Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
dass Ihr ein Freund seid?«
    »Ich bin ganz gewiss einer«, versicherte Antonio. Er kramte in seiner Tasche nach Geld, um dem Alten seine Skrupel und vielleicht auch eine Laterne abzukaufen. Unterdessen blickte er an der Fassade des Backsteinhauses hoch. Ob sie hier wohnte? Die Läden im Obergeschoss waren verrammelt, so wie alle Fenster und Türen in der Gegend. Seit dem Auftauchen der Soldaten wagte kaum jemand, seinen Kopf ins Freie zu stecken. Antonio fand es außerordentlich mutig von dem Alten, ihm unbewaffnet gegenüberzutreten, sah man von dem als Wachhund völlig untauglichen Riesenvieh an seiner Seite einmal ab.
    »Was wollt Ihr von der Dame?«
    »Ich bin ihr Mann«, antwortete Antonio prompt. Aus seiner Sicht war das nur zum Teil die Unwahrheit. Er hätte sie längst geheiratet, wenn sie nicht so bockig gewesen wäre.
    »Na so was«, meinte der Alte. »Na so was, na so was!«
    »Wie meint Ihr?«
    »Das war die falsche Antwort. Ihr könnt nicht ihr Mann sein.«
    »Wieso nicht?«, fragte Antonio verdutzt.
    »Ihr Mann ist tot. Er fiel in der Schlacht von Agnadello. Ihr müsst ein Betrüger sein.«
    Mansuetta horchte atemlos nach draußen, das gesunde Ohr gegen die Tür gedrückt. Es kamen keine weiteren Geräusche mehr, doch das wollte nichts heißen.
    »Was hast du vorhin gehört?«, fragte sie Matteo, der sich verängstigt an sie drängte, das Gesicht in ihrer Gamurra vergraben. Sie schüttelte ihn sanft. »Bitte, mein Kleiner, es ist wichtig! Deine Ohren sind besser als meine!«
    »Von wo aus angefangen?«, fragte er zurück, die Stimme gedämpft vom Stoff ihres Gewandes. »Von da an, als die Soldaten kamen?«
    »Nein, von der Stelle an, als Laura hier oben vor der Tür stand und zu uns sagte, sie wolle uns rausholen.«
    »Ich hörte sie reden. Dann ging sie zur Treppe, ganz langsam. Dann kam ein Poltern und ein Schrei, ganz so, als wäre Laura die Treppe hinabgestürzt.«
    Dasselbe hatte Mansuetta auch gehört, bis auf die Schritte Lauras, dazu hatte ihr Hörvermögen nicht gereicht. Furcht erfüllte sie, und hastig rüttelte sie abermals an der Tür. »Laura!«, schrie sie.
    Es kam keine Antwort.
    Matteo zupfte an ihrem Gewand. »Wenn sie gestürzt ist, hat sie sich vielleicht verletzt und kann dich nicht hören.«
    Natürlich hatte er recht. Sie löste sich aus Matteos Griff und humpelte zum Fenster. Rasch stieß sie die Läden auf und schaute hinaus in die diesige, regenverhangene Nacht. Draußen war es für ihre Begriffe stockdunkel, und im Licht der einzigen Kerze, die hier in der Kammer brannte, war unmöglich zu erkennen, was sich unten auf der Gasse tat. Immerhin war alles ruhig. Es waren weder Stiefelgetrampel noch Hufschlag zu hören, auch keine Stimmen von Soldaten, die ihnen vorhin noch mit ihrem blutrünstigen Gebrüll solche Angst eingejagt hatten.
    »Hilfe!«, schrie sie aus voller Kehle. »So helft uns doch!«
    Sie hielt inne und lauschte, doch es geschah nichts. Erneut rief sie um Hilfe, so laut sie konnte, und wieder tat sich nichts.
    Verzagt blickte Mansuetta auf die Gasse hinunter. Das Fenster lag nicht allzu hoch, Laura hätte darüber nur gelacht und wäre kurzerhand hinausgehüpft. Sie selbst würde sich zweifellos alle Knochen brechen, wenn sie versuchte, dasselbe zu tun.
    Sie wandte sich entschlossen zu Matteo um. »Hast du Angst?«
    »Nein«, behauptete er mit dünner Stimme.
    »Ich aber. Gewaltige. Und zwar um Laura.«
    »Ich auch«, stieß er hervor. Sein kleiner Körper zitterte, und in seinen Augen standen Tränen. Bis jetzt hatte er sich mit aller Kraft beherrscht, aber bald wäre es um seine Fassung geschehen. Er war ein Junge von kaum sieben Jahren, und er hatte vorhin mit angehört, wie seine Schwester die Treppe hinabgestürzt war.
    Aber er war auch über alle Maßen intelligent und mit einer seltenen Auffassungsgabe gesegnet. Sofort erfasste er die nötigen Zusammenhänge, während seine Blicke zwischen der verschlossenen Tür und dem offenen Fenster hin und her huschten. Eilig kam er zu ihr gerannt, um hinauszuschauen. Seine Augen waren weit besser als ihre, weshalb er auch wesentlich mehr sah als sie.
    »Drüben liegt Veronica«, sagte er. Er holte Luft. »Sie bewegt sich nicht. Ist sie ... tot?«
    Mansuetta unterdrückte einen Schreckenslaut. »Das weiß ich nicht, aber möglich ist es«, sagte sie mühsam. »Siehst du Männer?«
    »Einen toten Soldaten, dem der Kopf abgeschlagen wurde.« Matteos Stimme senkte sich zu einem entsetzten Flüstern. »Einen anderen,

Weitere Kostenlose Bücher