Die Landkarte der Zeit
als ihm aufgegangen war, was Murray
vorhatte, war ihm schnell klargeworden, dass sein Schweigen weit mehr wert war als das, was der Unternehmer ihm bezahlen wollte,
und das sagte er ihm. Sein Erpressungsversuch ließ Gilliam Murray jedoch kalt. Er teilte Perkins nur mit, wenn er mit der
Bezahlung nicht einverstanden sei, könne er gehen, und mit einem Ton verletzten Stolzes hatte er hinzugefügt, der Hauptmann
Shackleton, den er sich vorstelle, sei ohnehin nicht so klein wie er, Perkins. Dieser setzte ein drohendes Grinsen auf, machte
auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro, um, wie er sagte, gleich zu Scotland Yard zu gehen. Man hatte nie wieder etwas
von ihm gehört. Perkins hatte sich einfach in Luft aufgelöst, doch Tom und seine Kameraden vermuteten, dass er nicht einmal
bis Scotland Yard gekommen war. Murrays Schläger würden sich wohl um ihn gekümmert haben. Sie wussten nicht, wie viel Wahres
an dieser Geschichte war, aber es war besser, den Chef nicht herauszufordern. Deshalb musste Tom den Vorfall mit Claire Haggerty
unbedingt geheim halten. Wenn |363| jemand erfuhr, dass einer der Passagiere sein Gesicht gesehen hatte, war er geliefert. Er wusste, dass Murray sich nicht damit
begnügen würde, ihn zu entlassen. Er würde das Problem so gründlich lösen, wie er es bei dem unglücklichen Perkins getan hatte.
Da würde es Tom auch nichts nützen, wenn er ihm sagte, es sei nicht seine Schuld gewesen. Allein, dass er am Leben war, wäre
dann eine solche Bedrohung für Murrays Pläne, dass dieser sie schleunigst aus der Welt räumen würde. Wenn er also dahinterkam,
würde Tom genauso enden wie Perkins, auch wenn er ein Stück größer war als der.
«Weißt du was, Tom?», sagte Gilliam und betrachtete ihn voller Zuneigung. «Wenn ich dich so anschaue, sehe ich einen wahren
Helden vor mir.»
«Ich versuche nur, Hauptmann Shackleton so glaubhaft wie möglich darzustellen», antwortete Tom, darauf bedacht, nicht zu zittern,
als er in seine Hose stieg.
Gilliam gluckste vor Vergnügen.
«Dann mach nur so weiter, Junge, mach so weiter», sagte er vergnügt.
Tom nickte.
«Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden», sagte er und setzte sich die Mütze auf. «Ich bin ziemlich in Eile.»
«Was, du gehst schon?», fragte Gilliam enttäuscht. «Willst du nicht mit uns feiern?»
«Tut mir leid, Mr. Murray, aber ich muss los», antwortete Tom.
Darauf bedacht, dass niemand den Sonnenschirm entdeckte, nahm er seine zusammengerollte Jacke und ging zur Tür, die von der
Garderobe auf eine kleine Gasse hinter dem Haus führte. Er musste zusehen, dass er nach |364| draußen kam, bevor Gilliam den Schweiß auf seiner Stirn bemerkte.
«Tom, warte!», rief Murray.
Klopfenden Herzens drehte Tom sich um. Gilliam betrachtete ihn einige Sekunden lang mit ernstem Gesicht.
«Handelt es sich um eine hübsche Lady?», fragte er schließlich.
«Wie meinen?», stammelte Tom.
«Der Grund für deine Eile. Wartet da draußen eine hübsche Lady auf dich, die die Gesellschaft des Retters der Menschheit genießen
will?»
«Ich …», stotterte Tom und spürte, wie ihm der Schweiß über die Wangen rann.
Gilliam lachte.
«Ich verstehe schon, Tom», sagte er und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. «Du magst es nicht, wenn man seine
Nase in deine privaten Dinge steckt, stimmt’s? Aber keine Sorge, du brauchst mir keine Antwort zu geben. Geh nur. Aber vergiss
die Diskretion nicht.»
Tom nickte benommen und ging wieder zur Tür, verabschiedete sich mit einer vagen Handbewegung von seinen Kameraden. Er trat
auf die Gasse hinaus und brachte sie so schnell wie möglich hinter sich. Als er die Hauptstraße erreichte, blieb er hinter
der Ecke stehen und verschnaufte, wartete noch einige Minuten, um sicherzugehen, dass Gilliam ihm keinen hinterherschickte.
Doch niemand verließ das Gebäude, was ihn beruhigte. Das hieß, dass der Unternehmer keinen Verdacht geschöpft hatte; wenigstens
im Moment noch nicht. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Jetzt konnte er sein Schicksal nur noch den Sternen anvertrauen,
damit sie seine Wege möglichst |365| weit von der jungen Dame namens Claire Haggerty wegführten. Im selben Moment stellte er fest, dass er in seiner Nervosität
vergessen hatte, die Schuhe zu wechseln. Er trug immer noch die Stiefel des tapferen Hauptmanns Shackleton.
|366| XXIV
Das Gästehaus in der Buckeridge Street war ein baufälliges Gebäude mit
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