Die Landkarte der Liebe

wartete.
    Â»Steig ein«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Sie gehorchte, zog sich auf den Sitz und schlug die Tür zu. Im Wagen roch es nach Marihuana und nassen Handtüchern. »Was war das gerade?«
    Â»Ein Bonus auf balinesische Art.«
    Sie zitterte. »Du hast die Polizisten bestochen?«
    Â»Ja.«
    Â»Gott sei Dank!« Sie seufzte erleichtert. »Wie viel?«
    Â»Zehn Millionen Rupiah.«
    Ihre Augen weiteten sich. Das war ein großer Betrag, beinah achthundert Pfund. »Was ist mit meinem Ausweis?«
    Â»Den hab ich«, sagte er und klopfte auf seine Tasche. »Und den behalte ich auch, bis du mir das Geld zurückgegeben hast.«
    Mia wollte schon protestieren und ihn daran erinnern, dass sein Gras den ganzen Ärger verursacht hatte, Geschenk hin oder her. Dann aber lächelte sie. »Harter Tag, was?« Er drückte ihr leicht die Schulter und ließ den Motor an. Mia war nicht sicher, vielleicht war es nur Einbildung, doch als er die Hand zurückzog, glaubte Mia, dass er mit dem Daumen sanft über ihr Schulterblatt gestrichen hatte.

Kapitel 23
Katie
Bali, August
    Katie blickte aus dem Wagenfenster. Das Taxi brauste ins Landesinnere. An den Hängen ringsum lagen fruchtbare Reisterrassen, grüne Bänder umschlossen die gewässerten Felder, die silbern in der Sonne glänzten. Am Straßenrand wuchsen tropische Blumen. Katie war versucht, das Fenster herunterzukurbeln und die parfümierte Luft einzuatmen.
    Â»Ich hab nur eine Viertelstunde beim Konsulat bekommen«, sagte Finn zu Katie. Er trug ein kurzärmeliges Hemd, seine Unterarme waren leicht gebräunt. Er war nun seit einer Woche auf Bali und zu ihrem Leuchtturm in der Dunkelheit geworden.
    Â»Das genügt völlig«, erwiderte sie.
    Das Taxi hielt vor einem weiß gekalkten Gebäude, das von Bougainvilleen gesäumt war. Katie stieg aus, in die schwüle Hitze, und strich den Rock an ihren Beinen glatt.
    Eine Balinesin in einem langen roten Kleid empfing sie, hinter dem Ohr eine farblich passende Hibiskusblüte. »Willkommen. Mr Hastings schlägt vor, dass Sie sich im Garten treffen. Wenn Sie mir bitte folgen möchten?« Sie wurden durch sonnige Gärten mit üppigen Pflanzen geführt. Schmetterlinge flatterten umher und tauchten in die Blütenkelche ein. Katie und Finn wurden an einen Tisch im Schatten eines knorrigen Bananenbaums gebeten, dann servierte man ihnen Eiswasser in schwitzenden Gläsern auf einem Bambustablett.
    Wenige Minuten später erschien ein zierlicher, eleganter Herr in einem hellen Anzug und glänzenden braunen Schuhen. »Willkommen. Richard Hastings.« Er legte ein Notizbuch und eine grüne Mappe auf den Tisch, schüttelte Katie die Hand und sagte: »Katie, ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Ich bedaure sehr, welche Umstände Sie nach Bali geführt haben.«
    Â»Danke.«
    Dann schüttelte er Finn die Hand, zog beide Hosenbeine hoch und setzte sich. »Sie haben ja bereits mit meinem Kollegen Mr Spire vom Auswärtigen Amt in London gesprochen. Es freut mich, dass ich Sie nun persönlich kennenlernen darf.« Er griff an die schmale, goldene Fassung seiner Brille. Seine Augen strahlten eine Wärme aus, die seiner förmlichen Art widersprach. »Nun, Sie haben vermutlich eine ganze Reihe von Fragen?«
    Â»Ja.« Katie räusperte sich. »Ich bin nicht sicher, ob Sie mir bei meinem ersten Problem überhaupt helfen können. Aber als ich vor drei Wochen nach Bali gekommen bin, wurden mir meine Sachen gestohlen. Ich hatte anfangs in einem Hostel gewohnt, dem Nyang Palace.«
    Â»Das tut mir sehr leid«, sagte er und schüttelte so bedächtig den Kopf, als wäre er persönlich für den Vorfall verantwortlich.
    Â»Ich habe bei der Polizei Anzeige erstattet, aber bisher habe ich noch nichts gehört. Ich hatte gehofft, dass Sie sich vielleicht nach den Fortschritten erkundigen könnten.«
    Â»Ich werde gern einige Nachforschungen für Sie anstellen.« Richard Hastings zog einen Füllfederhalter aus der Brusttasche und machte sich Notizen in sein Büchlein. Dann unterstrich er seine Worte mit einer entschiedenen Geste gleich zwei Mal. »Uns ist bekannt, dass hier eine Gang aus Malaysia operiert, deren Mitglieder sich als Touristen tarnen. Sie haben es hauptsächlich auf Hostels abgesehen, da die Fluktuation dort sehr hoch ist und die Sicherheit oft