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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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Hotelanlage weit genug hinter sich gelassen hatte, sank sie im Schatten einer Palme in den Sand und schlang die Arme um die Knie. Ihre Kehle war entsetzlich trocken, sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt etwas getrunken hatte. Ihr war schwindelig vor Erschöpfung. Hätte sie doch ihr kühles Zimmer nicht verlassen.
    Katie stützte das Kinn auf die Knie. Verliere ich langsam den Verstand, Mia? Ich erkenne mich ja selbst kaum noch. Erstaunt dich das? Ich, von der du geschrieben hast: » Katie weiß, wer sie ist, sie schreitet voller Selbstbewusstsein durch die Welt. « Soll ich dir was sagen? Im Moment hab ich das Gefühl, ich schleiche nur noch auf Zehenspitzen herum.
    Ich kann es mir nicht leisten, noch viel länger hierzubleiben, aber ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Die Vorstellung, nach England zurückzukehren, ist unerträglich. Ich glaube, dafür fehlt mir im Moment die Kraft. Dein Tagebuch war das Einzige, was mir eine Richtung vorgegeben hat, und ohne es fühle ich mich … haltlos. Die Stunden dehnen sich unendlich. Gott, Mia, ich bin so allein. So unglaublich allein.
    Nachts ist es am schlimmsten. Ich träume ständig von dir. Du stehst auf der Klippe, ich bin neben dir. Wir streiten uns. Du hast herausgefunden, dass ich dein Tagebuch gelesen habe, und bist wahnsinnig wütend. Der Wind bläst dir das Haar aus dem Gesicht, und deine Augen glühen vor Zorn. Du verlangst das Tagebuch zurück, aber ich sage nichts, wir hören nur beide, wie unten in der Tiefe die Wellen aufschlagen. Als du mich wieder nach dem Tagebuch fragst, gestehe ich, dass ich es verloren habe – dass ich es leichtsinnigerweise in einem Hostel liegen lassen habe und essen gegangen bin, völlig gedankenlos. Du wirst so wütend, all deine Worte, dein Herzblut, verloren, für immer, und dabei trippelst du vor lauter Zorn herum, ohne darauf zu achten, wohin du trittst. Du kommst dem Rand der Klippe nahe, und ich hab große Angst, dass du stürzen könntest. Ich greife nach dir, aber ich ziehe dich nicht zurück, zu mir, nein, ich stoße dich!
    Davon träume ich, Mia. Jede Nacht.
    Ihre Wangen waren feucht von Tränen. Sie tropften auf die Knie, auf den losen Saum des Kleids.
    Â»Katie?«
    Seine Stimme wirkte wie ein Stromschlag. Ihr Kopf fuhr hoch.
    Da stand er vor ihr. Er war blass, sein Haar war kurz geschnitten.
    Â»Finn?«
    Er versuchte, sein Entsetzen zu verbergen. Katies Trauer war körperlich greifbar, sie stand in den dunklen Schatten unter ihren Augen und zeichnete sich in ihren dünnen Armen ab, mit denen sie die Knie an ihre Brust gezogen hatte. Ihr Haar war dunkler, und einen aberwitzigen Moment lang schien es ihm, als sähe er Mia vor sich.
    Â»Finn?« Sie stand auf. »Oh, Gott, du bist es wirklich!« Sie taumelte auf ihn zu und schlang die Arme um ihn.
    Finn roch den Duft in ihrem Haar, schloss die Augen und überließ sich einer Erinnerung.
    Schließlich löste Katie sich von ihm, wischte sich die Tränen ab und strich sich das Haar hinter die Ohren. Sie wirkte zierlich und schmal wie eine welke Blume.
    Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Was machst du hier?«
    Â»Ich dachte, du brauchst vielleicht Gesellschaft«, sagte er lässig. Er wollte nicht zugeben, dass ihre Stimme bei ihrem Anruf so matt und leblos klang, dass er Angst bekommen hatte. Er hatte schon eine der Greene-Schwestern allein nach Bali fliegen lassen, den Fehler würde er kein zweites Mal begehen.
    Â»Woher wusstest du denn, wo ich bin?«
    Â»Ich hab mit Jess gesprochen.«
    Â»Davon hat sie mir nichts gesagt.«
    Â»Offenbar liest du deine E-Mails nicht mehr regelmäßig«, sagte er mit einem Lächeln. »Aber nein, es war ein Geheimplan. Die Vorstellung, dass du allein hier bist, hat uns beiden nicht gefallen.«
    Ihre Augen schimmerten, dann fragte sie: »Wann bist du angekommen?«
    Â»Vor ein paar Stunden. Ich bin gleich in ein Taxi gestiegen. An der Rezeption hab ich gehört, dass du am Strand bist.«
    Zum ersten Mal lächelte sie. »Ich kann es nicht fassen, dass du hier bist.«
    Â»Gehen wir ein bisschen spazieren?«
    Sie liefen am Strand entlang. Eine leichte Brise kräuselte das Meer, am Ufer brachen sich kleine Wellen. In der schwülen Luft roch Finn die See, aber auch einen zitronigen, ihm fremden Duft. »Jess hat mir das mit dem Rucksack erzählt.«
    Â»Das

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