Die Lagune der Zombies
Zeichen für seine Verbundenheit. Ich schüttelte sie, aber ich war mir nicht sicher, ob er mich wirklich verstand.
„Wingman, du bleibst beim Boot. Du musst aufpassen.“
Ich führte Wingman zum Boot. Widerstreben kam er mit. Ich musste Wingman nie an die Leine legen. Selbst in der Stadt blieb er immer bei mir. Und so kam es, dass ich Wingman hier in dieser dunklen Bucht das erste Mal anbinden musste. Ich nahm einen Strick aus dem Boot und knotete ihn um sein Halsband. Wingman verstand nicht und spielte damit, aber ich zog ihn fest. Das andere Ende wickelte ich um einen Baum, der einen großen Schatten warf. Wingman hatte jetzt etwas Platz im Schatten zwischen dem Baum und dem Boot. Er schaute mich unendlich traurig an, als er merkte, wie wenig Spielraum ihm die Leine ließ.
„Tut mir leid!“, sagte ich. Wingman stieß nur seine Schnauze in die Luft und sah an mir vorbei. Ich drehte mich um und betrat den Pfad.
„Gehen wir!“, sagte ich.
Der Dschungel empfing uns wieder mit offenen Armen. Die grüne Hölle konnte ich jetzt das erste Mal richtig spüren. Die Luftfeuchtigkeit war enorm hoch. Rechts und links quickte, knirschte und pfiff die Natur. Es war, als würden tausend Augen uns beobachten. Hier lebte der Dschungel wirklich. Gelbe und rote Pflanzen wechselten sich mit tiefschwarzen und weißen Blüten ab. Einige waren groß wie Teller. Libellen surrten durch die Luft. Unsichtbare Vögel gaben hohe Töne von sich. Feuchtigkeit tropfte von den grünen Blättern. Ich atmete die Luft tief ein. Es roch nach Salz, Meer, Fisch und nasser Erde. Ich dachte daran, dass das für einen Pilz wahrscheinlich hervorragende Voraussetzungen waren, um sich zu entwickeln.
Die Insel war ein unberührtes Biotop. Was immer sich hier entwickelt hatte, es hatte ideale Bedingungen vorgefunden. Ich schob mich durch das Geäst. Dann erkannte ich mehr Spuren. Fußspuren. Vermutlich von den Touristen.
Ich blieb dicht hinter Mato, der sich immer wieder umsah. Wir liefen geduckt. Wir entdeckten niemand. Bis auf das Kriegsschiff vor der Küste war alles wie ausgestorben. Nur der Dschungel sang sein ewig gleiches Lied. Dennoch blieben wir wachsam. Ich hatte versucht zu erkennen, um welches Militär es sich handelte. Doch das Schiff und der Hubschrauber trugen keine Kennung. Mato presste die Lippen nur aufeinander. Er hatte die Lust am Reden verloren. Schließlich wurde der Pfad noch dichter.
Nach einer Weile drehte Mato sich zu mir und sagte:
„Gleich da!“
Ich folgte ihm vorsichtig. Ich hörte ein Rauschen. Dann schob ich ein paar Blätter zur Seite und stand plötzlich vor einer Schlucht. Die Felsen fielen schroff in die Tiefe. Unten strömte ein reißender Fluss. Ich prallte instinktiv zurück. Der Wind zerrte an uns, als wir in den Abgrund blickten. Mato deutete nach vorn. Die Schlucht war durch eine Hängetreppe mit der anderen Seite verbunden. Sie sah ziemlich wackelig aus. Aber Mato betrat sie, ohne zu zögern. Ich stöhnte und folgte ihm. Das Ding wackelte wie eine angestoßene Feder.
Ich hatte ständig das Gefühl, in die Tiefe zu fallen. Ich fühlte mich wie eine billige Kopie von Indiana Jones, aber die Brücke hielt. Auf der anderen Seite erwartete uns eine gigantische Felsformation. Mato lief an ihr entlang. Dann war er plötzlich verschwunden. Ich sah mich um und erkannte einen schmalen Spalt. Eine Höhle? Ja, das war es. Der Felsen gehörte zum Vulkan. Und direkt am Fuß des Vulkans lag eine Höhle. Ich drückte mich in den Spalt. Mato erwartete mich schon. Dampf quoll aus allen Ritzen. Ich sah mich um. Der Gang war schmal.
„Was ist das?“, fragte ich.
„Nach der Höhle kommt die Lagune!“
„Und was ist da?“
„Die Touristen!“
Ich verstand. Wenn man bekifft war, war das wahrscheinlich der ultimative Trip. Erst mit dem Boot bis zum Strand, dann auf die Vulkaninsel, durch den Dschungel, die Hängetreppe und jetzt die Höhle. Disney hatte es sich nicht besser ausdenken können. Fluch der Karibik zum Mitmachen. Wir gingen weiter. Und plötzlich roch es komisch. Der Geruch traf mich so stark, dass ich mich fast übergeben hätte. Es roch faulig.
Auch Mato stockte sofort. Er prallte zurück. Ich sah mich um und musste warten, bis sich meine Augen an das Dunkle gewöhnt hatten. Dann sah ich sie. Leichen. Überall lagen Tote rum. Touristen in bunten Klamotten. Manche waren noch bemalt. So wie wir es getan hatten. Ich erkannte Deora und das Hippiepärchen. Ich verzog das Gesicht, als ich erkannte,
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