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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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sich einfach früher als sonst verdunkelt hatte. Offenbar drohte ein Sturm.
    Blanca schauderte. Sie hatte schon pamperos erlebt, jene heulenden Pampastürme, die aus dem Süden heranrasten und riesige Staubwolken, Hagel, sogar Insektenwolken vor sich hertrieben. In Buenos Aires waren solche Stürme manchmal mit solcher Gewalt aufgetreten, dass das Wasser des Río de la Plata nach Norden gedrängt wurde und das Flussbett plötzlich leer war. Sie schauderte noch einmal. In jedem Fall war ihr eines auf ihrem Ritt durch die Pampa nur zu deutlich geworden: Das oft gewalttätige, so unvorhersehbare Wetter war noch beängstigender, wenn man sich ihm allein stellen musste. Wenn es nirgendwo ein Haus, einen Keller oder auch nur die kleinste Schutzmöglichkeit in der Natur gab, wenn man seine Furcht nicht mit anderen Menschen teilen, wenn man sich nicht gegenseitig Mut zusprechen konnte.
    Bisher war sie immerhin von dem gewaltigsten Sturm der Pampa, dem pampero sucio , was so viel wie schmutziger Sturm hieß, verschont worden. Dieser Sturm konnte mit seiner Gewalt alles hinwegfegen. Zum Glück kam der pampero limpio , der saubere pampero , der sich auf kräftige Regenfälle und spektakuläre Gewitter beschränkte, weitaus häufiger vor.
    Vielleicht habe ich Glück, fuhr es Blanca nicht zum ersten Mal durch den Kopf, vielleicht habe ich doch Glück. Und dann begann sie zum ersten Mal seit Langem zu beten.

Achtes Kapitel
    »Frank!«
    Irmelind presste eine Hand auf ihren Mund, um den Schreckensausruf in ihrer Kehle zu unterdrücken. Dann stand sie wie erstarrt da, als könne sie nicht glauben, wer da vor ihr stand. Endlich ließ sie die Hand wieder sinken.
    »Ich dachte …«, flüsterte sie heiser, »… ich dachte, du wärst tot.«
    »Nein, das bin ich nicht«, entgegnete Frank lächelnd und nahm seine Mutter in die Arme.
    Doch diese schob ihn auf Armeslänge zurück und schüttelte heftig den Kopf. »Nicht so laut, Vater hört dich sonst.«
    »Warum sollte er mich nicht hören?« Frank schaute Irmelind fragend an. »Er wird doch wissen, dass ich kein Mörder …«
    Irmelind schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Die Dinge haben sich geändert. Es …«
    Sie brach ab und spähte an Frank vorbei. Dann zog sie ihren Sohn ins Haus. Wenig später saßen sie nebeneinander auf Franks altem Bett. Frank hielt die Hände seiner Mutter in den seinen und hörte ihrer leisen Stimme zu.
    »Mein Vater glaubt, dass ich ein Bastard bin?«, versicherte er sich eben noch einmal.
    Irmelind nickte, dann zwang sie ein Lächeln auf ihre müden Züge. Frank schluckte innerlich. Seine Mutter war in seiner Abwesenheit um Jahre gealtert. Ihr Haar war jetzt vollkommen grau. Zu den einst so feinen Falten waren tiefere hinzugekommen. Frank widerstand dem Bedürfnis, ihr die Traurigkeit aus dem Gesicht zu streicheln.
    »Aber du bist sicherlich wegen Mina hier«, sagte Irmelind jetzt.
    »Euch … dich wollte ich auch sehen«, antwortete er rasch, »aber du hast Recht. Sie … Sie war nicht am verabredeten Treffpunkt.«
    Irmelind nickte. »Sie war nicht auf der Plaza? Sie hat mir davon erzählt damals. Sie hat mir gesagt, dass sie hofft, dass du dich noch daran erinnerst.«
    »Dann hat sie es also nicht vergessen …«
    Frank fühlte sich zum ersten Mal erleichtert. Mina hatte mit Irmelind von ihrem Treffpunkt gesprochen. Aus irgendeinem Grund hatte sie in diesem Jahr nicht kommen können, aber sie würde im nächsten Jahr kommen. Da war er sich jetzt sicher.
    »Nein, das hat sie nicht«, murmelte Irmelind. Dann schien sie einen Moment zu zögern. »Frank«, hob sie wieder zu sprechen an und brach erneut ab. »Frank, es ist nicht ganz leicht, dir das zu sagen, aber es gab offenbar einen Unfall und …«
    »Mina … Ist Mina tot?«
    »Sie …« Irmelind brach wieder ab, nickte dann nur.
    Für einen Moment wusste Frank nicht, was er sagen sollte, dann brach es mit brüchiger Stimme aus ihm heraus: »Was ist geschehen?«
    Irmelind strich langsam mit den Fingerspitzen über die Falten ihres Rocks. »Ich weiß es nicht. Eines Tages stand das Haus der Amborns in Flammen. Philipp wurde später im Hof gefunden. Irgendjemand hatte ihm eine Axt über den Schädel gezogen. Er war schwer verletzt. Seine Genesung dauerte Monate. Xaver Amborns Leiche hat man im Haus gefunden. Von Mina und ihrer Mutter gab es keine Spur. Sie müssen vollkommen verbrannt sein. Es war ein großes Feuer.«
    Frank sah seine Mutter fassungslos an, doch dann regte sich etwas in ihm –

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