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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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hatte.
    Mit einem Wutschrei fuhr der Söldner herum. Er zog den Degen und stach nach dem unerwarteten Angreifer. Laura hörte das ekelhaft fleischige Schmatzen, mit dem die Klinge in Orsos Leib drang, doch diese Mordtat war zugleich das Letzte, was der Mann in seinem Leben vollbrachte. Lauras Dolch durchbohrte seine Halsschlagader, bevor er sich erneut zu ihr umdrehen konnte. Der Stoß war genauso tödlich wie der, den sie gegen den anderen Mann geführt hatte, das wusste sie sofort, denn sie hatte nach der gleichen Stelle gezielt und sie getroffen. Rasch trat sie zwei Schritte zurück und verharrte mit jagendem Puls, während der Söldner über Orso zusammenbrach und starb.
    Orso war ebenfalls tot, wovon Laura sich mit einem raschen Blick überzeugte, bevor sie zu Isacco eilte. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken und ging neben ihm in die Hocke. Er lebte noch, aber der Degen des Söldners hatte seine Lunge durchbohrt. Blutiger Schaum drang über seine Lippen, als er versuchte zu sprechen.
    »Sie ... sagten, wer sich nicht wehrt, bleibt am Leben. Konnte aber ... nicht zusehen, wie sie dich ...«
    »Matteo«, stieß sie hervor. »Meine Schwester ... Wo sind sie? Sind sie ...«
    »Oben. Habe sie eingesperrt. Dachte, besser dort ... als hier.«
    »Das hast du richtig gemacht, es war ihre Rettung!«
    »Veronica ... ist entwischt, sie wollte zur dir, dich warnen. Bin dann runtergegangen, hörte die Schreie ... wollte verhandeln ... Da lag Monna Josefa hier ...«
    »Rede nicht so viel, das strengt dich an. Beweg dich nicht, hörst du! Ich will nur rasch hinauf, nach Matteo und Mansuetta sehen, dann laufe ich los und hole einen Medicus.«
    »Zu ... spät. Alles viel zu spät. Laura ... Habe euch ... belogen. Es gab keine Büttel, keinen Befehl, euch fortzuholen. Hab’s mir nach Mutters Tod ausgedacht, damit ihr ... mit mir weggeht. Dachte, ich könnte ... hätte vielleicht woanders mehr Glück mit dir. Und mit ... meinem Glauben.«
    Laura fühlte, wie ein Schwindel sie erfasste. Sie wagte kaum zu atmen. Er sprach stoßweise und so leise, dass sie sich den Sinn des Gesagten teilweise zusammenreimen musste.
    »Du meinst ... es war alles nur eine Täuschung?« Fassungslos lehnte sie sich auf die Fersen zurück und machte eine ausholende Gebärde, mit der sie das Grauen um sich herum zu erfassen versuchte. »All das hier ... umsonst? Wir hätten gar nicht weggemusst, sondern einfach zu Hause bleiben können?«
    Er nickte kaum merklich. Die Bewegung ließ weiteres Blut auf seine Lippen treten.
    »Hasst du mich, Laura?«
    Mitleid erfüllte sie und verdrängte alle anderen Gefühle. Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Nein, Isacco. Ich hasse dich nicht.« Wie hätte sie ihn hassen können? Er war ein junger Mann, der den Tod vor Augen hatte, und er hatte sie geliebt. Alle Umstände hatten sich gegen ihn verschworen, kaum ein Mensch hätte in einem schlimmeren Konflikt aufwachsen können als er.
    »Weiß jetzt, wohin ich gehöre, Laura«, brachte er röchelnd heraus. »Zu meinen Eltern. Sie ... sind wieder zusammen, das sehe ich. Und bald bin ich bei ihnen. Kann schon ... beinahe ihre Hände nehmen. Nur noch ein kleines Stückchen ... Ob mein Vater mir vergibt, jetzt, da ich sterben muss?«
    »Nicht, Isacco!« Laura beugte sich weinend vor und nahm seine Hand. »Du stirbst nicht!«
    »Habe ... ihn so geliebt. Hätte ihm das sagen sollen.«
    »Er wusste es, Isacco! Das schwöre ich! Und er liebte dich ebenso! Über alles liebte er dich! Das sagte er mir, bevor er starb!«
    Isacco hustete, und der blasige Schaum auf seinen Lippen verwandelte sich in hervorsickerndes Blut.
    Laura wollte ihn auf die Seite betten, damit er es leichter hatte, doch er hatte bereits aufgehört zu atmen. Still lag er da, die Augen halb geschlossen, der Blick langsam verlöschend. Laura schien es, als könne er tatsächlich bereits in eine andere Welt sehen, dorthin, wo seine Eltern auf ihn warteten. Dann war auch dieser letzte Lebensfunke fort. Isacco war tot.
    Schluchzend drückte sie ihm die Augen zu, küsste sacht seine Stirn und richtete sich schließlich mühevoll auf. Unsicher einen Fuß vor den anderen setzend, ging sie zur Treppe. Alle Kräfte hatten sie mit einem Schlag verlassen. Sie merkte, dass sie sich kaum noch bewegen konnte, ohne Gefahr zu laufen, bei einem der nächsten Schritte hinzuschlagen. Ihre Beine zitterten und drohten unter ihr nachzugeben.
    »Laura?« Das war Mansuettas Stimme, die von oben zu

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