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Die Landkarte der Zeit

Titel: Die Landkarte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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doch nur einen Moment, Mr.   Mazursky», beharrte Ferguson. «Mr.   Fletcher und ich, wir kennen uns seit   …»
    «Beantworten Sie mir eine Frage, Mr.   Ferguson», unterbrach ihn Charles Winslow.
    Verärgert wandte sich Ferguson zu ihm um.
    «Als Ihr Freund Ihnen von seiner Reise in die Zukunft berichtete, hat er Ihnen da etwa erzählt, Sie wären plötzlich aus dem
     Nichts aufgetaucht, um ihn zu begrüßen?»
    «Nein», antwortete Ferguson.
    Charles lächelte.
    «Dann bleiben Sie, wo Sie sind. Sie haben Mr.   Fletcher nicht begrüßt, und darum können Sie jetzt auch nicht zu ihm gehen. Sie haben es selbst gesagt: Das Schicksal ist
     unabänderlich.»
    Ferguson öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort hervor.
    «Wenn es Ihnen also nichts ausmacht», fuhr Charles fort und wandte sich wieder zur Straße, «ich glaube, wir alle würden jetzt
     gern in Ruhe die Schlacht beobachten.»
    Claire nahm erleichtert zur Kenntnis, dass Ferguson |332| damit endgültig zum Schweigen gebracht worden war, und auch die Übrigen wandten sich von ihm ab und konzentrierten sich auf
     die vor ihnen liegende Straße. Sie warf einen Blick zu Lucy, um ihr verschwörerisch zuzuzwinkern, doch ihre Freundin schien
     sich zu langweilen und hatte begonnen, mit einem Stöckchen einen Kiwi in den Sand zu zeichnen. Inspektor Garrett, der sich
     rechts neben ihrer Freundin befand, betrachtete deren Zeichnen voller Entzücken, als wohne er einem Wunder bei.
    «Wussten Sie, dass es diesen Vogel nur in Neuseeland gibt, Miss Nelson?», fragte der junge Mann nach einem Räuspern.
    Lucy schaute den Inspektor an, überrascht, dass auch er den Vogel kannte. Claire musste unwillkürlich lächeln. Unter welchen
     Menschen konnte die Liebe heftiger entbrennen als unter zwei Kiwiliebhabern!
    Im selben Moment vernahmen sie, nur schwach, aus der Ferne ein metallisch klirrendes Geräusch. Alle, sogar Ferguson, hefteten
     ihren Blick auf den Anfang der Straße und warteten, überwältigt von jenem unheilvollen Lärm, der nur die Ankunft der grausamen
     Maschinenmenschen ankündigen konnte.
     
    Und dann kamen sie mit ausgreifenden Schritten wie die Herren der Welt hinter den Trümmern hervor. Sie sahen genauso aus wie
     die Figur im großen Saal. Gewaltig, eckig, finster, mit kleinen Dampfmotörchen auf dem Rücken, aus denen in Abständen Rauchwölkchen
     quollen. Und was niemand erwartet hatte: Sie trugen einen Thron auf ihren Schultern, so wie in früheren Zeiten Könige getragen
     wurden. |333| Claire keuchte vor Aufregung und bedauerte, dass ihr Versteck so weit entfernt lag.
    «Hier, nehmen Sie, meine Liebe», sagte Ferguson und hielt ihr sein Fernglas hin. «Ihr Interesse scheint weit größer zu sein
     als meines.»
    Claire bedankte sich und drückte sich Fergusons Glas an die Augen. Sie zählte acht Maschinenmenschen: vier Träger sowie zwei
     vorne und zwei hinten, die den Thron eskortierten, auf dem steif und ernst Salomon, der König der Maschinenmenschen, saß,
     der sich von den anderen nur durch die Krone auf seinem eisernen Schädel unterschied. Der Zug bewegte sich mit unerträglicher
     Langsamkeit vorwärts, lächerlich schwankend wie Kinder, die gerade ihre ersten Schritte tun. Tatsächlich, dachte Claire, hatten
     die Maschinen bei ihrer Eroberung der Welt das Laufen gelernt. Die Menschen waren zweifellos schneller und beweglicher, aber
     sie waren nicht so unzerstörbar wie diese Geschöpfe, die langsamen, aber sicheren Schritts die Welt eroberten, was vielleicht
     daran lag, dass sie auch über alle Zeit der Welt verfügten, um ihr Ziel zu erreichen.
    Dann, die Prozession hatte die Mitte der Straße erreicht, vernahm man einen schwachen Knall, und Salomons Krone flog wirbelnd
     und glitzernd durch die Luft. Ungläubig sahen alle zu, wie sie auf die Erde prallte, zwischen dem Geröll herumtanzte und einige
     Meter vom Thron entfernt liegen blieb. Nachdem sich Salomon und seine Leibwache von der Überraschung erholt hatten, hefteten
     sich ihre Blicke auf einen großen Gesteinsbrocken, der mitten auf der Straße lag und ihr Weiterkommen behinderte. Die Zeitreisenden
     folgten ihrem Blick. Und da sahen sie ihn. Auf dem Stein stand, geschmeidig und imposant, beinahe |334| in der gleichen Haltung, wie sie seine Statue im großen Saal einnahm, der tapfere Hauptmann Shackleton. Eine glänzende Rüstung
     schmiegte sich an seinen sehnigen Körper, das Schwert hing tödlich lauernd am Gürtel, und in den kräftigen Händen hielt er
     ein

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