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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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nicht.«
    Â»Danke.« Sie steckte den Beutel in die feuchte Tasche ihrer Shorts, empfand ein trotziges Triumphgefühl.
    Jez rollte den Kopf langsam hin und her und lockerte die Nackenmuskeln.
    Â»Hast du dir den Hals verrenkt?«
    Â»Ist ’ne alte Verletzung.«
    Â»Vom Surfen?«
    Er lachte. »Nein.«
    Â»Was dann?«
    Â»Is’ gebrochen. Vor vielen Jahren.«
    Nun verstand sie. Deshalb drehte Jez bei Gesprächen immer den ganzen Körper, nicht nur den Kopf. Mia hatte das seltsam, sogar ein wenig bedrohlich gefunden, aber Jez konnte seinen Hals nicht mehr richtig bewegen. »Und wie hast du das gemacht?«
    Â» Ich überhaupt nicht. Ich hab einen Schlag auf den Hinterkopf gekriegt.«
    Â»Wie furchtbar.«
    Er zog an seinem Joint. »Wohl wahr, vor allem, wenn dein Alter so was tut. Bei ihm fliegen ziemlich schnell die Fäuste.«
    Mias Augen weiteten sich. »Ich hatte keine Ahnung.«
    Â»Wie auch?«
    Sie dachte nach. »Ist Noah deshalb weggegangen? Ich weiß, dass er schon mit sechzehn Jahren allein auf Bali war.«
    Â»Hat’s nicht gepackt. Is’ einfach abgehauen.« Seine Augen wurden schmal. »Ohne ein einziges Wort.«
    Â»Und warum bist du nicht gegangen?«
    Er sah sie düster an. »Johnny war dreizehn Jahre alt, verdammt. Da kannst du auch gleich ein Lamm zur Schlachtbank führen.«
    Sie schwiegen, der Wind heulte durch die nass schimmernden Bäume.
    Jez schaute in den Rückspiegel und zischte plötzlich: »Fenster runter!« Mit einer Hand kurbelte er an seinem Fenster, mit der anderen drückte er den Joint gegen das Armaturenbrett.
    Mia zögerte verwirrt. Zu spät sah sie die Polizisten, die an beide Seiten des Lasters traten. Die Fahrertür ging auf, eine Coladose rollte in den feuchten Dreck. Rauch kräuselte sich in den Wind. Ein Polizist mit schweren Lidern und gezwirbeltem Bart schnüffelte.
    Sie wurden angewiesen, auszusteigen, die Hände auf die Motor­haube zu legen. Es hatte aufgehört, zu regnen, doch das Wasser stand in tiefen Pfützen auf dem Boden. Mia versank mit ihren nackten Füßen in der trüben braunen Brühe und legte die Hände gegen das feuchte Metall. Ein Polizist durchsuchte sie, verharrte bei den Taschen ihrer Shorts.
    Als er das Tütchen mit dem Gras fand, schnalzte er mit der Zunge.
    Mia gefror das Blut in den Adern.
    Â»Wir mögen auf Bali keine Drogen. Nicht gut.«
    Ihr wurde schwindelig, ihre Lippen prickelten. Sie sah zu Jez. Er mied ihren Blick. Die Durchsuchung hatte bei ihm nichts ergeben.
    Sie musste ihren Ausweis zeigen. Der Polizist blätterte auf die letzte Seite. »Engländerin?«
    Â»Ja.«
    Â»Nehmen Sie in England Drogen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Warum auf Bali?«
    Â»Tut mir leid. Das war ein Fehler.«
    Er schnipste mit den Fingern zu seinem Kollegen. Sie unterhielten sich auf Balinesisch, die sonst so musikalische Sprache klang plötzlich barsch und bedrohlich. »Mitkommen«, sagte der Polizist schließlich. Mia spürte eine schwere Hand auf ihrer Schulter und wurde zum Polizeiauto geführt.
    Â»Was tun Sie denn da? Das ist doch lächerlich. Bitte!«
    Er öffnete die hintere Tür, Mia wurde hineingeschoben. Es roch nach Duftbaum und Politur, dann klickte die automatische Verriegelung.
    In Mia vibrierte die Panik, als flösse Strom durch sie hindurch. War das eine Verhaftung? Wohin wurde sie gebracht? Zu einer Polizeistation? Sie rüttelte an dem Türgriff, doch vergeblich. Mia sah an sich hinunter. Sie war barfuß, ihre Beine waren voller Schlammspritzer, ihre Kleider feucht, und in den Haarspitzen sammelte sich das Wasser.
    Sie drückte das Gesicht an das regennasse Fenster und sah verschwommen, dass die Polizisten mit Jez sprachen. Einer hob seine Hand und schüttelte den Kopf. Sie konnte nichts verstehen. Sie drehte so lange an ihrer Kette herum, bis sie ihr fast die Luft abschnürte.
    Das Fenster beschlug, sie wischte ein Stück mit dem Hand­rücken frei und beobachtete, wie Jez einem Polizisten etwas gab. Der Beamte nickte. Einen Augenblick später kam er auf das Auto zu. Die Tür ging auf, und man befahl Mia, auszusteigen.
    Â»Sehr viel Glück«, sagte der Polizist und drohte mit dem Finger. »Wir haben Ihre Ausweisdaten, falls noch mal was passiert.«
    Benommen ging sie zum Laster, wo Jez, die Hände in den feuchten Taschen seiner Shorts, auf sie

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