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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wie absurd doch alles war. Sie lag inmitten von Toten, deren Verlust sie ebenso sehr schmerzte wie der ihres Kindes. Dennoch keimte in ihr ein zaghaftes Gefühl von Glück auf. Jene, die ihrem Herzen wahrhaft nah standen, waren ihr geblieben. Gott musste es gut mit ihr meinen, denn er hatte ihr für alles, was er ihr genommen hatte, den Mann, den sie liebte, zurückgegeben. Antonio war bei ihr und hielt sie in seinen Armen. Matteo hatte recht. Alles würde wieder gut werden.
    Antonio strich ihr über das Haar und presste sie an sich.
    »Wie fühlst du dich?«, wollte er wissen. »Hast du Schmerzen?«
    »Nicht, wenn du da bist«, murmelte sie.
    Über seine Schulter hinweg schaute sie nach draußen. Es hatte aufgehört zu regnen, und in der nachlassenden Dunkelheit zeigten sich die ersten fahlen Lichtstreifen des heraufziehenden Morgens.
      



  Februar 1510
     
    »Der Krieg ist aus! Der Krieg ist aus!« Mit diesen Worten kam Matteo in die Küche gestürzt.
    »Du schleppst den ganzen Dreck von der Fondamenta herein«, schimpfte Mansuetta. »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst dir die Füße abtreten, wenn du bei dem Wetter draußen warst! Wo ist Piero? Du weißt, dass du nicht allein draußen herumlaufen sollst! Und was soll der Unsinn mit dem Krieg?«
    Der Hauslehrer tauchte ebenfalls in der Küche auf, abgehetzt und außer Atem. »Da bin ich, Monna Mansuetta«, stieß er keuchend hervor. Betreten blickte er auf seine eigenen verschmutzten Zòccoli. »Oje, bitte verzeiht mir!«
    »Es ist nicht Eure Schuld, Messèr Fioravante. Der Junge ist zu schnell, und da Ihr Weisung habt, ihn nicht davonlaufen zu lassen, müsst Ihr ihm ja notgedrungen folgen.« Sie deutete einladend auf den Tisch. »Ihr kommt gerade recht. Das Essen ist fertig. Setzt Euch doch. Oder habt Ihr noch keinen Appetit?«
    »Oh, doch, natürlich!« Piero Fioravante hatte immer Hunger, besonders auf alles, was Mansuetta ihm kochte. Er war ein pausbäckiger, dicklicher junger Mann von zweiundzwanzig, hochgelehrt und mit großem pädagogischem Gespür ausgestattet. Nur dem ungezügelten Bewegungsdrang seines Schützlings sah er sich regelmäßig hilflos gegenüber. Er war von seiner körperlichen Veranlagung her alles andere als behände. Seine bedächtige Art, sich fortzubewegen, erinnerte bisweilen an eine Schnecke. Schon das Treppensteigen war mühselig für ihn, ein Umstand, der ihn Mansuetta noch sympathischer machte, ihr aber auch Sorgen bereitete, weil seine Lippen und Fingerspitzen bei Anstrengungen dieser Art hin und wieder bläulich anliefen. Sie vermutete, dass sein Herz nicht das beste war. Daher schalt sie Matteo regelmäßig aus, wenn er auf den Exkursionen, die sein Lehrer mit ihm zu Bildungszwecken durch die Stadt veranstaltete, einfach losrannte oder auf irgendwelche Erhebungen kletterte, seien es nun Teile von Fassaden oder Brückengeländer. Oder gar, was einmal vorgekommen war, auf ein im Hafen liegendes Schiff. Der schlichte Anblick der Wanten hatte ihn dazu verleitet, diese mit affenartiger Schnelligkeit zu erklimmen, und anschließend war Piero das reinste Nervenwrack gewesen.
    Mansuetta und auch Laura hatten Piero anheimgegeben, Matteo für solche Unbotmäßigkeiten zu bestrafen, doch der Hauslehrer war viel zu sanftmütig, den Jungen zu schelten, geschweige denn, ihn körperlich zu züchtigen. Er konnte keiner Maus etwas tun. Musikalisch und mathematisch hoch begabt, war er bereits im Alter von acht Jahren als zweiter Sohn eines Patriziers ins Kloster gesteckt worden. Wie viele Nachgeborene hatte er die geistliche Laufbahn einschlagen sollen. Dann war sein älterer Bruder gestorben, was seinen Vater dazu veranlasst hatte, ihn aus dem Kloster nach Hause zu holen, um ihn in die Geschäftswelt einzuführen. Piero, der im Kloster bei den gebildeten Brüdern zwar viel gelernt hatte, aber dort mit der strengen Hierarchie und asketischen Lebensweise nicht sonderlich zufrieden gewesen war, fühlte sich als Geschäftsmann noch unglücklicher. Zum Unwillen seines Vaters vergrub er sich ständig in seinen Büchern und verstieg sich sogar dazu, Notationen für allerlei Musikstücke zu verfassen und mathematische Formeln zu erdenken. Sein Vater verbot ihm das Lesen, das Singen und das Spielen von Laute und Virginal, doch Piero mochte sich nicht in seine neue Rolle fügen.
    Bevor es zum Eklat kommen konnte, starb Pieros Vater. Die Handelsgesellschaft, die bereits durch den Krieg schwer gelitten hatte, ging infolge Pieros Desinteresse

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