiert habe.«
    Schnaufend verschwand Aurelio Alonso hinter dem Empfangstresen. Mina unterdrückte eine wütende Entgegnung und ließ sich dann wieder auf die Knie nieder, um weiter den Boden zu schrubben. Es gab bessere Hotels in Rosario, das Argentino zum Beispiel, aber Annelie und sie hatten keine Wahl. Sie mussten froh sein, überhaupt Arbeit zu haben. Zudem waren sie bei Aurelio Alonso verschuldet, denn Minas Geld war nach nur kurzer Zeit aufgebraucht gewesen. Um sich ein eigenes bescheidenes Leben in Rosario aufzubauen, waren sie bald gezwungen gewesen, Geld zu leihen. Aurelio Alonso war der Einzige gewesen, der sich als Kreditgeber bereit erklärt hatte.
    Mina verfluchte den Tag, an dem Annelie und sie an ihn geraten waren. Kurz nach ihrer Ankunft in Rosario war das gewesen. Ihr Geld war zu dem Zeitpunkt schon fast aufgebraucht gewesen, das meiste hatten sie für Transportmittel verwendet. Mina hatte am Río Paraná gestanden, an dessen rechtem Ufer sich die Stadt befand, und zu einem großen Schiff geschaut, das dort ankerte. Sie erinnerte sich noch genau, dass sie daran gedacht hatte, wie ein solches Schiff sie und ihre Mutter über diesen Fluss bringen würde, sobald sie das Geld dafür hatten. Eigentlich lag Rosario viel zu nah an Esperanza, der Stadt, aus der sie geflüchtet waren, zudem befand sich hier eine der größten deutschen Kolonien, doch ihre Mutter und sie waren für Erste gestrandet. In Rosario gab es einen

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