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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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hören war, gleichzeitig mit einem Rütteln und Hämmern, wie von Fäusten auf Holz.
    »Ich bin hier!« Laura stieg die Treppe hinauf, mit beiden Händen das Geländer umklammernd und sich Stufe für Stufe hochziehend. Mit einem Mal schien es ihr, als sei sie in die Haut ihrer Schwester geschlüpft, für die jede Treppe eine derartige Qual sein musste, so wie diese hier für sie selbst.
    »Isacco hat uns eingeschlossen!«, rief Mansuetta. »Wo steckt er? Was ist mit den anderen?«
    Laura begriff, dass sie wieder nach unten musste, um an Isaccos Leiche nach dem Schlüssel zu suchen. Erschöpft blieb sie stehen, sich am Türrahmen abstützend.
    »Laura? Wo ist Veronica? Und was ist mit dir, geht es dir gut? Bist du wohlauf?«
    »Ja. Hab keine Angst, ich hole euch gleich hier raus!« Sie stieß sich von der Tür ab, um zurück zur Treppe zu gehen. Schon auf der ersten Stufe übermannte sie die Schwäche, und sie ahnte, dass sie es trotz aller Anstrengungen nicht heil bis nach unten schaffen würde, geschweige denn wieder hinauf. Erst jetzt merkte sie, dass ein dumpfer Schmerz in ihrem Leib wühlte, und sie wusste, dass es für sie noch nicht vorbei war. Ihr war nach der Beichte nicht vergeben worden, doch die Zeit der Buße war bereits angebrochen.
    »Dieser Narr!« Antonio knirschte mit den Zähnen, doch dann gab er seinem Pferd die Sporen und folgte Zuane, bevor er ihn abermals aus den Augen verlieren konnte. Hinter Querinis Sohn ritt er mitten zwischen die plündernden Soldaten und teilte dabei Hiebe mit der flachen Klinge aus. »Nehmt euch, was ihr tragen könnt, aber lasst zum Teufel die Leute in Ruhe!«, brüllte er. »Verschwindet, bevor es weitere Tote gibt!«
    Zuane war weniger zimperlich. Er brachte abwechselnd die Pferdepeitsche und die Spitze seines Degens zum Einsatz und verletzte jeden, der es wagte, sich einer der Frauen zu nähern. Eines der armen Geschöpfe war von den Soldaten geschändet worden. Im blakenden Widerschein der Flammen, die vom Dach des brennenden Hauses in den nächtlichen Himmel schlugen, hatte sie sich in ihrem blutverschmierten Nachtgewand zu Zuanes Füßen niedergeworfen und schluchzend um Gnade für sich und die ihren gefleht. Ob nun die prächtig ausstaffierte Erscheinung des Jungen oder sein engelhaftes Gesicht sie dazu bewogen hatte, ausgerechnet seinen Schutz zu suchen – sie hatte den Richtigen gefunden. Er hatte keinen Moment gezögert, sich für sie einzusetzen, und dabei war es ihm völlig egal, dass er sich gegen die eigenen Truppen wandte. Er prügelte auf jeden Mann ein, der sich erdreistete, seine Befehle zu missachten, und einen der Söldner ritt er sogar voller Bedacht nieder, als die weinende Frau auf ihn deutete und ihn als einen ihrer Schänder entlarvte. Ein älterer Mann, vermutlich der Vater des Mädchens, lag tot in seinem eigenen Blut, eine schreckliche Schwertwunde in der Brust.
    Antonio fluchte unterdrückt vor sich hin. Hier waren die Dinge eindeutig aus dem Ruder gelaufen. Gritti hätte das wissen müssen, als er die Erlaubnis zum Plündern erteilt hatte. Plündern – das bedeutete zugleich immer Brandschatzen, Schänden und Töten. Vielleicht hatte der Feldherr jedoch genau das beabsichtigt, überlegte Antonio, während er wachsam von einer Seite des Platzes zur anderen ritt, um weitere Übergriffe zu verhindern.
    Gritti und die übrigen Kommandeure taten nichts ohne den Segen des Großen Rates. Die Ausschreitungen geschahen folglich mit Zustimmung der Serenissima, auch wenn sich die ehrenwerten Robenträger sicher nicht ausgemalt hatten, in welchem Ausmaß die Söldner, verroht durch etliche Schlachten und den Anblick ungezählter niedergemetzelter Kameraden, hier zu Werke gehen würden.
    Die Besatzungstruppen wiederum hatten nichts getan, um die Reichen von Padua zu schützen, obwohl diese ihnen erst vor sechs Wochen den Weg in die Stadt geebnet hatten. Die Soldaten von Kaiser, Papst und Franzosenkönig verließen Padua wie Ratten das sinkende Schiff, soweit sie nicht schon vor Stunden verschwunden waren. In Schimpf und Schande, unter dem grölenden Spottgesang der Venezianer, sprengten sie in die Nacht hinaus, allen voran der kaiserliche Kommissionär.
    Die venezianischen Soldaten waren in den Straßen und auf den Plätzen bald unter sich. Spott und Hohn gegenüber dem Feind waren in trunkene Rachsucht umgeschlagen, die sich gegen die reichen Städter wandte. Gegen die Verräter, denen das Protektorat der Serenissima nichts bedeutet hatte und die

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