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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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immer zum Kai gefahren, und dann haben wir im Auto Fish and Chips gegessen und zugesehen, wie die Wellen gegen die Kaimauer schlugen.« Nach dem Essen hatten sie das fettige Papier zusammengeknüllt und waren, den Wind im Rücken, zum Abfalleimer gerannt. Sie waren immer eine Weile draußen geblieben und hatten sich so dicht an die Kaimauer gedrängt, dass der salzige Wasserdunst ihre Gesichter benetzen konnte. Wenn sie dann wieder ins Auto gestiegen waren, mit mattem, zerzaustem Haar, hatte es nach Frittenfett und Essig gerochen, und ihre Mutter hatte zum Radio gesungen. »Das fehlt mir.«
    Noah sah sie an. »Cornwall?«
    Â»Cornwall. Die Stürme. Meine Schwester. Das alles.« Sie berührte die Muscheln an ihrer Kette. »Der Strand war unser zweites Zuhause. Da sind wir großgeworden. Und jetzt ist Katie in London, und ich bin hier.« Sie seufzte. »Katie meidet das Meer. Es klingt albern, aber am Meer haben wir immer zueinander gefunden. Es hat uns verbunden.«
    Â»Was hat sich denn für sie geändert?«
    Mia überlegte eine Weile. »Sie hat Angst.« Mia musste an den Tag in Porthcray denken, an das dunkle, aufgewühlte Wasser, in das sie damals gepaddelt war. Sie spürte immer noch das harte Surfbrett unter ihren Hüften. Sie schüttelte den Kopf, verscheuchte die Erinnerung. »Du und Jez, ihr habt echt Glück – ihr surft immer noch zusammen. Es muss sehr schön sein, so etwas zu teilen.«
    Â»Kann sein.«
    Sein Ausdruck hatte sich verändert. »War es schwer für Jez, zuzusehen, als du Profi geworden bist?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Darüber haben wir nie gesprochen.«
    Â»Aber wenn du nach Hause gekommen bist, musst du doch gemerkt haben, ob er sich mit dir freuen konnte.«
    Â»Ich bin nie mehr nach Hause gekommen.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Ich war ein Jahr lang auf Bali. Danach bin ich gereist und dann bei der Tour eingestiegen.«
    Â»Du bist nie wieder heimgekehrt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Aber du hattest Kontakt zu deiner Familie?«
    Â»Ich hab mich mit meinen Brüdern getroffen, wenn ich in Australien war.«
    Â»Und mit deinen Eltern?«
    Eine Windböe tobte über den Strand. Die Palmwedel hinter ihnen rauschten. Noah und Mia drehten sich um. Als sie wieder auf das Meer schauten, sagte Noah nichts.
    Sie drückte seine Hand. »Was ist mit deinen Eltern?«
    Â»Lass uns auf die Wellen sehen.«
    Sie sahen wortlos zu, wie die Brandung ans Ufer donnerte und der Sand in dichten Schleiern hochgewirbelt wurde.
    Â»Wie wär’s, wenn du heute die Nacht bei mir verbringst?«, sagte Mia nach einer Weile, um die verlorene Nähe wiederherzustellen.
    Noah änderte seine Haltung. »Allein kann ich besser schlafen.«
    Â»Von Schlafen war nicht die Rede.«
    Er antwortete nicht und hielt den Blick auf das Wasser gerichtet.
    Â»Aber du freust dich, dass ich auf Bali bin, oder?«
    Er ließ ihre Finger los, um sich Salz von der Stirn zu wischen. »Ich dachte, wir beobachten, wie der Sturm aufzieht.«
    Â»Aber doch nicht schweigend. Manchmal kommt es mir vor …« Wie sollte sie ihm erklären, dass jedes Mal, wenn er sie abwies, kalte Steine in ihren Magen sanken? »Als würdest du mich nicht an dich heranlassen. Als wärst du gar nicht da .«
    Â»Ich steh gleich neben dir.«
    Â»Ja, aber du redest nicht mit mir.«
    Â»Du hast doch von deiner Schwester erzählt. Und ich hab zugehört.«
    Â»Dann lass mich dir zuhören.«
    Er fuhr herum. »Ich rede, wenn ich reden will. Nicht, weil es von mir verlangt wird.«
    Â»Verlangt?«, sagte sie und hob hilflos die Hände.
    Â»Wie lange bist du jetzt hier? Zwei Wochen? Hast du mir erzählt, was zwischen dir und Finn geschehen ist? Nein, und das ist völlig okay. Ich glaub nämlich, dass jemand nur dann etwas erzählt, wenn er das auch will.«
    Â»Ich wollte dir nur näher sein –«
    Â»Und so versuchst du das?« Er wandte sich ab, sein T-Shirt blähte sich im Wind.
    Â»Bleib hier!«, rief sie, doch er war schon auf dem Weg zum Wagen.
    Sie würde ihm nicht nachgehen. Sein Vorwurf hing wie eine dunkle Wolke über ihr. Sie schlang die Arme um sich.
    Der erste Regentropfen fiel auf ihr Handgelenk und lief in einer glitzernden Bahn daran hinunter. Dann brachen die Wolken auf, der Regen prasselte herab und bohrte kleine Gruben in

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