Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
Vom Netzwerk:
schwamm, unter Wellen hindurchtauchte und sich wieder an die Oberfläche klammerte. Eine Welle nach der anderen rollte heran wie eine endlos aufmarschierende Armee, und jedes Mal, wenn Noah wieder auftauchte, schien es, als hätte es ihn weiter vom Ufer fortgezogen.
    Â»Jez! Er schwimmt nicht mehr!«
    Â»Na los, du Arsch!«, zischte Jez. »Strample endlich mit den Beinen!«
    Doch Noah rührte sich nicht. Er trieb umher wie Treibholz, tauchte hinter den Wellen auf und ab.
    Plötzlich warf Jez seine Jacke auf den Boden und zog sich das T-Shirt aus. Seine Brust war bleicher als die Unterarme, die Rippen zeichneten sich ab. Er lief ins Meer und kraulte sofort mit kräftigen Zügen los, hob alle paar Meter den Kopf, um Luft zu holen.
    Mia rieb sich über die Arme, um sich zu wärmen, während Jez zu Noah schwamm. Er ist gleich da! Halte durch!
    Es regnete immer heftiger, kühle Wasserbäche strömten über Mias Haut. Sie fuhr mit den Fingern über die Muscheln ihrer Kette und drückte jede Einzelne, als wäre es ein Rosenkranz.
    Endlich war Jez bei Noah. Mia lief hin und her, ihre Füße bohrten Wasserlöcher in den Sand. Jez und Noah schwammen zum Ufer zurück, und es sah aus, als hätte Jez einen Arm um Noahs Hals gelegt. Als sie näher kamen, entzog sich Noah seinem Griff.
    Er stolperte ins flache Wasser, und da sah Mia den zerrissenen Rashguard, den blutigen Arm. Noah keuchte. Auf seiner Stirn klaffte eine Wunde. Der Regen wusch das Blut wie rote Tränen über sein Gesicht.
    Sie eilte auf ihn zu. »Noah –«
    Â»Du blöder Wichser!«, schrie Jez. Seine Augen glühten. »Was, verdammte Scheiße, sollte das? Wolltest du ertrinken?«
    Die Leash hing noch an Noahs Knöchel, er stand da wie ein Gefangener nach einem gescheiterten Fluchtversuch. »Ich musste nicht gerettet werden!«
    Â»Bullshit. Du wärst draufgegangen!«
    Sie funkelten sich zornig an.
    Â»Wolltest du mal wissen, wie’s für Johnny war? Ging es darum?«
    Â»Fick dich.«
    Â»Nein, Noah, fick dich!«
    Noah wandte sich ab und stapfte den Strand hinauf.
    Â»Warte doch!« Mia lief ihm nach. »Ich bring dich ins Krankenhaus!«
    Er reagierte nicht. Er nahm sie nicht einmal wahr. Sie blieb auf halber Strecke stehen und schaute zu, wie er die Wagentür öffnete, sich auf den Sitz hievte und den Motor anließ.
    Â»Ich hab im Laster noch ein Handtuch«, sagte Jez auf dem Weg zum Wagen. Mia stand noch immer in ihren völlig durchweichten Kleidern da und sah Noahs Wagen hinterher, der unter den schwankenden Palmen davonbrauste.
    Als sie Jez schließlich folgte, ließ der Regen nach und wurde zu einem steten Plätschern. An Mias Füßen klebte feuchter Sand. Jez öffnete die Fahrertür und zog ein dünnes blaues Handtuch heraus, das im Wind flatterte. Mia legte es sich um die Schultern. »Na los, steig ein«, sagte er, was Mia tat, nachdem sie mehrere Verpackungen und eine leere Dose vom Sitz heruntergeschoben hatte.
    Das Handtuch roch nach Motoröl und Zigaretten. Mia trocknete sich Gesicht und Haare ab, während sich Jez sein T-Shirt wieder anzog. Dann beugte er sich über sie, holte einen Plastikbeutel aus dem Handschuhfach und begann, sich mit flinken, geübten Fingern einen Joint zu drehen. Er zündete ihn an. Dicker, beißender Rauch quoll durch den Innenraum. Beim Inhalieren schloss Jez die Augen, seine Lider flatterten.
    Â»Hier.« Er hielt Mia den Joint hin.
    Mia steckte ihn zwischen die Lippen und zog den warmen Rauch ein, bis er tief in ihre Lungen drang. Sie stieß ihn langsam wieder aus. »Wir hatten Streit. Deshalb war er draußen.«
    Â»Noah hat eine Privatfehde mit dem Meer laufen. Das hat nichts mit dir zu tun.«
    Mia dachte eine Weile nach. »Was hast du mit der Frage gemeint, ob er wissen wollte, wie’s für Johnny war? Das war euer jüngster Bruder, oder?«
    Jez drehte sich zu Mia hin und sah sie an. Seine dünnen, feuchten Haarbüschel klebten auf dem Kopf. »Er ist ertrunken.«
    Â»Oh, das tut mir leid.«
    Er zuckte mit den Schultern, aber seine Augen waren feucht geworden.
    Â»Hier«, sagte sie und gab ihm den Joint zurück.
    Â»Dann nimm das hier«, sagte Jez und ließ einen kleinen Beutel Gras auf Mias Schoß fallen. »Ich hab reichlich.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Ich würde aber Noah nichts von deinem Vorrat sagen. Er billigt Drogen

Weitere Kostenlose Bücher